Auszeichnung für außergewöhnliches Wirken

Hubert Burda gratulierte seinem Freund Ernst Pöppel zur Auszeichnung

Mit der Goldenen Peutinger Medaille wurde jetzt der Münchner Hirnforscher Prof. Ernst Pöppel geehrt. Staatsminister Dr. Thomas Goppel hielt die Laudatio.

Der Hirnforscher Prof. Dr. Ernst Pöppel ist Leiter des Instituts für medizinische Psychologie und des Humanwissenschaftlichen Zentrums der Ludwig-Maximilians-Universität München. In seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen (u.a. “Grenzen des Bewusstseins. Wie kommen wir zur Zeit, und wie entsteht Wirklichkeit?”, 2000) behandelt er die Frage, was man unter Bewusstsein versteht. Das Thema gehört nicht allein in die Psychologie, in die Philosophie oder die Hirnforschung, sondern alle Wissenschafts- und Kulturbereiche können ihren Beitrag leisten. Bestimmte Phänomene in den Künsten tragen wesentlich zu einer Analyse des Bewusstseins bei.

Das PEUTINGER-COLLEGIUM orientiert sich mit seinen Zielen an dem außergewöhnlichen Wirken und der überragenden Persönlichkeit des Augsburgers Konrad Peutinger (1465-1547): Konrad Peutinger war in seiner Zeit über viele Jahre als enger Berater Kaiser Maximilians I., als Stadtschreiber von Augsburg, als Herausgeber wichtiger Rechtstexte, usw. in einer Person Rechtsgelehrter, Staatsmann, Historiker, Humanist und Universalgelehrter. Er war Theoretiker und Praktiker zugleich, der fundierte und nachhaltige Visionen entwarf, und auch umsetzte. Als Vordenker der freien Marktwirtschaft und des freien Welthandels schuf er bleibende Werte für die Nachwelt.

Die Verlegerin und der Starfotograf

Hubert Burda zeigt Eva Padberg die Briefe seiner Mutter an Rico Puhlmann

„Eva Padberg als Berlinerin ist die heutige Fortsetzung der Modewoche in den 60er und 70er Jahren. Berlin stand damals im Mittelpunkt und eines der kreativen Ergebnisse dieser Zeit – die Zusammenarbeit meiner Mutter mit Rico Puhlmann – können Sie in dieser Retrospektive sehen“, begrüßte Hubert Burda die Gäste zur Vernissage der Ausstellung „Lieber Rico – Aenne Burda und der Starfotograf Rico Puhlmann“.

Aenne Burda hatte den jungen Berliner in den 50er Jahren entdeckt, war durch Zeichnungen im „Textil-Report“ auf ihn aufmerksam geworden. Die Ausstellung zeigt Puhlmanns handbemalte Fotos aus dieser Zeit, Modezeichnungen, Fotostrecken für „Burda International“ aus den 70er Jahren und persönliche Briefe der Verlegerin an den Fotografen.

„Ich habe Eva die Briefe meiner Mutter gerade vorgelesen“, verrät Hubert Burda, „beiden fühlten sich angezogen von Mode, Farben und Schönheit.“ Für das Topmodel ist die Verlegerin eine Frau, die immer noch fasziniert. „Wahrscheinlich wegen ihrer Leidenschaft für alles Schöne“, so Padberg, die zur Vernissage ein Kleid der 1st Row-Kollektion nach „Burda Moden“ trug. „Uns verbindet die Mode und wir kommen beide aus einem kleinen Ort. Es ist toll, dass ein Heft wie das BURDA MODEMAGAZIN in Offenburg entstanden ist und hier Deutschlands Modegeschichte begonnen hat.“
Konzipiert hat die Ausstellung Ute Dahmen. Die Autorin recherchiert für ein Buch über die Verlegerin und hat bei einer Puhlmann-Retrospektive in New York den Bruder des 1996 verstorbenen Künstlers kennen gelernt. „Er erzählte mir, dass es im Archiv noch Briefe von Aenne Burda an Rico Puhlmann gibt – und so entstand die Idee zu dieser Ausstellung.“

Die Hauptstrecken des Starfotografen für „Burda Moden“ entstanden in den 70er Jahren, haben seither von ihrer Aktualität aber kaum eingebüßt. „Es hat einen Moment gedauert, bis ich erkannt habe, dass das keine aktuelle Kollektion ist“, bewunderte Eva Padberg die über 30 Jahre alten Fotos.

