Die Zukunft der Medien

DLD 2011: Arthur Sulzberger und Hubert Burda

Was sind die nächsten digitalen Trends und was die Herausforderungen für die Medienbranche? Diese Fragen standen zum Auftakt der dreitägigen Digitalkonferenz DLD am Sonntag in München im Mittelpunkt. „Wir brauchen Qualitätsjournalismus”, betonte der Herausgeber der „New York Times” Arthur Sulzberger im Gespräch mit Verleger und Schirmherr Hubert Burda.

Was den Distributionsweg betrifft, wollte er sich allerdings nicht festlegen. Obwohl die Zahl der Abonnenten der gedruckten Zeitung in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sei, müsse man die Leser dort abholen, wo sie sind – und das könnte auch am Tablet-Computer oder am Smartphone sein.

Alle vier Sekunden lande ein Artikel der Traditionszeitung beim Kurznachrichtendienst Twitter, verwies Sulzberger auf die Annerkennung der verlässlich hochwertigen Leistung seiner Journalisten. „Woher wissen Sie, wem Sie trauen können? Lügen verbreiten sich schneller als die Wahrheit. ” Allerdings hat auch der Printexperte die Veränderungen klar vor Augen: Die Nutzer suchen nicht mehr, sondern interagieren mittlerweile vor allem in sozialen Netzwerken.

Deshalb setzt auch der Traditionsverlag auf Applikationen unter anderem für das iPad und versucht so, neue Wege zu gehen und davon zu lernen. Das vor einigen Jahren getestete Online-Bezahlmodel habe nicht gut funktioniert, weshalb das Medienunternehmen es jetzt mit einer abgestuften Variante probiert. Von einem ist Sulzbeger aber überzeugt: „Die Menschen zahlen für Dinge, von denen sie denken, dass sie wichtig sind. Das können Informationen über angesagte Restaurants sein – aber eben auch Qualitätsjournalismus.”

Eine veränderte Zielgruppe hat auch Hubert Burda vor Augen, wenn er betont: „Investieren Sie Ihre Gewinne in die neuen Geschäftsmodelle.” Burda, der vor zwei Jahren beim DLD über die lausigen Pfennige klagte, die mit Werbung im Internet zu verdienen seien, ist mittlerweile überzeugt, dass die Zukunft des Internets eher im E-Commerce als in der Werbung liegt. In seinem eigenen Unternehme werde Ende des Jahres der digitale Umsatz erstmals den des nationalen Printgeschäfts überholen.

Bei der DLD-Konferenz 2011 sprachen 150 Referenten in mehr als 60 Diskussionsrunden über digitale Trends. Unter den mehr als 850 Teilnehmern aus 25 Ländern waren digitale Vordenker, Kreative und Pioniere aus den Bereichen Medien, Wirtschaft, Gesellschaft, Technologie und Kunst. Das Motto „Update your Reality” solle auf die Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft, Gesellschaft und den Einzelnen verweisen, so die DLD-Gründer und Macher Steffi Czerny und Marcel Reichart.

Mehr Informationen zur Digitalkonferenz DLD finden Sie im Internet unter www.dld-conference.com.

Web als Wunderkammer

“In Medias Res” in der englischen Übersetzung: “The Digital Wunderkammer” betrachtet den digitalen Wandel

Wie hat sich die Welt und ihre Wahrnehmung durch die Digitalisierung verändert? Welche Rolle spielt die visuelle Kommunikation? Bereits im vergangenen Jahr hat Verleger Hubert Burda in Zusammenarbeit mit namhaften Experten ein weiteres Buch zum Thema „Iconic Turn” herausgebracht: „In Medias Res”. Unter dem Titel „The Digital Wunderkammer” kommt es nun auch auf Englisch in den Handel – und feiert bei DLD 2011 Premiere: Dort wird Hubert Burda es zusammen mit dem Computerwissenschaflter David Gelernter erstmals präsentieren.

