Attention based Charity

Die Innovation des Sponsoring

von Stephanie Czerny

Staatsakt zur Eröffnung der Pinakothek der Moderne

Wenn es stimmt, dass öffentliche Aufmerksamkeit eine Währung ist, auf die keine Person, kein Unternehmen und keine Initiative verzichten kann, um ans Ziel zu kommen, dann muss die herkömmliche Form des Sponsoring neu erfunden werden.

Vor allem ein Medien-Unternehmen muss seine ureigenste Kompetenz, öffentlich Attraktives zu produzieren, dafür einsetzen. Hubert Burda hat darum Mitte der neunziger Jahre entschieden: Sein Medien-Unternehmen beteiligt sich vor allem dann an Sponsoring-Aktivitäten, wenn sein Beitrag in der Herstellung öffentlicher Wahrnehmung für die zu unterstützende Initiative bestehen kann.

Aufmerksamkeit zu erzeugen, diese neue Form des Sponsorings, läßt sich an vier exemplarischen Aktivitäten aufzeigen, die Hubert Burda initiierte: Die „Sympathiekundgebung für die Pinakothek der Moderne“ in München, die Felix Burda Stiftung und ihre Darmkrebs-Kampagne, Bambi 2004 der sich dem Kampf gegen AIDS widmete sowie die Medien-Promotion „Paten für Toleranz“, die Spender für das neue Jüdische Zentrum in München einlobte. Sie werden hier einzeln vorgestellt. Ergänzt werden die Texte durch Beiträge die diese neue Form des Sponsorings in einen größeren Zusammenhang stellen: Der erste von Georg Franck, Architekturprofessor und Philosoph in Wien, dessen Buch „Die Ökonomie der Aufmerksamkeit“ vor Jahren Furore machte. Der zweite von Gregor Vogelsang, resümiert die schwunghafte Entwicklung der „attention industry“. Mark Buchanan, bekannt geworden durch “Small Worlds”, reflektiert im dritten Beitrag über die Bedeutung von Netzwerken. Die Effizienz von Netzwerken ist ein zentraler Bestandteil der Medienkampagnen von Hubert Burda Media.

0 und 1 – Aufmerksamkeit im digitalen Zeitalter von Gregor Vogelsang

Die neue – die wirklich neue – Ökonomie von Professor Georg Franck

Networks by Mark Buchanan

Die Kunst der Aufmerksamkeit von Klaus Wittkamp

Paten für Toleranz von Silvia Adani

Bambi: Attention creates Charity von Philipp Welte

Interview mit Frau Dr. Maar, Vorstand Felix Burda Stiftung, zu Ihrer Darmkrebs-Kampagne

Paten für Toleranz

von Silvia Adani, Kuratorium zur Förderung des Jüdischen Zentrums Jakobsplatz 

In Literatur, Dichtung und Musik ist sie als Schlüsselthema ebenso bedeutend wie für Philosophie, Politik und Religion: die Toleranz, als Maßstab und Status der demokratischen, freiheitlichen Verfassung einer Gesellschaft und des Umgangs der Menschen miteinander.

Wenn Toleranz nicht wirklich von jedem Einzelnen gelebt wird, wenn Toleranz nicht Denken und Handeln des Einzelnen bestimmt, dann sind Frieden, Offenheit und Respekt zwischen Menschen, Kulturen und Religionen nicht möglich.

Der innige Wunsch, die Umsetzung dieser humanistischen Ideale aktiv zu unterstützen und fördern und damit der Toleranz einen Weg in die Herzen und Köpfe der Menschen zu bahnen, hat Prof. Dr. Hubert Burda dazu bewegt, die Initiative „Paten für Toleranz“ ins Leben zu rufen und als Vordenker und Vorbild diese selbst zum Erfolg zu führen.

Willy Bogner entschied sich für ein Zitat von Paul McCartney

„Paten für Toleranz“ ist eine breit angelegte Medienkampagne, die Spendengelder für den Bau des Jüdischen Zentrums Jakobsplatz einlobt. Die Spender bekennen sich mittels einer Patenschaft eines berühmten Zitats zu Toleranz und Offenheit. Die Initiative wird durch die großen Münchner Medienhäuser realisiert und umgesetzt. Neben Prof. Dr. Hubert Burda und den Münchner Verlegern zählen auch Helmut Markwort und Charlotte Knobloch zu den Initiatoren.

Die Kampagne führt alle notwendigen Elemente zusammen: Die Worte großer Persönlichkeiten der Geschichte und Kultur vereinen sich mit dem Ansehen engagierter Paten; die beeindruckende Reichweite der führenden Medeinhäuser Süddeutschlands führt für ein Millionenpublikum nicht nur eine Begegnung mit dem Begriff der Toleranz herbei, sondern gewinnt dieses dafür, ebenfalls tatkräftig und engagiert für diese einzutreten.

Die Basis des Konzepts bilden keine geringeren Denker, Schriftsteller, Künstler und Persönlichkeiten als etwa Friedrich Schiller, Voltaire, Paul McCartney oder John F. Kennedy; sie alle stehen Pate für die „Paten für Toleranz“. Mit ihren Gedanken und Ideen agieren sie quasi als Spiritus Rector des gesamten Projekts, ihre Zitate stehen für die Vision der Toleranz.

Eröffnung des Jüdischen Zentrums

Für diese Gedanken von Weltgeltung haben sich zahlreiche prominente Personen und Persönlichkeiten sofort begeistert und spontan ihre Teilnahme zugesagt. Sie haben jeweils die Patenschaft für eines dieser historisch oder zeitgeschichtlich bedeutsamen Zitate übernommen. Die Gruppe wuchs stetig weiter an zu einem Chorus, dessen Stimme nicht mehr einfach überhört werden konnte. Das Online / Offline-Konzept der Kampagne eröffnete potentiellen Interessenten die Teilnahme durch die Nutzungsmöglichkeit der verschiedenen Kommunikationskanäle. Die eigens konzipierte Website eröffnete darüber hinaus noch zahlreiche weitere Möglichkeiten: Bereits mit einer Spende von fünf Euro war die Teilnahme möglich, neben der Onlinebuchung einer Anzeige konnten eigene oder neue Zitate eingereicht werden und es wurde eine „Hall of Fame“ mit allen bisherigen Anzeigen eingerichtet.