Die Ausstellung „Lieber Rico – Aenne Burda und der Starfotograf Rico Puhlmann“ ist noch bis Sommer 2008 nach telefonischer Voranmeldung unter (0781) 81 84 23 18 und im Rahmen der monatlichen Kunstführungen durch das Unternehmen zu besichtigen.

Ausstellung im ZKM: Netzbasierte, globale Kreationen

Das ZKM feierte Geburtstag und Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger und Hubert Burda gehörten zu den prominenten Gratulanten. ZKM-Vorstand Peter Weibel (r.) führte seine Gäste durch das Haus.

Ein Jahrzehnt ist es her, dass das 1989 gegründete Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) nach Jahren des Aufbaus am 18. Oktober 1997 Einzug in die Lichthöfe des so genannten “Hallenbau A” hielt. Zehn Jahre später wurde mit üppigem Programm den Vordenkern und Wegbereitern – vor allem Heinrich Klotz, dem Gründungsvorstand des ZKM und Gründungsrektor der HfG – gedacht und den Besuchern gedankt.

Mit der Ausstellung “YOU_ser: Das Jahrhundert des Konsumenten” widmet sich das ZKM den Auswirkungen der netzbasierten, globalen Kreation aus Kunst und Gesellschaft. Im Rahmen seiner Sammlung interaktiver Kunst – der größten weltweit – präsentierte das ZKM-Medienmuseum bereits in den vergangenen Jahren die wichtigsten Wegbereiter und Strömungen partitipativer Kunst des 20. Jahrhunderts. Die neuen Installationen übertragen das im Internet entwickelte Potenzial der Mitgestaltung durch den Benutzer in einen künstlerischen Kontext: Besucher können als Kuratoren und Produzenten agieren; sie stehen als Nutzer, als emanzipierte Konsumenten im Zentrum. Das Motto: Du bist der Inhalt der Ausstellung.

Eröffnet wurde “YOU_ser” durch den Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger, Hubert Burda, Heinz Fenrich, Peter Weibel und Gottfried Langenstein, ARTE-Präsident und Direktor der Europäischen Satellitenprogramme des ZDF.

Ausgräber in Ägina

Kunst-Experten unter sich: Glyptothek-Direktor Raimund Wünsche im Gespräch mit Hubert Burda

In der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 1907 verstarb in Athen Adolf Furtwängler. Er war bei der bayrischen Grabungen auf Ägina an der Ruhr erkrankt. Die Stadt Athen führte die Beisetzung durch, die griechische Archäologische Gesellschaft ließ auf ihre Kosten ein eindrucksvolles Grabmonument errichten. Furtwängler galt schon damals bei vielen als der größte Archäologe seiner Zeit.

Ihm zu Ehren lud Glyptothek-Direktor Raimund Wünsche gestern zu einem Lichtbildervortrag über den “Ausgräber in Ägina” ein.

Furtwängler hatte in München studiert, war von 1880 bis 1893 Direktorialassistent bei den Berliner Museen und seit 1894 Professor an der Münchner Universität sowie gleichzeitig Direktor der Glyptothek, Leiter der Gipssammlung und des Antiquariums. Er besaß eine immense Arbeitskraft und hinterließ ein ungemein breites wissenschaftliches Werk, von dem nicht Weniges noch heute als grundlegend und unübertroffen gilt.

Bestseller-Autor in München zu Gast

Der brasilianische Bestseller-Autor Paulo Coelho stellte bei Hubert Burda Media sein neues Buch “Die Hexe von Portobello” vor

Einen kurzen Aufenthalt in München nutzte Paulo Coelho, um Hubert Burda Media zu besuchen. Seit Langem besteht enger Kontakt zwischen dem Medienunternehmen und dem brasilianischen Bestseller-Autor. Er ist seit vielen Jahren Gast beim von Hubert Burda veranstalteten Focus-Nightcap in Davos. Dieses findet jedes Jahr im Rahmen des Weltwirtschaftsforums statt.