Grundthese von „Digital Wunderkammer”: Durch die Digitalisierung hat sich die Welt rasant verändert. Nicht nur Informationen, sondern auch Bilder werden schnell, gezielt und großräumig verbreitet. Das Internet bietet scheinbar unendliche Möglichkeit zum globalen Speichern und Vernetzen von Wissen und dessen Repräsentation, und wird zu einer neuen, digitalen Wunderkammer. Aber nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Art und Weise wie wir Bilder wahrnehmen hat sich verändert. Gerade die Medienmacher, also Journalisten, Fotografen, Grafiker, Verleger aber auch Software-Programmierer sind maßgeblich an der Art und Weise beteiligt wie die Menschen ihre Umwelt wahrnehmen. Die Geltung der visuellen Kommunikation nimmt merklich zu.

Doch was sind Bilder eigentlich? Welche Funktion erfüllen sie in ihren jeweiligen Kontexten? Und wie hat sich die Wahrnehmung durch den „Iconic Turn” verändert? Hans Belting, Horst Bredekamp, Bazon Brock, Friedrich Kittler und Peter Sloterdijk beschäftigen sich in ihren Beiträgen mit der Beantwortung dieser Fragen und tragen somit zum Verständnis dieses komplexen Themas bei.

Die Ideen und Erkenntnisse zum „Iconic Turn” werden auch Hubert Burda und David Gelernter auf der Innovationskonferenz DLD diskutieren. Sie findet vom 23. bis 25. Januar im Hypovereinsbankforum in München statt.

„The Digital Wunderkammer” erscheint im Fink Verlag unter der ISN-Nummer 978-3-7705-5193-4 und ist ab Ende Januar im Handel erhältlich.Weitere Informationen zu DLD finden Sie unter www.dld-conference.com.

Laudatio für Charlotte Knobloch

Ehrung in St. Moritz: Hubert Burda, Charlotte Knobloch und Zeev Rotstein

30. Dezember, St. Moritz im Schnee. Das Hotel Carlton hatte zum sechsten Mal zur Benefizgala geladen. Rund 200 VIP-Gäste kamen zur “Hot Party in the Snow” zugunsten des „Sheba Medical Centers”, das nicht nur als größtes und modernstes, sondern auch als bedeutendstes Krankenhaus in Israel und im ganzen Nahen Osten gilt. Patienten werden dort unabhängig von Herkunft, Nationalität und Religion behandelt.

Verleger Hubert Burda hielt die Laudatio auf Charlotte Knobloch, die bis November 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland war, und an diesem Abend vom Generaldirektor des „Sheba Medical Centers” Zeev Rotstein, mit dem „Sheba Humanitarian Award” ausgezeichnet wurde. Der Preis wird seit 1990 vom Chaim Sheba Medical Center an herausragende und hochkarätige Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und Kultur verliehen.

Zur Laudatio auf Charlotte Knobloch

Klare Regeln

Forderte von Google “Fair Search”: Hubert Burda bei den Zeitschriftentagen 2010

Klare Spielregeln im Netz waren das große Thema der Keynote von VDZ-Präsident Hubert Burda am zweiten Tag der Zeitschriftentage in Berlin. Am Freitag kritisierte der Verleger erneut das Marktverhalten von Google und forderte eine „Fair Search”.

„Es gibt drei Ebenen von Infrastruktur”, erklärte Burda. Die physischen Netzzugänge seien staatlich reguliert und die Telekommunikationsanbieter müssten hier für einen fairen Netzzugang sorgen. Die Vergabe der IP-Adressen sei international reguliert. Es gäbe jedoch eine darüber liegende, weitere Infrastrukturebene: Die Navigationsebene, das heißt, wie Nutzer überhaupt Inhalte und Anwendungen im Internet finden und ansteuern. Hier liefen alle kommerziell relevanten Daten und Nutzerströme zusammen. „Alle Geschäftsmodelle, die darauf aufsetzen – Werbung, Transaktionen, Verkauf, Subscriptions -, hängen von fairen Spielregeln für diese Navigationsebene ab.”

„Und Google verschafft eigenen Angeboten vorrangige Plätze auf der Suche und Navigation und verdrängt damit Wettbewerber”, so der VDZ-Präsident. Wenn Google seinen Algorithmus dahingehend ändere, dass stets eigene Unternehmen bei der Suche immer ganz oben stünden, also keine faire Suche mehr stattfinde, sei langfristig die Medienvielfalt in Gefahr, betonte er in Berlin.