Die großen Münchner Verlage von der „Süddeutsche Zeitung“, über „Münchner Merkur“, „AZ“ bis zu „TZ“ wurden ebenfalls begeistert, die Kampagne aktiv zu unterstützen. Mit ihrer Reichweite und journalistischen Kompetenz war dieses Engagement der Schlüssel zum Erfolg der „Paten für Toleranz“. Millionen Leserinnen und Leser fanden über mehrere Monate hinweg beinahe täglich in der Zeitung ihrer Wahl einen Paten mit einem neuen Zitat.

Alle Spender verewigten sich in der “Hall of Fame”

Während die Paten sich bereit erklärten, für diese Anzeigen den marktüblichen Preis in Abhängigkeit von Farbigkeit und Größe der Anzeige zu entrichten, konnten die Verlage überzeugt werden, diese Anzeigen zum Selbstkostenpreis zu veröffentlichen. Damit wurden rund 85 Prozent des jeweiligen Anzeigenpreises dem Bau des Jüdischen Zentrums Jakobsplatz als Spenden zur Verfügung gestellt.

Ohne Abzüge oder weitere Kosten kamen diese Spenden direkt dem Jüdischen Zentrum Jakobsplatz zugute. Auf dem Jakobsplatz in München, einem der ältesten Plätze der Stadt, entsteht das Jüdische Zentrum, bestehend aus Synagoge, Jüdischem Gemeinde- und Kulturzentrum und Jüdischem Museum. Dieses Projekt, das gleichzeitig die Vision einer neuen Ära des Miteinanders widerspiegelt und repräsentiert, ist wohl eines der zentralen Vorhaben im Nachkriegsdeutschland.

Das Zentrum, das zu einem Gutteil von der jüdischen Gemeinde selbst finanziert, aber vom Freistaat Bayern und der Landeshauptstadt München ebenfalls nachhaltig gefördert und unterstützt wird, ist Prüfstein des Status Quo des Toleranzbegriffs und dessen Verankerung in der deutschen Gesellschaft. Denn ohne die allgemeine gelebte Akzeptanz und der selbstverständliche Umgang mit anderen Religionen, Weltanschauungen und Gedanken hat dieses Zentrum im Herzen Münchens keine Chance, seine Kraft im Wechselspiel mit einem modernen, weltoffenen und reichen städtischen Leben und einer urbanen Kultur.

Die Kunst der Aufmerksamkeit

Hubert Burda und die ‚Sympathiekundgebung für die Pinakothek der Moderne’

von Klaus Wittkamp

Nur ein einziges Mal war es gelungen, den besten deutschen Fußballspieler und den wichtigsten deutschen Maler des 20. Jahrhunderts zusammenzubringen.

Dies geschah, nachdem Franz Beckenbauer sich entschlossen hatte, in einer Zeitungsanzeige sein Porträtfoto neben einem Gemälde von Max Beckmann abbilden zu lassen. Ermöglicht wurde dieses Gipfeltreffen von Hubert Burda, der in einer kunstsinnigen Spendenkampagne die Bürger dazu aufrief, möglichst viel Geld für die Münchner Pinakothek der Moderne zu sammeln. Was war geschehen? Wie kam der geniale Libero dazu, sich mit Beckmanns rätselhaftem ‚Stilleben mit Fernrohr’ einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren?
Wir erinnern uns.

München war schon immer eine Stadt, in der die Alten Meister größere Chancen hatten als die Meister der Moderne. Die zeitgenössische Kunst stand immer ein wenig im Abseits. Während seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in vielen deutschen Städten epochemachende, architektonisch bedeutsame Museen entstehen, ist die ‚Staatsgalerie für moderne Kunst’ im dafür völlig ungeeigneten Haus der Kunst untergebracht. Die Bestände der Neuen Sammlung, eines der weltweit führenden Museen für angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts, werden wegen Raummangels als Leihgaben auf Weltreise geschickt; das Architekturmuseum und die Graphische Sammlung besitzen weder eigene Gebäude, noch geeignete Ausstellungsräume. Dieser Zustand ist nicht nur schlecht für die Kunst und das Ansehen Münchens, sondern enttäuscht auch viele Sammler, die ihre Leihgaben, Stiftungen oder Schenkungen in den Depots verschwinden sehen.

Franz Beckenbauer steht Pate für das “Große Stillleben mit Fernrohr” von Max Beckmann

Aus diesem Grund beschließt die Bayerische Staatsregierung zu Beginn der 90er Jahre – nach langem Zögern und auf erheblichen Druck der Medien –, in München ein neues Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts zu errichten. Da der Ministerpräsident aber nicht sicher ist, ob die bayerische Bevölkerung tatsächlich bereit ist, für die Kunst von Pablo Picasso oder Joseph Beuys erhebliche Summen auszugeben, verknüpft er den Regierungsbeschluß mit einer bis zu diesem Zeitpunkt einmaligen Forderung. Bevor der Freistaat die Finanzierung übernimmt, so lautet die Vorgabe, sollen zehn Prozent der Bausumme, also 20 Millionen DM, von privater Seite zusammengetragen werden.

Von diesem Zeitpunkt an ist die Pinakothek der Moderne angewiesen auf das kluge Engagement und die ausdauernde Phantasie zahlreicher Persönlichkeiten und Instanzen und vor allem der Münchner Bürger. Im Zentrum der Aktivitäten steht die eigens zum Zwecke des ‚Fund Raising’ gegründete ‚Stiftung Pinakothek der Moderne’, die unter der Schirmherrschaft von Herzog Franz von Bayern und der besonderen Mitwirkung des Generaldirektors der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Johann Georg Prinz von Hohenzollern, die Herausforderung des Freistaates annimmt.