Hochschulrat verabschiedet

Thomas Goppel und Hubert Burda mit einem Bild der Universität – im Hintergrund Rektor Bernd Huber

Die Neu-Gliederung der Universität in Departements, die Planung des für 2012 geplanten Biomedizinischen Zentrums in Martinsried/Großhadern und die Umsetzung der Exzellenzinitiative waren wegweisende Entwicklungen, an denen der Hochschulrat der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) beratend mitgewirkt hat. Acht Jahre lang hat das Beratergremium aus Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft die Universität fit für die Zukunft gemacht.

„Ich denke, unsere Beratung hatte sichtbare Erfolge, besonders in den zukunftsträchtigen Forschungsbereichen wie Medizin“, resümierte Hubert Burda als Vorsitzender bei der Verabschiedung des Gremiums im Senatssaal der Universität. An der Festveranstaltung nahmen unter anderem Franz Herzog von Bayern, Goethe Instituts-Präsidentin Jutta Limbach, Münchner Rück-Chef Nikolaus von Bomhard und Wirtschaftsprofessor Herbert Henzler teil.

Uni-Rektor Bernd Huber dankte dem Gremium für die zahlreichen Anregungen und das gemeinsam Erreichte. “Der Hochschulrat entwickelte sich zu einem unabhängigen Aufsichts- und Kontrollgremium und zu einer wichtigen beratenden Institution, die maßgeblich zu neuen Sichtweisen beitrug. Es konnten zahlreiche Programme auf den Weg gebracht werden, die das Profil, die Leistungsfähigkeit und die Wahrnehmung der LMU in der Öffentlichkeit wegweisend beeinflussten.” Er betonte dabei besonders das Biomedizinische Zentrum und die Exzellenzinitiative. „Nun müssen wir sicherstellen, dass diese Qualität auch im eigenen Land bleibt und wir gute Leute halten“, ergänzte Bayerns Wirtschaftsminister Thomas Goppel.

Für Hubert Burda ist das Ziel aber noch nicht erreicht: Er sieht die LMU in Zukunft neben internationalen Größen wie Oxford, Harvard oder Princton: „Künftig muss ein Doktortitel von der LMU wie ein Adelstitel sein“, forderte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse die Kommunikation weiter verbessert und die digitale Revolution angegangen werden. Burda betonte außerdem die Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Hochschulen: Diese müsse künftig über die Forschung hinausgehen, der Austausch verstärkt werden.

Link-Tipp: Süddeutsche Zeitung: “Ein Doktortitel muss wie ein Adelstitel sein” – Hubert Burda im Interview

Angela Krauß am Tegernsee geehrt

Michael Krüger, Hubert Burda, Alfred Kolleritsch, Angela Krauß, Peter Handke und Peter Hamm bei der Preisverleihung

Hubert Burda überreichte den mit 15.000 Euro dotierten Hermann-Lenz-Preis für deutschsprachige Literatur am Samstag im Barocksaal des Tegernseer Schlosses an die Schriftstellerin Angela Krauß. Der Preis sei ihr wichtig, „weil der Namensgeber eine Literatur geschrieben hat, die leise ist, sich lange entwickelt, lange über die Landschaft schaut, und lange den Menschen zuschaut“, bedankte sich die Autorin für die Auszeichnung. Die Laudatio hielt Juror Peter Hamm.

Die 1950 in Chemnitz geborene Krauß studierte an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung in Berlin. Von 1976 bis 1979 besuchte sie das Literaturinstitut “J.R. Becher” in Leipzig. Seit Anfang der Achtziger Jahre veröffentlichte sie Prosawerke – darunter „Kleine Landschaft“ (1991), „Die Überfliegerin“ (2002), „Weggeküsst“ (2002) und „Wie weiter“ (2006). An der Universität Paderborn war sie Gastdozentin für Poetik. Sie ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur.

Heute lebt Krauß als freie Schriftstellerin in Leipzig. Für ihre Arbeiten wurde sie bereits mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Lessing-Förderpreis ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie den Berliner Literaturpreis, die Bobrowski-Medaille sowie den Literaturpreis „Kammweg“. Juroren des Hermann-Lenz-Preises sind Carl Hanser-Verleger Michael Krüger, Autor und Kritiker Peter Hamm, Schriftsteller Peter Handke sowie „Manuskripte“-Herausgeber und Autor Alfred Kolleritsch.

