Der österreichische Schriftsteller Peter Handke ist am Mittwochabend mit dem Thomas-Mann-Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnet worden. Die Laudatio bei der Preisverleihung in der Münchner Residenz hielt Hubert Burda.
Der Verleger beschrieb in seiner Rede Handkes Fähigkeit, eine „andere Wirklichkeit” herzustellen. Im Bezug auf das Erfolgsstück “Publikumsbeschimpfung” sagte er: „Heute, mehr als 40 Jahre später, wissen wir, dass das, was uns gefiel, die Dekonstruktion des bisherigen Theaters war. Hier beschrieb jemand eine andere Wirklichkeit, indem er zunächst einmal alles in Frage stellte: die Bühne, die Schauspieler, das Publikum, die Sprache.”
Burda und Handke verbindet seit der Gründung des Petrarca-Preises 1974 eine enge Freundschaft. Der Verleger hob die starke Wirkung hervor, die der Autor auch später auf ihn als Leser hatte – Handkes Werke seien für ihn teilweise lebensverändernd gewesen.
„Die Lehre Peter Handkes besteht darin, dass der geglückte Tag nicht der ist, den man als eine Fülle von schönen und ereignisreichen Momenten hat, sondern nur der, den man sich ereignen lässt, indem man ihn beschreibt, zum Ausdruck bringt und so zur Kunst werden lässt”, fasste Burda zusammen.
„Wie Goethe einmal sagte, die Wirklichkeit habe sich in Kunst zu verwandeln, so kann man von einem geglückten Tag und davon sprechen, wie dieser gemacht, erschrieben, hergestellt ist. Dieses Machen heißt im Griechischen ‘poiein’, und das dazugehörige Substantiv ‘poiesis’ liegt bis heute unserem Begriff von Poesie und Poetik zugrunde. Und dieses Machen, dieses Herstellen einer anderen Wirklichkeit in den Texten Peter Handkes versuchte ich zu beschreiben.”
Das Sprechstück “Publikumsbeschimpfung” und Werke wie “Die Angst des Tormanns beim Elfmeter”, “Die Unvernünftigen sterben aus” und “Der kurze Brief zum langen Abschied” machten den 65-jährigen Peter Handke bekannt. Das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro, das mit der gestrigen Auszeichnung verbunden war, hat der Schriftsteller der Akademie gestiftet.