Zu den herausragenden Initiativen, die in den folgenden Wochen gestartet werden, gehört die „Sympathiekundgebung für die Pinakothek der Moderne“, die Hubert Burda ins Leben ruft. Als Kuratoriumsmitglied ist der Verleger dazu aufgerufen, mit einer beträchtlichen Spende zum Bau des neuen Museums beizutragen. Nun gehörte es noch nie zur Mentalität Hubert Burdas, anonym und ohne synergetische Effekte ein öffentliches Vorhaben zu begleiten. Er bevorzugt die ungewöhnliche Kampagne. Er richtet den Blick auf neue Strategien und Wahrnehmungsformen. Leidenschaftlich sucht er nach ebenso zeitgemäßen wie erregenden Formen einer „Ökonomie der Aufmerksamkeit“.

Kunstgesinnte in der Rotunde der Pinakothek der Moderne

Tatsächlich ist es vor allem eine neue Qualität der Aufmerksamkeit, die Hubert Burda mit seiner ‚Sympathiekundgebung’ herstellen möchte. Er entwickelt die Idee, Freunde und Förderer aus der gesamten Bürgerschaft sowie Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, aus Kunst, Kultur und Sport zu finden, die in einer Anzeigenkampagne öffentlich zu Spenden aufrufen und sich somit als Förderer der modernen Kunst zu erkennen geben. Gleichzeitig sollen sie mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie selbst eine großzügige Spende leisten. Veröffentlicht werden die Anzeigen in den vier großen Münchner Tageszeitungen, der ‚Süddeutschen Zeitung’, der ‚Abendzeitung’, der ‚tz’ und dem ‚Münchner Merkur’. In diesen Anzeigen kann jeder Teilnehmer mit seinem Porträtfoto, seinem Namen und einem Kunstwerk seiner Wahl dazu aufrufen, sich ebenfalls für die Pinakothek der Moderne zu engagieren.

Der Erfolg der ‚Sympathiekundgebung’ ist durchschlagend. In den folgenden Wochen erscheinen täglich Anzeigen, in denen Persönlichkeiten, die man bis zu diesem Zeitpunkt kaum mit Kunst in Zusammenhang bringen konnte, für das neue Museum werben. Zunächst sind es die prominenten Namen, die Aufsehen erregen: Franz Beckenbauer lässt sich mit Max Beckmann abbilden, Willy Bogner mit einer Landschaft von Picasso, Roland Berger mit einer Liebeserklärung für Robert Motherwell, Gerd Käfer mit einer Abstraktion von Kandinsky. Auch große Unternehmen finden sich unter den Teilnehmern, entweder mit ihrem Logo oder dem Porträt ihres Vorstandsvorsitzenden. Die Liste der Förderer liest sich schließlich wie ein „Who’s who“: Florian Langenscheidt, Ingvield Goetz und Markus Wasmeier sind ebenso dabei wie Siemens, Allianz oder die Münchner Rück.

Vor allem aber lebt die ‚Sympathiekundgebung’ von ungewöhnlichen Konstellationen. Wenn der Fernsehmoderator Dieter-Thomas Heck sich mit Salvador Dalís Bild ‚Das Rätsel der Begierde’ präsentiert, weckt er die Aufmerksamkeit eines Publikums, das der modernen Kunst gemeinhin eher reserviert gegenübersteht. Auch zahlreiche, sonst kulturferne Unternehmen werden erst durch die ‚Sympathiekundgebung’ für die Kunst der Moderne sensibilisiert. So beteiligt Microsoft sich nicht nur an der Anzeigenkampagne, sondern lässt sich, davon angeregt, zum Jahrestreffen seiner Europa-Manager eine exklusive Führung durch die ‚Staatsgalerie moderner Kunst’ vermitteln und spendet dafür einen sechsstelligen Betrag.

Gespannte Besucher bei der Eröffnung

Nach Beendigung der Kampagne hat Hubert Burda sein Ziel erreicht. Mit einer ungewöhnlichen Aktion hat er eine breite Öffentlichkeit für die Pinakothek der Moderne begeistert, eine enorme Geldsumme gesammelt und darüber hinaus eine hohe Aufmerksamkeit für das eigene Haus erreicht.

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die er angeregt hat, ist im heutigen Kulturbetrieb nicht mehr selbstverständlich. Eine große Bürgerbewegung gehörte zu dem Netzwerk, das für einige Wochen die Kunst der Münchner Museen im Gespräch hielt. Künstler gaben kostenlos ihre Bildrechte frei; Zeitungsverleger stellten Platz für die Anzeigen zur Verfügung; Prominente wie Boris Becker erschienen auf Fund-Raising-Dinners, auf denen die vier Museumsdirektoren die Pläne für die Pinakothek der Moderne vorstellen konnten. Den größten Anteil am Erfolg aber hatten all jene bekannten und unbekannten Teilnehmer, die nicht nur großzügige Spenden für das Museum geleistet haben, sondern die zugleich das Wagnis auf sich nahmen, sich in aller Öffentlichkeit mit einem schwierigen Kunstwerk von Georg Baselitz, Sol LeWitt oder Joseph Beuys ablichten zu lassen. Die zahllosen Zehn-Mark-Überweisungen auf das Spendenkonto beweisen, daß die ‚Sympathiekundgebung’ auch breite Bevölkerungsschichten von der Notwendigkeit des neuen Museums überzeugen konnte.

So hat Hubert Burda wieder einmal nichts anderes getan, als seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: neue Orte für neue Bilder zu finden, in diesem Falle die Pinakothek der Moderne, für die vor fast genau zehn Jahren der erste Spatenstich erfolgte.

Das Wort ‚Pinakothek’ leitet sich aus dem Griechischen ab und bezeichnet „den Ort, an dem man Bilder aufbewahrt“. Für Hubert Burda sind diese Bilder mehr als bemalte Leinwände oder Holztafeln. Bilder stehen für ihn in einem viel umfassenderen Kontext. Die Frage nach dem Bild impliziert den Blick auf grundlegende Formen der Wahrnehmung, zu denen ein Gemälde von Tizian oder eine Installation von Bruce Naumann ebenso gehören kann wie die darin zur Sprache kommenden Imaginationen und Einbildungen, Metaphern und Traumbilder, Erinnerungen an Vergangenes und Vorstellungen des Künftigen. Bilder sind demnach das Gegenteil von Abbildungen; sie sind Medien, die zwischen der kaum einsehbaren Welt des Unbewussten und den scheinbar so klaren Einsichten des Erkenntnisvermögens vermitteln. Eine Pinakothek ist der Aufbewahrungsort dieser Bild-Medien: sie repräsentiert nicht weniger als das kollektive Gedächtnis der Menschheit und den Blick des Menschen auf sich selbst.

