Hubert Burda trägt seit dem Tod von Felix Burda 2001 mit großem Engagement auch das kunsthistorische Vermächtnis seines Sohnes weiter. Technologien der Illusion – vom Fresco zur Video Art: Unter diesem Motto diskutierte Hubert Burda gestern Abend auf einem Symposium im Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe wissenschaftliche Thesen seines Sohnes Felix zum „iconic turn”. Felix Burdas Dissertation „Andrea Pozzo und die Videokunst” wurde erstmals 2001 auf Deutsch publiziert. 2006 folgte eine französische Ausgabe und jüngst Ende 2013 wurde eine amerikanische Version veröffentlicht.
Kunstgeschichte ist eine Geschichte der Wahrnehmung. Nicht das Medium der Kunst ist entscheidend, sondern deren Wahrnehmung durch ihren Betrachter. Diese These verdeutlicht die Dissertation von Felix Burda, der die barocke Illusionskunst von Andrea Pozzo in Zusammenhang mit der modernen Videoinstallationskunst von Bill Viola und Bruce Naumann setzt, damit die Grenzen zwischen Kunstepochen aufbrechen und alte Denkbarrieren überwinden wollte.
Mit großem Erfolg initiierte Hubert Burda anlässlich der Dissertation seines Sohnes u.a. eine Vorlesungsreihe an der LMU München. Und auch in eigenen Publikationen, wie „In medias res” thematisierte Hubert Burda den „iconic turn”, der den gewaltigen Einfluss von Bildern, Fotografien, multimedialem Content und dem bildreichen Internet auf die heutige Gesellschaft beschreibt. Dabei wird der Bogen von der Erfindung des Kupferstichs bis hin zur Digitalisierung und den dadurch fundamentalen Umwälzungen in der Gesellschaft und ihrer Kommunikation gespannt. Einen solchen Bogen gebe es auch vom passionierten Kunsthistoriker Hubert Burda zum Medienunternehmer Hubert Burda. „Meine Zukunft als Verleger sind die Bilder – denken Sie an Instagram, Pinterest, Youtube – und die Grundlage, um die Moderne zu verstehen ist die Bildentwicklung.” Kunstgeschichte sei somit das Modernste, was man studieren könne, in dem dafür renommierten Karlsruhe auf jeden Fall. „Felix und ich, wir waren beide engagierte Kunsthistoriker, denn es ist spannend die Weltgeschichte in Bildern zu verstehen.”
Die Thesen von Felix Burda, der die Veröffentlichung seiner Arbeit aufgrund seines zu frühen Todes selbst nicht mehr miterlebt hat, werden heute unter dem Schlagwort des „iconic turn” sehr lebendig diskutiert. So gingen Hubert Burda, Hans Belting (Felix Burdas Doktorvater), Wolfgang Ullrich (Professor für Kunstwissenschaft und Medienphilosophie) und Peter Weibel (Kunst- und Medientheoretiker und Leiter des ZKM) bei der gestrigen Veranstaltung in Karlsruhe der Frage nach der Macht der Bilder auf den Grund. Unter welchen Umständen können Bilder menschliches Bewusstsein prägen und verändern? Wie viel Eigenmacht können sie entfalten und wann werden sie vielleicht auch überschätzt? Felix Burda habe die Epochen der Kunst nicht als abgeschlossen betrachtet, sondern die Kontinuität in der Entwicklung der Bildgeschichte anhand der Parallelen zwischen barocker Illusionskunst und der virtual reality moderner Videokunst offengelegt, so Wolfgang Ullrich. Felix Burdas Buch nehme eine hervorragende Position ein und sei außerordentlich vielversprechend, so Peter Weibel. Es beweise, dass die Medienkunst von heute die eigentliche Fortschreibung der Bildgeschichte ist.