Im Kreise europäischer Spitzenpolitiker erneuert Hubert Burda die Forderung nach fairen rechtlichen Rahmenbedingungen. Am Dienstag war er zum jährlichen Dinner des European Publishers Council (EPC) nach Brüssel gereist, einem der hochkarätigsten Zusammenschlüsse europäischer Verleger, den Burda 1991 mitbegründet hatte.
„Chancengleichheit für europäische Unternehmen im internationalen Wettbewerb”, so die Forderung des Verlegers in seiner Ansprache vor EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und den EU-Kommissaren Viviane Reding, Neelie Kroes, Androulla Vassiliou und Michel Barnier am Dienstag in Brüssel. Burda war zum jährlichen Dinner des European Publishers Council (EPC) gereist, einem der hochkarätigsten Zusammenschlüsse europäischer Verleger, den Burda 1991 mitbegründet hatte. Außer ihm waren u.a. Julia Jäkel (Gruner + Jahr), Stefan von Holtzbrinck, Michael Ringier, Rob Grimshaw (Financial Times), Kevin Beatty (Daily Mail) und Francisco Balsemão (Impresa) vor Ort.
Burda betonte zunächst die Bedeutung der Zeitschriften in der europäischen Medienlandschaft: Während Gattungen wie die Tageszeitung zunehmend unter Druck gerieten, investiere Burda in neue Magazine wie zuletzt Harper’s Bazaar und expandiere gleichzeitig in die digitale Welt: „Wir tun das eine, ohne das andere zu lassen”, so Burda mit Blick auf die duale Konzernstrategie, die dynamisches Wachstum in digitalen Geschäftsfeldern mit höchst erfolgreichem und international expansivem Magazingeschäft vereint.
Im Anschluss sprach der Verleger über die richtige Politik für die Consumer-Internet-Branche – ein Thema, das bereits vor zwei Wochen im Mittelpunkt stand, als eine Burda-Delegation zu politischen Gesprächen in Brüssel war. „Die USA haben das Consumer Internet früh zu einer strategischen Industrie gemacht, mit dem Resultat, dass alle wichtigen Mautstellen im Internet, wie etwa Online-Werbung, e-Commerce und App-Verkäufe von amerikanischen Unternehmen dominiert werden”, konstatierte der Verleger. „Europa dagegen hängt hinterher.” Um den europäischen Unternehmen aber zumindest Chancengleichheit zu garantieren, müssten die massiven Wettbewerbsnachteile abgebaut werden, die durch rechtliche Asymmetrien entstünden – insbesondere in den Bereichen Datenschutz, Steuern und Suchmaschinenneutralität. Burdas Appell an die EU-Kommission: „Wir brauchen ein Level Playing Field, also gleiches Recht für alle und damit faire Chancen im Wettbewerb!”
Besondere politische Aufmerksamkeit, so Burda weiter, verdiene die Consumer-Internet-Branche, da sie andere Branchen immer stärker beeinflusse: „Hier werden Schlüsseltechnologien entwickelt, wie zum Beispiel Datenverarbeitung, die für andere Wirtschaftszweige immer wichtiger werden”, so Burda. „Wenn Europa im Consumer Internet abgeschlagen bleibt, wird sich dies bald auch auf die Automobilindustrie, den Biotechnologiesektor oder die Medizintechnik auswirken, wo diese Schlüsseltechnologien verstärkt zur Anwendung kommen”, prognostizierte Burda den Vertretern der EU-Kommission. Es müsse also auch im Interesse der Politik sein, eine wettbewerbsfähige Consumer-Internet-Branche in Europa zu haben.