Indem Hubert Burda die begnadeten Spielzüge eines Franz Beckenbauer und die bis heute unergründlichen Stilleben eines Max Beckmann zu einem einzigen Bild verdichten konnte, zeigt er uns, daß die Kunstgeschichte der Moderne vorläufig noch nicht beendet ist.

Die neue – die wirklich neue – Ökonomie

von Professor Georg Franck

Der Erfolg des Hauses Burda belehrt all die eines Besseren, die glauben, daß die Ökonomie der Aufmerksamkeit eine Ökonomie im nur übertragenen Sinn sei.

Das Haus ist Bank und Börse in Sachen Aufmerksamkeit. Wer schnell und richtig reich an Beachtung werden will, muß in die Bunte. Wer in Rankings und Hitlisten vorne mitmischen will, sollte im Focus aufgetaucht sein. Das Medienhaus macht vor, wie die Vermögensverwaltung in Sachen des immateriellen Reichtums funktioniert. Aus einer kleinen Einlage mitgebrachter Bekanntheit kann ein Kapital werden, das sich rentiert. Die Bank investiert die Einlage in Präsentationsfläche. Je bekannter das Gesicht ist – und wird –, um so mehr bringt die Präsentation für den Einleger und freilich für die Bank. Die Bank kann aber auch Werte wie aus dem Nichts schöpfen. Sie kann nämlich mehr Kredite geben, als Einlagen da sind. Sie kann ein Mauerblümchen präsentieren, als sei es schon ein Sternchen. Wenn die Suggestion aufgeht, dann ist da plötzlich ein Renommee, das sich verzinst. Jetzt wird das Medium erst recht wichtig. Es wächst selber über die Hausbank hinaus, wenn das Publikum zu verstehen beginnt, was der Faktor Größe des Bilds mal Häufigkeit der Abbildung bedeutet. Der Faktor notiert einen Kurswert, sobald das Medium als Börsenblatt der Prominenz gelesen wird.

Aus der Sicht des ökonomischen Neulands, das da in Besitz genommen wird, sieht die New Economy von gestern noch älter aus, als es das jüngst Vergangene so an sich hat. Da gibt es nicht nur eine neue Technologie, die Technologie der Attraktion. Da gibt es auch nicht nur eine Klasse von neuen Reichen, die Medienprominenz. Da tritt eine neue Art von Sozialprodukt in Erscheinung: das Aufkommen an der Beachtung, die für den Konsum der Information ausgegeben wird, die in den Medien erscheint. Neu an dieser Ökonomie ist nicht, daß das Geld als Währung abgelöst würde. Neu ist, daß der Gewinn an Beachtung vor dem Profit kommt. Das Haus Burda versteht es wie wenige andere, aus diesem Wechsel der Prioritäten Kapital zu schlagen. Man weiß in diesem Haus, daß die Wachstumspole der Wirtschaft an die Schnittstellen zwischen der Ökonomie des Gelds und der Ökonomie der Aufmerksamkeit gewandert sind. An dieser Schnittstelle – in der Wissens- und Kulturindustrie, im Sport, in der Werbung – boomen die ansonsten lahmenden Wachstumsraten.

Was kann einem Theoretiker Besseres begegnen, als ein potentes Unternehmen, das seine Thesen auf die Probe stellt? Was gibt es Schöneres als die Bestätigung im Stil eines groß angelegten Experiments? Nun, so ungetrübt ist die Freude am diesem Rechthaben nicht. Nicht nur die Ökonomie der Aufmerksamkeit ist eine Ökonomie mit all den Schattenmärkten und all den Schattenseiten, die für eine Marktwirtschaft typisch sind. Auch der mentale Kapitalismus entpuppt sich mehr und mehr als ein Kapitalismus mit all den charakteristischen Höhen und Tiefen. Stichworte sind die schiefe Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums, die Verwertung des Reichtums, die die Belohnung der Leistung verdrängt, die leistungsfreien Einkommen derer, die ehedem im Überfluß leben. Der mentale Kapitalismus sozialisiert den Status des Elitären ohne Ansehen der Gründe, die zur Bekanntheit verhalfen. Die Medienprominenz glänzt vor allem im Glück, das man haben muß, um so vielen Menschen Beachtung abzunötigen, ohne allzu Beachtliches zu bieten.

Warum gefällt es den vielen, die so wenig für ihre Acht zurückbekommen? Das weiß man nicht. Den Kritikern des mentalen Kapitalismus ist nämlich noch kein Experiment im größeren Stil eingefallen. Ihnen bleibt nur zu stauen, wie glatt der neue Kapitalismus läuft.

0 und 1 – Aufmerksamkeit im digitalen Zeitalter

von Gregor Vogelsang, Partner Booz Allen Hamilton

Über 900 Milliarden Euro setzt die Attention Industry jedes Jahr um, weltweit, Tendenz steigend. Aufwand, der allein betrieben wird, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, denn noch nie war so viel Nachfrage nach Aufmerksamkeit:

Neue Produkte, neue Marken, politische Agenden und deren Macher, gesellschaftliche Anliegen – und natürlich auch Corporate Citizenship und Charity Projekte – suchen in einem täglichen Wettkampf nach Aufmerksamkeit. Charity und Corporate Citizenship Projekte sind sogar in besonderem Maße auf Aufmerksamkeit angewiesen, denn ihr Anliegen für viele gar nicht auf der persönlichen Agenda.

Gregor Vogelsang, Partner Booz Allen Hamilton

Gleichzeitig war aber auch noch nie so viel Angebot, um auf sich aufmerksam zu machen: Wer die Öffentlichkeit heute sucht, wird sie auch finden – in zunehmendem Maße, indem er sie selbst schafft. Web 2.0 versorgt jeden und alles mit einem Kanal. Blogs, Vlogs, Mlogs, Communities. Wie im E Commerce hat sich ein „Long Tail“ der Aufmerksamkeit im Netz erfolgreich etabliert. Die Suchmaschinen sind die neuen Herren dieser Long Tail Attention im Web. Der Link ist die neue Währung der Aufmerksamkeit, nicht mehr der Space: Mehr Links, mehr Aufmerksamkeit.

