In Marbach am Neckar, 20 Kilometer von Stuttgart entfernt, im Geburtsort Friedrich Schillers wurde am Wochenende der Petrarca-Preis für europäische Literatur verliehen. Die von Verleger Hubert Burda gestiftete und mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung hat sich zum Ziel gesetzt, Autoren, „die trotz ihrer Bedeutung für ihre heimatliche Literatur in Deutschland nicht ihrem Rang gemäß wahrgenommen werden”, eine breitere Aufmerksamkeit zu sichern.
In diesem Jahr entschied sich die Jury – Dichter Peter Handke, Schriftsteller und Kritiker Peter Hamm, Autor und „Manuskripte”-Herausgeber Alfred Kolleritsch sowie Schriftsteller und Verleger Michael Krüger – für zwei Preisträger, die jene Anerkennung auf besondere Weise verdienen. Im prächtigen klassizistischen Saal des Marbacher Musems wurden der Sorbe Kito Lorenc und der Serbe Miodrag Pavlovic geehrt.
Der 74-jährige Lorenc habe sich, so sagte Peter Handke in seiner Laudatio, eine kindliche Lust am dichterischen Spiel bewahrt. In seiner Lyrik feiere er die bedrohte Kultur und Sprache der Sorben und seine Heimat, die Landschaft der Oberlausitz – eine Region, die Handke selbst besonders liebt.
Auch das Werk des 1928 in Novi Sad geborenen Miodrag Pavlovic sei entscheidend geprägt vom Verlust der Heimat, erläuterte Peter Hamm in seiner Lobrede. Der Moment, in dem Pavlovic beschloss, zum Dichter zu werden, sei exakt bestimmbar: Es ist der April 1941, als der geflohene 13-Jährige mitansehen musste, wie deutsche Bomber seine Heimatstadt Belgrad zerstörten. Kriegserfahrung, Verlustangst und Trauer prägen Pavlovic’ Werk. Deutlich herauszulesen sind sie aus seinem Erinnerungs-Roman „Die Bucht der Aphrodite” von 2000, dieser, so Hamm, „unerhört vielschichtigen Rhapsodie”.