Die diesjährigen Stipendiaten der Hermann-Lenz-Stiftung sind Simone Hirth, Lyrikerin, Verfasserin von Kurzprosa und Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift „Minima“, Katharina Tanner, Verfasserin von Lyrik, Prosa und Drehbüchern, sowie Angelika Reitzer. Sie schreibt Erzählungen, Theaterstücke und Drehbücher. Jeder Stipendiat erhält 6.000 Euro.

Der mit je 5.000 Euro dotierte Hubert-Burda-Preis für junge osteuropäische Lyrik geht an den 1973 in Mazedonien geborenen Nikola Madzirov, dessen vielfach ausgezeichneten Gedichte bereits in 17 Sprachen übersetzt wurden, die 1969 in der Westukraine geborene Halina Petrosanjak und den 1962 in Wolka Krowicka geborenen Eugenuisz Tkaczyszyn-Dycki.

Mediale Tangenten

Peter Sloterdijk

Beitrag von Hubert Burda zur Peter-Sloterdijk-Festschrift zum 60. Geburtstag

Wenn heute – wie manche behaupten – die Wirklichkeit durch die Medien erzeugt wird, kann man sich vorstellen, dass es zu der Arbeit eines Philosophen gehört, über diesen Zusammenhang nachzudenken. So ist es auch bei Peter Sloterdijk. Sein Werk erlaubt wie wenige, Vergleiche zwischen dem Umbruch der Zeit der nautischen Entdeckungen und der heutigen digitalen Revolution zu ziehen. Beide haben unsere Weltsicht und die politischen und wirtschaftlichen Machtkonstellationen grundlegend verändert.

Beispielhaft für diese Interdependenzen sind die Fugger, die mit dem Montanhandel des 16. Jhdt. reich geworden waren und auch in Schiffe und Medien investierten. Jacob Fugger hatte das beste Nachrichtenwesen seiner Zeit, war besser vernetzt als z. B. die Medicis in Florenz. Über alles wurde nach Augsburg berichtet: Gerichtspro- zesse, Unwetter, neue Passstraßen, Eintreffen der Schiffe, Freibeuter und Piraten. Auch sämtliche Neuigkeiten über die handelnden Personen waren für die Zentrale informativ, z.B. ob die englische Königin vor ihrer Hochzeit das Beilager schon gehalten hatte, also alles, was man heute „educated gossip“ nennt, und ohne den viele Geschäfte in dieser Welt scheitern. Es war die Zeit der Glücksnaturen, die mit der neuen Welt zu Ruhm und Reichtum gelangten.

Bald kam zu dem Schiffs- und Medienwissen das Versicherungswesen hinzu, das diese Risiken kalkulierbar machte und damit die erste „pragmatisch implantierte Immuntechnologie der Moderne“ war. Doch auch diese Innovation rettete den immensen Reichtum der Familie nicht. Vielleicht war der Anlass, der zur Insolvenz führte, weniger der schier unersättliche Geldbedarf der Habsburger, welche nie zurückbezahlten, sondern die neuzeitliche Erfahrung, dass der Boden der Zukunft der Schiffsboden wäre und dass in der Veränderung des Denkens vom Terranen zum Maritimen ein anderer Geist gebraucht wurde. Denn fast gleichzeitig mit Jakob Fugger bringt im Jahr 1492, „Martin Behaim von einem Volontariat in Lissabon zurückkehrend den ersten Erdglobus nach Nürnberg mit, um seinen Landsleuten klar zu machen, welches in Zukunft die Bretter sind, die die Welt bedeuten – die Planken der hochseetauglichen Schiffe. Die Seefahrt ist jetzt das Schicksal, nur der hochsee-taugliche Geist kann mit den Forderungen der neuen Zeit Schritt halten. Nun heißt es, auf die Schiffe, ihr Philosophen, und auf die Meere, ihr Gläubigen!“ (Noch heute bietet das wieder erstarkte Bankhaus Fugger in seinem Portfolio Schiffs- und Medienbeteiligungen an, auch wenn man gerne darauf verweist, dass es sich hier um risikoreiche Geschäfte handelt).