Schliesslich sind da noch die Konsumenten, die eigentlichen Adressaten der Attention Industry. Unsere Möglichkeiten, auch noch die letzten Minuten unseres wachen Daseins mit der Aufnahme und Abgabe von Botschaften zu verbringen ist geradezu dramatisch angestiegen. Unsere Erreichbarkeit ist auf ein 24x7x365-Niveau geklettert, unsere Zeiteinheiten für die Beschäftigung mit Botschaften in dieser erreichbaren Spanne sind immer kleiner geworden, sprich wir beschäftigen uns in einem wachsenden Zeitraum mit immer mehr und immer kleineren Einheiten.

Mehr Nachfrage, mehr Angebot und mehr Zeit. Aber: weniger Übersicht, größeres Durcheinander der Botschaften, Medien, Bittsteller… .Mit der Aufmerksamkeit ist es wie mit den Informationen. Information ist nicht gleich Information und Aufmerksamkeit ist nicht gleich Aufmerksamkeit. Es ist die Quelle, die den Unterschied macht. Die persönliche Empfehlung oder das „Endorsement“ sind in dieser sich individualisierenden Welt ein immer wichtigeres Mittel zum Wecken von Aufmerksamkeit. Der oder die Prominente, die für ein Projekt, ein Charity-Anliegen werben, vergeben damit das Wertvollste in der Attention Industry – ihr persönliches Endorsement und damit ihr Aufmerksamkeitskapital.

Networks

by Mark Buchanan, Author of “Small Worlds”

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Modern research in cognitive psychology and artificial intelligence tells us that intelligence is both “embodied” and “embedded”. What does this mean?

For individuals, businesses or governments today, the environment is increasingly the “networked” environment. The vast technological reach of the Internet has revolutionized everything from international banking and business management to library science and air traffic control. It has vastly improved the efficiency of information flows of all kinds. Like all developments in our world, however, from genetic engineering to nuclear energy, networks present both opportunities and risks. We still seem powerless to prevent serious network inefficiency – today more than 68% of global email is wasted “spam”. Likewise, while air travel enhances business efficiency and brings disparate cultures together, it also projects public health problems across the globe: witness the worldwide repercussions of the SARS epidemic, and the looming threat of Avian flu.

Executives and scholars of business management recognize that conventional theories of management, forged in the era of industrialization, vertically integrated companies, and relatively impermeable institutional borders, can no longer cope with the immensely complex organizations that have emerged during two decades of rising globalization and decentralization. With the global economy now far more integrated than it has ever been, chains of economic cause and effect reach across the world with disconcerting speed, exposing individuals, firms, and governments to a new kind of “interdependence risk” — to the possibility that events quite far away can undermine the activities on which their security and prosperity depend. To take one example, in 2002, a labor slowdown at ports on the West Coast cost U.S. businesses up to $1 billion per day for several weeks, bringing into sharp relief their dependence on facilities they do not themselves control.

But networks exist, of course, because they offer opportunities. Five-hundred million years ago, the single-celled organisms that then inhabited the Earth began a vast experiment in networking, forming into alliances of more capable and sophisticated multi-cellular organisms and creating an evolving line of living technology of which we are the most recent products. Evolution has managed to exploit the benefits of networks, while avoiding – or at least learning to cope – with the inherent risks. Nowadays, we are involved in a similar experiment and to succeed we will need to do the same. To do so, we will require a deep science of networks – a science that is today only in its infancy.

In the abstract, a network is simply a web of linked objects – people, computers, bacteria, businesses, or what have you. What makes networks so efficient? Obviously, connections allow the bringing together of complementary resources and skills and thereby the achievement of tasks that would otherwise be impossible. The linking together of resources also allows sharing of loads and the division of labour, as illustrated by the historical development of the electrical grid. In the early 20th century, when electrical appliances were still relatively exotic, and electrical lighting was the technological marvel of the day, power stations located in towns or cities burned fuel or harnessed hydroelectric energy and delivered it through short transmission lines to local businesses and residents. Power was both produced and consumed locally. With time, of course, these local networks extended their reach to the countryside, carrying power for electric lights, to run machinery and so on. Today, power is till produced locally, but consumed globally.

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Widespread distribution does more than make power available to more people. It makes power generation more efficient. Suppose it is summertime in the U.S., and a local heat wave is hovering over the East coast. Momentarily, demand for electrical power in this region will soar, as people use their air conditioners and fans. But all this power need not be produced on the East coast. The electrical grid network can instead divert electricity from other regions, directing it to where it is needed most. A week later, if weather conditions and electricity demands change, the network can just as easily send power elsewhere. In the absence of network sharing, power generators in each region would have to be able to supply the local peak demand. By linking together the electrical supply networks for different geographical regions, electrical generators can share the burden.

This is the secret of networks – improved flexibility and adaptability, as resources can flow toward points of greatest need. This is why the Internet, a global network of interlinked computers, is so remarkably dependable. Engineers estimate that at any one time, a few percent of all Internet computers are not working, either offline for maintenance, or having crashed for some reason. But we rarely if ever notice this when sending emails, as the network has been designed to automatically re-route messages around problems spots. This is also why the World Wide Web is such a powerful information resource. A physicist in Rome can access and in seconds run a calculation on a supercomputer located at the Los Alamos National Laboratory in the New Mexico Desert. Information and resources flow to where they can be used. The remarkable SETI project, scanning the heavens in a search for signs of other life within our Universe, has exploited this network resource very cleverly. The project’s organizers have literally enlisted millions of individual computers from all over the world to participate in analyzing data, searching for hidden signals. Again, computational resources – in apparently idling computers across the planet – are put to work by virtue of the network.

The benefits of linking things together may be somewhat obvious, but the real power of networks to improve efficiency only comes into view with a slightly more detailed examination. Three decades ago, sociologists noted that most people find new jobs – or other kinds of precious information – not by contact with those they know well or see frequently, but through those with whom they have only “weak ties” – more distant acquaintances or contacts. Paradoxically, these people offer bridges to other worlds of information or capabilities that are not normally our own. Indeed, no matter who you are, most knowledge and capability rests in the hands and heads of others, known to you perhaps, but most likely not.