In keinem anderen Land sei die Verbindung von Print- und Onlinemedien bereits so weit fortgeschritten wie in Deutschland. Doch damit die Verlage mit ihren Web-Angeboten tatsächlich langfristig bestehen könnten, müsse es eindeutige Spielregeln auch im Onlinebereich geben. Burda forderte von der Bundesregierung, in einem Leistungsschutzrecht Inhalte von Zeitungen und Zeitschriften vor dem unkontrollierten gewerblichen Zugriff Dritter im Internet zu schützen. „Wir brauchen eine aktive Internetpolitik auf nationaler und europäischer Ebene, die faire Wettbewerbsbedingungen sichert”, so der Verleger.

Wunderkammer Internet

Das Internet als Wunderkammer: Hubert Burda in Dresden

Sie ist eine der ältesten ihrer Art: Die Kunstkammer im Dresdner Residenzschloss feiert in diesen Tagen 450-jähriges Bestehen. Welche Bedeutung haben ihre prächtigen historischen Sammlungen heute? Welche Parallelen gibt es zum digitalen Zeitalter? Zum Jubiläum hatten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gemeinsam mit der Humboldt-Universität Berlin Experten zu einem zweitägigen Kolloqium eingeladen. Über „Das Internet. Die Erfindung des Globalen” sprach Hubert Burda.

“Die Wunderkammer von heute ist das Internet”, erklärte der Verleger vor rund hundert Gästen. „Kuriositätenkabinette”, zunächst von reichen Fürsten geschaffen, bevor sie in wissenschaftliche Sammlungen übergingen, seien der Versuch gewesen, Objekte und Artikel anzusammeln, die man normalerweise nicht anschauen oder finden konnte. Derjenige, der über diese Dinge verfügen konnte, habe damit gleichzeitig Macht und Einfluss gehabt.

Im digitalen Zeitalter habe Google eine grundlegende Veränderung mit sich gebracht: Die Suchmaschine ersetze die redaktionelle Auswahl eines „Kurators” aus Fleisch und Blut durch einen Algorithmus. Der PageRank, bei dem nicht nur nach Schlagworten, sondern auch nach Empfehlungen von anderen Seiten gesucht wird, sei der entscheidende Vorteil auf dem Weg zur marktbeherrschenden Suchmaschine gewesen, sagte Burda. So sei eine neue Welt aus einzelnen Seiten und Verlinkungen entstanden, die Google große Macht verschaffen.

Das Prinzip der neuen Wunderkammer: Je mehr Links auf eine Seite verweisen, umso höher deren Gewicht. Und dieses Prinzip findet sich auch in den großen und immer mächtiger werdenden sozialen Netzwerken wir Facebook wieder: Inhalte und Empfehlungen bekommen ihre Relevanz aufgrund sozialer Nähe und Interaktion und wachsen mit immer neu generierten Inhalten und Vernetzungen. Vorteil: Jeder kann, wie zum Beispiel auch in der Video-Community YouTube, gleichberechtigt Inhalte einstellen – und mit dem mobilen Internet kann sie jeder weltweit bei sich haben.

Wie sieht die Wunderkammer der Zukunft aus? Inhalte würden immer abstrakter und datenbezogener, erklärte Burda in Dresden – für ihn ist die Visualisierung von Daten der nächste Schritt. Ein neues Bild der Welt entstehe, Google Streetview sei dafür nur ein Beispiel. Burda schloss seinen Vortrag mit einem YouTube-Video: Der Dirigent und Komponist Eric Whitacre hat für sein Stück „Lux Aurumque” Stimmen von 250 Menschen aus zwölf verschiedenen Ländern arrangiert – und dirigiert damit einen komplett virtuellen Riesen- Chor. „Auch das ist die neue Wunderkammer des Internets”, so Burda.

Diskussionen um alte und neue Wunderkammern führte der Verleger im Anschluss auch abseits des Symposiums weiter. Die Gäste hatten außerdem Gelegenheit, die Sonderausstellung im Dresdener Residenzschloss zu bewundern: Zum Jubiläum sind derzeit die Kunstkammerinventare in vier Bänden zu sehen.

