von Gregor Vogelsang, Partner Booz Allen Hamilton
Über 900 Milliarden Euro setzt die Attention Industry jedes Jahr um, weltweit, Tendenz steigend. Aufwand, der allein betrieben wird, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, denn noch nie war so viel Nachfrage nach Aufmerksamkeit:
Neue Produkte, neue Marken, politische Agenden und deren Macher, gesellschaftliche Anliegen – und natürlich auch Corporate Citizenship und Charity Projekte – suchen in einem täglichen Wettkampf nach Aufmerksamkeit. Charity und Corporate Citizenship Projekte sind sogar in besonderem Maße auf Aufmerksamkeit angewiesen, denn ihr Anliegen für viele gar nicht auf der persönlichen Agenda.
Gleichzeitig war aber auch noch nie so viel Angebot, um auf sich aufmerksam zu machen: Wer die Öffentlichkeit heute sucht, wird sie auch finden – in zunehmendem Maße, indem er sie selbst schafft. Web 2.0 versorgt jeden und alles mit einem Kanal. Blogs, Vlogs, Mlogs, Communities. Wie im E Commerce hat sich ein „Long Tail“ der Aufmerksamkeit im Netz erfolgreich etabliert. Die Suchmaschinen sind die neuen Herren dieser Long Tail Attention im Web. Der Link ist die neue Währung der Aufmerksamkeit, nicht mehr der Space: Mehr Links, mehr Aufmerksamkeit.
Schliesslich sind da noch die Konsumenten, die eigentlichen Adressaten der Attention Industry. Unsere Möglichkeiten, auch noch die letzten Minuten unseres wachen Daseins mit der Aufnahme und Abgabe von Botschaften zu verbringen ist geradezu dramatisch angestiegen. Unsere Erreichbarkeit ist auf ein 24x7x365-Niveau geklettert, unsere Zeiteinheiten für die Beschäftigung mit Botschaften in dieser erreichbaren Spanne sind immer kleiner geworden, sprich wir beschäftigen uns in einem wachsenden Zeitraum mit immer mehr und immer kleineren Einheiten.
Mehr Nachfrage, mehr Angebot und mehr Zeit. Aber: weniger Übersicht, größeres Durcheinander der Botschaften, Medien, Bittsteller… .Mit der Aufmerksamkeit ist es wie mit den Informationen. Information ist nicht gleich Information und Aufmerksamkeit ist nicht gleich Aufmerksamkeit. Es ist die Quelle, die den Unterschied macht. Die persönliche Empfehlung oder das „Endorsement“ sind in dieser sich individualisierenden Welt ein immer wichtigeres Mittel zum Wecken von Aufmerksamkeit. Der oder die Prominente, die für ein Projekt, ein Charity-Anliegen werben, vergeben damit das Wertvollste in der Attention Industry – ihr persönliches Endorsement und damit ihr Aufmerksamkeitskapital.