What is most surprising is how these weak links make real-world networks of all kinds, from social and business networks to the Internet and World Wide Web, surprisingly small, and make all those “unknown” resources only a few steps away. Although there are over ten billion pages on the World Wide Web, it generally takes only about 20 clicks to navigate from one page to another. Studies of social networks, food webs, the physical Internet, cellular protein-protein interactions networks and networks of many other kinds reveal a similar character – going from any one element to another requires only a handful of steps, even in networks comprised of an enormous number of elements. This is why networks offer so much potential. We used to think of intelligence as something inherent to a mind or organism, some special quality of its organization and function, which could be described and understood in the abstract and in isolation. Now we see that human intelligence and the intelligence of other organisms actually depends crucially on ongoing interactions between mind and body and between the organism itself and its environment. Intelligence is less a property of an organism per se, than a quality of the relationship between an organism and its environment.

In pinning down some quantitative measures of real-world networks, the science of networks has at least begun to establish a conceptual language for describing and comparing complex networks in a meaningful way. Many fundamental questions demand answers. What accounts for the emergence of similarly structured networks in so many distinct settings, where one might expect different factors to be at work? What is the link between the specific architecture of a network and its stability and efficiency? How does network architecture influence the dynamics of processes taking place within that network?

What increasingly stands out about today’s world is its immense complexity – its irregularity and apparent unpredictability, its dense webs of cause and effect that defy straightforward analysis. Nothing in traditional science and engineering has prepared us to manage such systems, and our intuition offers little or no guidance: we need new ideas, new metaphors and new methods. Network intelligence is the ability of an individual within a network to navigate and tap into the extended ecosystem of resources, while avoiding the hazards. Our future demands that we develop such intelligence.

Bambi: Attention creates Charity

von Philipp Welte, Geschäftsführer Burda People Group

2004 wurde der Medienpreis Bambi dem Kampf gegen AIDS gewidmet

Hilfe entsteht, wenn Menschen das Leid anderer Menschen sehen. Und sie wächst, je mehr wir von der Verzweiflung und dem Elend erfahren, in das andere Menschen geraten sind. Aber wohin schaut die Welt? Wer lenkt die Aufmerksamkeit der Menschheit auf Schicksale, auf Katastrophen und bewegt sie dadurch zur Hilfe?

Vor etwas mehr als einem Jahr riss der Tsunami über 200.000 Menschen in Südostasein in den Tod – und setzte eine der größten Hilfsaktionen in der Geschichte der Menschheit in Gang. Weil die Welt hinsah. In Afrika sterben jeden Monat 150.000 Menschen an AIDS, „das ist ein Tsunami jeden Monat“, sagt Rockstar Bono, aber niemand hilft – „weil es nicht in den Medien ist“. Tatsächlich liegt die soziale Verantwortung der Medien im 21. Jahrhundert darin, Aufmerksamkeit auf die Not Einzelner in unserer Welt zu lenken und dadurch das Fundament jeder Hilfe überhaupt erst zu schaffen: das Wissen von der Not.

Für sein Engagement im Kampf gegen AIDS wurde Sir Elton John mit dem Bambi geehrt

Als mächtigstes Instrument zur Aggregation medialer Aufmerksamkeit setzt Hubert Burda Media gezielt auf den wichtigsten deutschen Medienpreis: auf BAMBI. Seit einigen Jahren lenkt BAMBI mit seiner medialen Macht von über zwei Milliarden Publikumskontakten das Interesse der Menschen auf fundamentale Themen wie den vergessenen und verdrängten Kampf gegen AIDS. Aus dieser sozialen Verantwortung von BAMBI heraus entstand dann TRIBUTE TO BAMBI, eine eigene Charity für Kinder in Not. Gemeinsam mit Stars kämpft TRIBUTE TO BAMBI gezielt für private soziale Projekte, die nicht im Mittelpunkt des medialen Interesses standen und staatlich nicht gefördert werden. Hier greift BAMBI mit dem TRIBUTE ein: schafft mediale Aufmerksamkeit, weckt öffentliches Interesse und leistet sehr konkrete wirtschaftliche Hilfe für Kinder in Armut, für Straßenkinder, für missbrauchte Kinder.

Einige dieser Initiativen wie das Projekt OFFROAD KIDS für Straßenkinder würde es ohne das TRIBUTE TO BAMBI nicht mehr geben. Einige dieser Themen wie das Schicksal von HIV betroffener Kinder wären immer noch Tabu. Unwissen und Ignoranz sind der schlimmste Feind von Menschen in Not. Dagegen zu kämpfen ist die edelste Aufgabe der Medien: Um zu helfen setzen sie auf ihre „magical ability to catch people´s attention“ – sie interessieren Menschen für Menschen. Und genau dann beginnt die Hilfe.

Interview mit Frau Dr. Christa Maar, Vorstand Felix Burda Stiftung

Susann Stahnke, Prof. Hagenmüller, Dr. Christa Maar und Moderatorin Gaby Miketta (v.l.n.r.) bei der Pressekonferenz zum Darmkrebsmonat März 2003

Die Felix-Burda-Stiftung wurde für ihre sehr erfolgreiche Darmkrebs-Kampagne mit mehreren Preisen ausgezeichnet – darunter der Social Effie. Wie kam es überhaupt zu der Initiative?

Nach Felix’ Tod im Frühjahr 2001 haben wir zusammen mit medizinischen Experten erörtert, was konkret getan werden kann und sollte, um die erschreckend hohe Anzahl von jährlich mehr als 60.000 Neuerkrankungen, von denen die Hälfte stirbt, weil ihr Krebs zu spät entdeckt wurde, zu reduzieren. Zur Diskussion standen am Anfang ja auch noch Investitionen in Forschungsprojekte, doch es stellte sich sehr schnell heraus, dass die besten Chancen, diese Krankheit zu besiegen, in der möglichst frühen Erkennung und Entfernung von Tumoren und deren Vorformen, den Polypen, liegt.