Der Iconic Turn

Hubert Burda präsentierte in Karlsruhe Thesen zum Iconic Turn

Hubert Burda hat in Zusammenarbeit mit namhaften Experten wie dem Philosophen Peter Sloterdijk und dem Medienwissenschaftler Bazon Brock ein weiteres Buch zum “Iconic Turn” herausgebracht. Am Dienstagabend präsentierte der Verleger „In Medias res – Zehn Kapitel zum Iconic Turn” an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

„Herr Burda Sie sind ein ‚embeded arthistorian’ der sich in unternehmerischen Kreisen bewegt”, führte Professor Wolfgang Ullrich den Verleger ein. „Ihr Buch ist die kondensierte Darstellung einer lebenslangen Beschäftigung”, ergänzte Kunsthistoriker Horst Bredekamp. Seit Jahren geht Burda der Frage nach, wie die Digitalisierung die Bedeutung von Bildern für die Gesellschaft verändert hat. „Iconic Turn” bedeutet in diesem Zusammenhang soviel wie eine Wende bei der Wahrnehmung von Bildern.

„Wo immer sich Kommunikation verändert, verändern sich die Fundamente der Gesellschaft”, schreibt Burda auch in seinem Buch. Durch Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks hatte eine Wende in der Kommunikation der Menschen stattgefunden, Bücher waren kein Statussymbol mehr, sondern der breiten Masse zugänglich.

Auch die Erfindung des Kupferstichs durch Martin Schongauer ließ einen Ruck durch die Welt gehen, so waren Gemälde nicht mehr nur an einen Platz gebunden, durch Replikationen konnte die ganze Welt daran Teil haben. Auch Innovationen wie die Fotographie und der Film veränderten die Kommunikation in der Welt maßgeblich. Das volle Ausmaß der Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, wird sich erst zeigen. „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs”, erklärte Hubert Burda bei der Buchpräsentation: „Man muss sich damit beschäftigen, wie neue Bilder entstehen.” Denn durch die Digitalisierung habe sich die Welt rasant verändert: Bilder werden schnell, gezielt und großräumig verbreitet. Die Geltung der visuellen Kommunikation nimmt merklich zu. Doch was sind Bilder eigentlich? Welche Funktion erfüllen sie in ihren jeweiligen Kontexten? Und wie hat sich die Wahrnehmung durch den „Iconic Turn” verändert?

Mit diesen und vielen weiteren Fragen befasst sich das jüngste Buch des Verlegers. Und diese Fragen wurden auch in Karlsruhe mit den Gastautoren Hans Belting, Horst Bredekamp, Bazon Brock, Friedrich Kittler und Peter Sloterdijk diskutiert. Hubert Burda hat das Buch seinem Sohn Felix gewidmet. „Er hat mich als Erster im Herbst 1990 auf die Bedeutung der digitalen Kommunikation und der elektronischen Wissenbibliotheken hingewiesen”, schreibt er in seiner Widmung. „Mit ihm habe ich, sei es in München, New York oder Seattle, in den 90er-Jahren begonnen, Gespräche über den Iconic Turn zu führen.” Felix Burda war nach seinem Tod 2001 auch die Vortragsreihe zum „Iconic Turn” von 2002 bis 2003 an Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München gewidmet.

Neue Wege im Netz

Hubert Burda forderte in Stuttgart grundlegende Web-Werbereformen

Werbeerlöse im Netz sind derzeit ein viel diskutiertes Thema. Zum 60-jährigen Jubiläum des Verbands der Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger (SZV) nahm Hubert Burda am Freitag Stellung. Den Gastvortrag hielt er in seiner Funktion als Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) auf der Jahresverbandstagung im Stuttgarter Porsche-Museum.

„Sie kennen mich als jemanden, der sehr früh von dieser digitalen Revolution gesprochen und sie als eine große Chance angesehen hat. Und nach wie vor konstatieren wir, dass die Aufmerksamkeit für journalistische Inhalte in den digitalen Medien immer größer wird. Was damit immer notwendiger wird, ist eine solide wirtschaftliche Basis für diese Angebote. Und hier stecken wir inmitten in einer Entwicklung, über die wir nicht froh sein können“, so Burda.

