Welche Macht haben Bilder? Das war bestimmendes Thema beim Fundraising Dinner der Freunde der Universität Mainz am Sonntagabend. Rund 200 Gäste aus Kultur und Wissenschaft, Politik und Wirtschaft waren gekommen, um den Inhaber der zwölften Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur zu begrüßen: den Hochschullehrer, Kunsthistoriker und Philosoph Gottfried Boehm. Die Laudatio hielt Medienunternehmer und Kunsthistoriker Hubert Burda. Beide verbindet die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem „Iconic Turn”.
„Die Macht und die Bedeutung der Bilder – der Iconic Turn – dieser Begriff ist mit Gottfried Boehm zum ersten Mal in Umlauf gebracht worden”, erklärte Burda am Sonntag. „Boehm hat entscheidende Impulse zur Entstehung einer neuen Bildwissenschaft gegeben, denn die Macht der Bilder ist hochaktuell. Nach jahrhundertlanger Prägung unserer Kultur durch Schrift und Text ist nun die visuelle Kommunikation wieder in den Vordergrund gerückt.”
Hubert Burda ging an diesem Abend auch auf sein Buch zum Thema ein, „In Medias Res – Zehn Thesen zum Iconic Turn”. Darin spannt er den Bogen von der Erfindung des Kupferstichs bis hin zur Digitalisierung und den damit verbundenen fundamentalen Umwälzungen in der Gesellschaft und ihrer Kommunikation.
„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir in einer Schwellenzeit leben, vergleichbar mit der Gutenberg-Zeit um 1500. Der heutige Iconic Turn hat sich in einem ungeheuren Tempo durch die Digitalisierung verändert”, erklärte der Verleger in Mainz. Heute sei der Bildschirm das bestimmende Medium, auf dem Bilder abrufbar sind. Das Porträt, das über Jahrhunderte Künstlern überlassen war, sei auf jedem Handy hinterlegt. „Auf Facebook hat jeder sein eigenes Porträt und inszeniert sich selbst”, sagte Burda und verdeutlichte dies am eigenen Facebook-Profil.
„Die heutigen Wunderkammern sind nicht mehr die von Dresden, sondern das sind Google und Facebook”, schloss er seine Rede mit Blick auf das Grüne Gewölbe. Der Iconic Turn nehme mit der digitalen Revolution eine neue Wendung. So sei auch die Schwellenzeit, in der wir lebten, anhand tagtäglicher Veränderungen spürbar.