Das Problem war nur, dass die bis dahin angebotene Vorsorgeuntersuchung wenig bekannt war und entsprechend von der Bevölkerung auch nicht angenommen worden war und dass die Methode des Okkultbluttests auch nicht so besonders effektiv ist und man sagen könnte, wenn man den Test gemacht hat, kann man sicher sein, keinen Krebs zu bekommen. Die sehr viel effektivere Methode der Vorsorgedarmspiegelung, mit der sich Darmkrebs fast hundertprozentig verhindern lässt, war damals noch keine Kassenleistung. Es war also schon aus diesem Grund schwierig, sie den Menschen nahe zu bringen. Aber wir haben uns dann dennoch dazu entschlossen, eine große Medienkampagne zu beginnen und den Menschen auch klar zu machen, dass sie Darmkrebs durch eine Vorsorgedarmspiegelung tatsächlich verhindern können. Es war natürlich ein großes Glück, dass die Krankenkassen diese Chance ergriffen und relativ bald entschieden haben, eine gesetzliche Vorsorgedarmspiegelung für alle Versicherten ab dem 56. Lebensjahr einzuführen. Da in Deutschland 90 % der Bevölkerung gesetzlich versichert ist, ist das eine optimale Situation, um eine Kampagne durchzuführen.

Was zeichnet die Darmkrebs-Kampagne aus und wie unterscheidet sie sich von anderen Initiativen?

Im Vergleich zu vielen anderen Gesundheitskampagnen haben wir eine völlig andere Herangehensweise. Die Felix Burda Stiftung ist eine unabhängige Stiftung, die sich vorrangig dem Thema “Motivation zur Darmkrebsprävention” verschrieben hat. Doch geht sie an dieses Thema anders als Ärzte und Krankenkassen aus dem Blickwinkel der Medienschaffenden heran. Um ein solches Tabuthema wie die Darmkrebsvorsorge wirklich an die Menschen heranzutragen, muss man es kommunizieren, kommunizieren und nochmals kommunizieren und zwar durch positive Botschaften und nicht mit erhobenem Zeigefinger. D.h. wir sind ständig dabei, das Thema neu zu besetzen und darzustellen und alle auf den “Darmkrebsmonat März” als jährlichen Reminder einzuschwören.

Harald Schmidt setzt sich für die Darmspiegelung ein

Wie wichtig war und ist die mediale Inszenierung des Themas?

“Darmkrebs ist kein medizinisches sondern ein kommunikatives Problem”, mit diesem Leitsatz sind wir 2002 gestartet und er ist immer noch gültig. Das Crossmedia-Konzept, intensive Marketing- sowie Öffentlichkeitsarbeit, ist daher nach wie vor zentraler Dreh- und Angelpunkt unserer Aktivitäten. Der von uns ausgerufene und seit 2002 jährlich durchgeführte “Darmkrebsmonat März” ist nichts anderes als eine große mediale Inszenierung, in die wir möglichst viel Mitspieler aktiv mit einbinden. Unser Ziel ist es, im Aktionszeitraum möglichst viele Menschen zur Teilnahme an Darmkrebsvorsorge zu gewinnen. Das geht natürlich nur, wenn da noch ganz viele andere mitmachen, es sind ja inzwischen viele Ärzte, Kliniken, Unternehmen und Medien, die sich mit eigenen Aktionen und teilweise auch mit engagierten und sehr wirksamen lokalen Kampagnen am Darmkrebsmonat beteiligen. Für die Öffentlichkeitsarbeit laufen die organisatorischen Fäden bei uns im Marketing- & Communications-Team zusammen. Die vielen lokalen Aktionen, die im Darmkrebsmonat in ganz unterschiedlichen Regionen stattfinden, werden hingegen von den dortigen Akteuren in Szene gesetzt. Das ist inzwischen eine richtige breite Bewegung geworden, an der sich ganz viele unterschiedliche Akteure beteiligen, die zum Teil beeindruckende vernetzte Aktivitäten auf die Beine stellen und dabei jeweils von den dort ansässigen Medien begleitet werden. In diesem Jahr sind es im März z. B. „Berlin gegen Darmkrebs“ und „Frankfurt gegen Darmkrebs“, wo die Oberbürgermeisterin die Schirmherrschaft übernommen, die als vernetzte Aktionen herausragen. Von unserer Seite kommen dann noch überregionalen Inszenierungen dazu. Z. B. ziehen wir die jährliche Verleihung des Felix Burda Award groß im Rahmen einer glanzvollen Abendgala auf, die wiederum ein großes Medieninteresse auf sich zieht. Auch die neue Anzeigenkampagne und die TV-Spots, die wir in diesem Jahr neu mit unseren prominenten Unterstützern produziert haben, sind natürlich Teil einer großen Inszenierung. Wir haben in diesem Jahr einen etwas ungewöhnlichen Ansatz gewählt, der aber von den Prominenten ziemlich begeistert aufgegriffen wurde. Die Spots sind wirklich schön geworden, und jetzt hoffen wir natürlich, dass diese Inszenierungen mit Wladimir Klitschko, Barbara Schöneberger, Nina Ruge, Kai Pflaume und anderen noch deutlich mehr Menschen als bisher zur Teilnahme an Darmkrebsvorsorge motivieren werden.

Sind die vielen Prominenten, die mitmachen bei der Kampagne, wichtig für den Erfolg?

Auf jeden Fall, die haben eine ganz wichtige Funktion, sie vermitteln ein Stück Überzeugung, denn jeder von ihnen sagt ja, dass er Darmkrebsvorsorge supersinnvoll findet und selbst mit gutem Beispiel vorangegangen ist. Zu Beginn haben uns alle vom Einsatz von Prominenten abgeraten, weil es ja auch tatsächlich so ist, das die meisten Prominenten ohnehin schon für ganz verschiedene Produkte werben und überhaupt nichts Typisches haben, was die Verbindung zum Produkt herstellt. Aber wir waren uns von Anfang an sicher, dass ein so unglamouröses und mit so vielen irrationalen Ängsten besetztes Thema wie Darmkrebsvorsorge unbedingt prominente Fürsprecher benötigt. Wir haben die Anzeigenkampagne mit Prominenten dann auch gegen unsere eigenen Bedenken durchgezogen, und wie man sieht, hat es sich ausgezahlt. All unsere prominenten Unterstützer arbeiten übrigens komplett auf Pro-bono-Basis für die Stiftung, und auch die Anzeigenschaltung in den Zeitschriften, auch in den Medien anderer Verlage, sowie die Ausstrahlung der TV-Spots auf allen Kanälen geschieht pro bono, sonst könnte man solche Kampagnen gar nicht realisieren.