Der langjährige VDZ-Präsident hatte den viel zitierten Ausdruck von „Lousy Pennies“, die die Verlage im Netz für ihre journalistischen Inhalte bekommen, geprägt. „Haben wir etwas falsch gemacht? Ich glaube ja“, sagte er nun mit Blick auf die Klickkultur im Netz. Suchmaschinengigant Google habe einen Paradigmenwechsel in der Werbung bewirkt, dem Verlage nun unterworfen seien. Das könne so nicht bleiben.

Werbung im Web werde anders honoriert als in den klassischen Medien. Im Unterschied zu Zeitschriften, wo der – schwerer messbare – Marken- und Imageaufbau, den die Werbung beim Konsument bewirkt, entscheidend für den Wert einer Anzeige ist, sind im Netz dessen Klicks maßgebend. Mit der Währung „Cost per Click“ (CPC) bemisst sich der Wert der Werbung vor allem daran, wie oft ein Banner angeklickt wurde, gegebenenfalls auch, ob es zu einer Kaufaktion kam. Die direkte Aktion werde damit entscheidend, erklärte der Verleger, für den die Mechanismen der Bannerwerbung mehr denen des Direktmarketings als jenen der klassischen Werbung gleichen. „Wir haben uns nicht zuletzt durch Googles Marktdominanz auf einen Paradigmenwechsel eingelassen. Ich möchte diese Entwicklung als CPC-Drama bezeichnen.“

Ziel für Verlage im Netz müsse es nun sein, neue Werbeformen und Währungen für das Netz zu entwickeln, die den eigenen, klassischen Werbemechanismen entsprächen. „Damit können wir unser Leistungsspektrum in Richtung Markenaufbau im Netz verbessern. Daran arbeiten wir und andere tun das auch“, betonte Burda. Auf konkrete Auswege für Verlage und neue Geschäftsmodelle ging er nicht näher ein – die Verleger wollen dies zum Hauptthema bei den VDZ-Zeitschriftentagen im November machen.

Aktuelle Geschichte

Graf Alexander Fugger-Babenhausen, Hubert Burda und Fürst Hubertus Fugger-Babenhausen

„Navigare necesse est”: Seefahren ist notwendig – oder von Hubert Burda sinngemäß übersetzt mit „Du musst immer aufbrechen”. Diesen Wahlspruch hat er zwar ursprünglich von Sigmund Freud, dennoch verbindet Burda ihn mit einer anderen Persönlichkeit: Jakob Fugger. Welche Aktualität dessen Wirken im digitalen Zeitalter hat und inwiefern der Augsburger Kaufmann Hubert Burda ein (wahl-)verwandter Geist geworden ist, erklärte der Träger der Jakob-Fugger-Medaille am Dienstag im Bayerischen Landtag. Rund 400 Gäste aus Wirtschaft, Medien, Politik und Kultur waren gekommen, um die Rede zu hören.

Eingeladen hatte Landtagspräsidentin Barbara Stamm im Rahmen der Reihe „Der Landtag im Gespräch mit …”. „Wir brauchen einen Impulsgeber, der wie Sie Entwicklungen nicht nur rechtzeitig, sondern in ihrem Entstehen erkennt und daraus Konsequenzen für die Zukunft zieht”, erklärte die Politikerin in ihrer Begrüßungsrede.

Als Mensch, der ein Gespür für neue Entwicklungen hatte, und in Zeiten des Umbruchs immer weitergegangen ist, sieht Hubert Burda auch Jakob Fugger. „Die Zeit um 1500 war eine Schwellenzeit”, so der Verleger. Johannes Gutenberg revolutionierte mit seinen beweglichen Lettern den Buchdruck und Christoph Kolumbus entdeckte Amerika. „Zwei epochale Entwicklungen, der Beginn der Neuzeit”, sagt Burda. Heute sei genau so eine Schwellenzeit, die epochale Veränderung dabei das Internet.