Sarah Connor mit Autogrammjägern bei der TV-Show “Stars mit Mut”

Was sind die bisherigen Ergebnisse Ihres Engagements?

Die Auszeichnungen mit dem PR-Report-Award 2004 und dem Social Effi in Gold 2005 belegen sehr gut unseren – auch durch Medienresonanzanalysen – messbaren medialen Erfolg. Aber noch wichtiger ist natürlich der Vorsorgeerfolg. Als erster Erfolg unserer Kampagne wurde Ende 2002 die gesetzliche Vorsorgekoloskopie für Versicherte ab dem 56. Lebensjahr eingeführt. Die Untersuchung wird gut dokumentiert und ausgewertet. Von 2003 und 2004 liegen die Zahlen inzwischen vor, 2005 dürften sie relativ ähnlich ausfallen. Was man auf einen Blick sieht ist, dass Darmkrebs, der bei einer Vorsorgeuntersuchung entdeckt wird, an der ja gesunde Menschen ohne jegliche Beschwerden teilnehmen, meistens in einem so frühen Stadium erkannt wird, dass er heilbar ist. Die Mehrzahl der entdeckten Darmkrebse war im Frühstadium. Darüber hinaus wurden bei einem Drittel der untersuchten Personen Polypen gefunden und entfernt, was bedeutet, dass daraus kein Krebs mehr entstehen kann. Viele dieser Polypen wären in den nächsten Jahren zu Krebs geworden, ohne dass die Betroffenen das gemerkt hätten. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Menschen bereits jetzt, wo immer gesagt wird, die Teilnahmezahlen an der Vorsorgedarmspiegelung seien noch zu niedrig, jedes Jahr durch diese Untersuchung vor einer unheilbaren Darmkrebserkrankung bewahrt werden: Es sind mindestens 7000 Personen jährlich, bei denen gegenwärtig Krebs oder Vorstufen von Krebs gefunden und entfernt werden und die jetzt relativ sicher sein können, in den nächsten 5 bis 10 Jahren, bis sie sich wieder untersuchen lassen müssen, keinen Darmkrebs zu bekommen. Das wird sich auf längere Sicht auch im Abnehmen der Todeszahlen niederschlagen, aber es dauert natürlich immer ein paar Jahre, bevor man so etwas dann wirklich deutlich sieht. Wir werden auf jeden Fall auch weiterhin nicht nachlassen in unseren Bemühungen, die Menschen zur Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen zu motivieren.

The next big thing

Esther Dyson, Martin Varsavsky (FON), Marissa Mayer und David Kirkpatrick diskutieren über “The next big thing”

“Meine Freunde machen sich in letzter Zeit oft über mich lustig: Google sei jetzt schon so viele Jahre alt und sehe immer noch gleich aus”, erzählt Marissa Mayer. Das heiße aber nicht, dass hinter der Oberfläche nicht sehr viel passiere, so die Chefentwicklerin des Suchmaschinen-Giganten. “The Next Big Thing” lautete der Titel des von David Kirkpatrick moderierten Panels beim DLD06 in München.

Für ihre durchschlagenden Ideen erhielt die Google-Topfrau den ersten “Aenne Burda Award for Creative Leadership”. “Es gibt ein Unternehmen, das unsere Welt ändert und das ist Google. Eine der Personen hinter diesem Erfolg ist sie: Marissa Mayer. Sie ist die Königin der Ideen”, begründete Verleger und Gastgeber Dr. Hubert Burda die Auszeichnung in Erinnerung an seine im November verstorbene Mutter, die Verlegerin Aenne Burda.

Bei der Preisübergabe: Dr. Joseph Vardi, Marissa Mayer, Dr. Hubert Burda

Die nächste durchschlagende Idee der digitalen Welt werde hingegen nicht von einem der Top-Player, sondern von einem Start-up kommen, ist sich Esther Dyson sicher. “Solche Dinge kann man nicht entwickeln. Plötzlich sind sie da und unglaublich erfolgreich”, beschreibt die führende Unternehmerin der amerikanischen High-Tech-Branche und Herausgeberin der monatlichen erscheinenden Newsletters Release 1.0.

Seine Eindrücke im Gespräch mit Dr. Burda und Trends vom DLD schildert Technologie-Experte David Kirkpatrick auf CNNMoney – zum vollständigen Beitrag hier klicken.

Burda Ski Cup in Davos

Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke bei der Abfahrt

Bestes Wetter und ein kilometerweiter Blick über die Schweizer Alpen erwartete die rund 60 Teilnehmer beim Burda Ski Cup in Davos. Verleger Dr. Hubert Burda hatte zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums am Sonntag hochkarätige Gäste aus Wirtschaft und Medien zum traditionellen Skirennen eingeladen – darunter Polens Ex-Präsident Aleksander Kwasniewski, Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke, Google-Frau Marissa Mayer, Premiere-Chef Georg Kofler, Investmentbanker Alexander Dibelius, Zeit-Herausgeber Josef Joffe, BR-Intendant Siegmund Gottlieb, International Herald Tribune-Korrespondent Thomas Crampton und David Kirkpatrick von Fortune.

Siegerehrung: Alexander Dibelius, Jürgen Geißinger, Jürgen Großmann und Christoph Schläffer

Im Anschluss an die Abfahrt am Weißfluhjoch gab’s in Bruhnis Gipfelrestaurant bei Raclette und Live-Volksmusik ausreichend Möglichkeit zur Vernetzung.

Das Weltwirtschaftsforum versammelt jährlich hunderte hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in dem Schweizer Skiort. Im Mittelpunkt des Gipfeltreffens, das in den vergangenen Jahren zu einem weltweiten Medienereignis geworden ist, stehen globale Wirtschafts- und Politikthemen. Marcus Walker vom Wall Street Journal war dabei und berichtet vom Burda Ski Cup. Zum vollständigen Artikel geht’s hier.