Der 1559 in Augsburg geborene Fugger bekam sein erstes Rüstzeug in Venedig. Dort erlernte er eine völlig neue Form des Rechnungswesens: die doppelte Buchführung, anhand derer sich komplizierte Rechnungsvorgänge darstellen ließen. Der vielfältige Handel von Waren und ihre Distribution waren die Grundlagen des Fuggerschen Erfolgs. Das Haus erwarb sich schnell den Ruf von Zuverlässigkeit und Kreditwürdigkeit für Bankgeschäfte – und wurde unter anderm zum Finanzier Maximilians von Habsburg.

Die wesentlichste Veränderung brachte laut Burda aber die Erschließung der Seewege. Auch hier reagierte der weitsichtige Kaufmann schnell, schuf neue Faktoreien an Knotenpunkten wie Antwerpen und erschloss über den maritimen Weg zusätzlich den Handel mit dem neu entdeckten Amerika. „Jakob Fugger managte zu seiner Zeit den größten multinationalen Konzern, ein weltweites Handelsimperium vergleichbar etwa mit Nestle oder Siemens”, so Burda.

Neue Handelswege, sprich in der heutigen Onlinewelt Geschäftsmodelle entdecken, schwierigen Zeiten mit Offenheit und Innovativität begegnen – das ist für den Medienunternehmer Burda etwas, was man sich von Jakob Fugger abschauen kann. Die traditionellen Gutenberg-Medien entsprächen den alten terrestrischen Handelswegen, die neuen Medien würden maritim verbreitet. „Wir leben in einer völlig neuen Realität”, so Burda. Ein Umdenken sei gefordert.

Das Credo „Content ist King”, der Glaube der Verleger daran, ein Monopol auf Inhalte zu haben, sei in der maritimen Internetwelt hinfällig. Dagegen mache Google mit der Verbreitung von Inhalten und Informationen über Algorithmen statt über Redakteure Milliarden. Auch soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter mit rein nutzergenerierten Inhalten forderten eine neue Sichtweise. „Sie bekommen Nachrichten heute überall her”, erklärte Burda und spielte damit auf die Schwierigkeit an, im Netz Geld zu machen. Neue Wege in der digitalen Vermarktung zu gehen, sei daher wesentliche Aufgabe.

Als Beispiele für maritime Marken bei Burda nannte er digitale Beteiligungen wie Xing, Glam oder Holidaycheck und Onlinehändler wie Cyberport oder Computeruniverse, sowie die Tomorrow Focus AG – Nummer zwei in der Vermarktung. Der Digitalumsatz bei Burda wachse stetig und mache mittlerweile mehr als ein Viertel des Umsatzes aus. Es brauche allerdings die richtigen Menschen und den richtigen Innovationsgeist, um an den amerikanischen Vorsprung anzuschließen. „Navigare necesse est” – mit diesen Worten schloss Hubert Burda ganz im Sinne Jakob Fuggers – und lud die Gäste danach in die Schackstraße ein, um sich weiter auszutauschen.

Staats-Internet: Nein danke!

Unbegrenzte Online-Expansion? ARD und ZDF haben nun den Freifahrtschein

Die Rundfunkräte haben die gebührenfinanzierten Online-Angebote von ARD und ZDF durch den sogenannten „Dreistufentest” gewunken und ihnen damit die Möglichkeit eröffnet, das Internet neben Radio und Fernsehen als dritten Verbreitungsweg praktisch unbegrenzt zu nutzen. In einem Gastbeitrag in der “Bild am Sontag” vom 25. Juli kommentiert Hubert Burda diese Ergebnisse:

ARD und ZDF sind gute Fernsehsender. Leider tun sie immer mehr Dinge, die nicht ihr Auftrag sind. Etliche Millionen Gebührengelder investieren sie ins Internet

Das hat diese Woche Michael Hanfeld von der „FAZ” beschrieben und dabei die hemmungslose Ausbreitung von ARD und ZDF im Internet kritisiert. Ihm ist es zu verdanken, dass es zwischen den Zeitungen und Zeitschriften und den öffentlich-rechtlichen Sendern richtig geknallt hat.

Was war passiert? Mit einem beispiellosen Durchwinken des sogenannten „Dreistufentests” haben nun ARD und ZDF die Möglichkeit, das Internet neben Radio und Fernsehen als dritten Verbreitungsweg praktisch unbegrenzt zu nutzen.

An sich ist gegen Wettbewerb nichts einzuwenden, und die auf der ganzen Welt bewunderte Medienlandschaft in Deutschland bestand in einem feinen Miteinander von Zeitungen und Zeitschriften auf der einen sowie ARD und ZDF auf der anderen Seite. Der Unterschied: Die Verlage finanzieren ihre Online-Aktivitäten aus ihren Gewinnen. ARD und ZDF dagegen aus unseren Gebühren. Da sie aber ihre Inhalte neben die Angebote der anderer Medienhäuser ins Netz stellen, können diese ihre Angebote immer schwerer refinanzieren. Eine weitere Trumpfkarte: Die Sender können im Laufe ihrer Sendungen ständig auf ihre Internetangebote verweisen und damit deren Reichweite deutlich erhöhen. Zum Beispiel im Rahmen der WM.

Die Damen und Herren Intendanten gehören ja zu den nettesten Kollegen dieses Medienarchipels Deutschland. Aber ich frage mich manchmal, ob sie wirklich erkennen, dass sie damit das ganze System der freien Presse bedrohen?

Besonderes Geschenk

Die Grundschule Fessenbach heißt nun Hubert-Burda-Schule

Hubert Burda ist Offenburger – ganz genau Fessenbacher. In dem kleinen Ortsteil hat der Verleger seinen ersten Wohnsitz, hier hat er ein Schlössle und seit gestern gibt es auch eine nach ihm benannte Grundschule. Damit steht der Unternehmer in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Friedrich Schiller, Konrad Adenauer oder Anne Frank, die ebenfalls ansässigen Schulen ihre Namen geben.

Bei fast frühlingshaften Temperaturen erlebten rund 150 Gäste, darunter Lehrer, Schüler und deren Eltern, die Taufe der Fessenbacher Schule, in der rund 90 Kinder unterrichtet werden. Die Idee, Hubert Burda die Grundschule zu widmen, hatte Rektor UIrich Fischer anlässlich des 70. Geburtstags des Verlegers. Unterstützer des Projekts fand er in Ortsvorsteher Paul Litterst und Oberbürgermeisterin Edith Schreiner.

„Ich freue mich, dass der neue Name der Schule mit dem weltweit erfolgreichen, aber auch in Fessenbach verwurzelten Unternehmer einen optimalen lokalen Bezug findet”, erklärte der Schulleiter. Ortsvorsteher Litterst bedankte sich bei Hubert Burda für das offene Ohr, das dieser immer habe, und dass er immer die Verbindung zu seinem Heimatort gepflegt hat. „Die Widmung der Schule soll dafür ein ‚bleibendes Geschenk der Dankbarkeit’ von Fessenbach an Hubert Burda sein”, erklärte Litterst.

Gemeinsam enthüllten Ortsvorsteher und Verleger die Namenstafel „Hubert-Burda-Schule” vor dem Schuleingang. „Ich danke Euch sehr für die große Ehre und ich verspreche, dass ich immer ein Auge darauf habe, dass diese Schule wächst und gedeiht'”, betonte Burda in seiner Dankesrede. Und ging darauf ein, dass er jeden Winkel in Fessenbach kenne und wie viel er mit der Gegend verbindet. „Es ist ein begnadet schöner Ort”, so der Badener.

Oberbürgermeisterin Schreiner beglückwünschte die Schule zu der Namenswahl und freute sich, dass die Kinder den Namensgeber ihrer Schule persönlich kennenlernen konnten. „Sie vermitteln, wie man lernt und neugierig ist und wie man sich den neuen Medien öffnet und sich fit für unser neues Wissensjahrhundert macht”, wandte sich Schreiner an Hubert Burda.

Von den Schülern gab es als Dankeschön einen Chorauftritt und eine Tanzvorführung. Und gut, dass in der Ortenau jedes Kind von klein an das „Badner Lied” beherrscht – das wurde am Ende des offiziellen Teils gemeinsam von allen Gästen und der Burda-Werkskapelle angestimmt, bevor Luftballons mit dem Aufdruck „Hubert-Burda-Schule” in den Himmel über Fessenbach stiegen.