Wer also sind die heutigen Globalisierungsagenten in diesem veränderten Weltinnenraum der Sphären, Blasen und Schäume? Sloterdijk selbst zieht die begriffliche Tangente: „Der Ozean ist das erste Internet, der Schiffsbau ist seine Zeit in Gedanken gefasst.“ Unser heutiges Internet verändert die Medien (und damit unsere Wirklichkeit) in einer so fundamentalen Weise, dass wir uns selbst noch keinen genauen Begriff davon machen können. Auf jeden Fall muß man von einer digitalen Revolution sprechen, die noch Grundstürzender sein wird als die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg. Und was früher die Alchemie war, mit der man die Funde aus dem Boden nicht nur bestimmen, sondern weiter verarbeiten konnte, das Kupfer, das Blei, das Silber, das ist heute der Algorithmus. Der wohl Erfolgreichste wurde an der Wende des Jahrtausends publiziert. Es ist der PageRank. Dieser legte die Grundlage für die Suchmaschine Google, deren Gründer Sergey Brin und Larry Page damit zu einem Vermögen kamen, was das der Fugger weit in den Schatten stellt. Zurzeit liegt die Marktkapitalisierung bei 150 Milliarden Dollar, entstanden in kaum zehn Jahren, so viel wie die zwei größten Medienkonzerne der Welt zusammen aufbieten.

Wenn man bewusst eine Verbindung zieht von Fugger zu Sergey Brin, so liegt der Gründer von Microsoft, Bill Gates, dem Hause Medici nahe. Und nicht nur deshalb, weil er den Codex Leicester aus Leonardo da Vincis Studien erworben und ausgestellt hat. Auch die globalen Häuser des Internethandels wie Ebay oder Amazon sind ökonomisch und machtpolitisch vergleichbar den Stadtstaaten wie Siena oder Pisa, die Handelszentren ihrer Zeit waren.

Die Gutenberg-Revolution ermöglichte es, mit beweglichen Lettern Texte viel schneller und günstiger zu verbreiten als zuvor. Mit der weiteren Medienentwicklung, angefangen von der Fotografie, dann dem Film der Gebrüder Lumière und der Fernsehröhre von Brauns, werden auch die Bilder beweglich. Durch diesen Iconic Turn wird die Welt wird zum Bild – ganz in dem Sinne, dass der Beginn der Neuzeit die Eroberung der Welt als Bild sei.

Dieser Iconic Turn hat durch das Internet noch viel weiterreichende Folgen. Denn Bild- und Videoportale ermöglichen heute, dass von jedem Ort Bilder und Videoportale ins Netz gestellt und durch Schlagworte (tags) verortet werden können. 400 Millionen Bilder zählt die Plattform Flickr.com, 100 Millionen Videos das Portal YouTube. Die Gründer Katerina Fake bzw. Chad Hurley gleichen den einstigen Entdeckern neuer Territorien, den Magellans und da Gamas. Zu ihnen gehört auch Andreas von Bechtolsheim, einer der Mitbegründer von Sun Microsystems und einer der ersten Investoren bei Google, der nun an einem Apparat arbeitet, der 30.000 Videos in DVD-Qualität zu speichern vermag. Er wird nicht nur Spielfilme, sondern auch Fernsehprogramme von mehreren Jahren speichern und einem raschen Zugriff bereitstellen. Oder der Schwede Niklas Zennström, der mit seiner Plattform namens Joost auf der diesjährigen DLD-Konferenz einen Einblick gab, wie Internetfernsehen aussehen kann. Er hatte bereits mit seinen Internetschöpfungen Skype und Kazaa in ähnlicher Weise für die Telefon- und Musikindustrie ein neues Modell eingeführt, dessen Erfolg auf der Vernetzung von Nutzern und ihren Computern beruht.

An dieser Stelle müssen wir an Walter Benjamins Einsicht erinnern: wann immer die Medien sich grundsätzlich ändern, ändert sich auch die Gesellschaft. Die soziologische Organisationsform zu Beginn des neuen Jahrhunderts sind die Communities. Die neuen Gemeinschaften definieren sich nicht mehr nur lokal, sondern über Internet und gemeinsame Interessen auch international. Ich erinnere mich an Diskussionen in Marburg Anfang der sechziger Jahre, die sich darum drehten, den Begriff der Gemeinschaft – wie ihn noch Tönnies gebraucht hatte – durch den Begriff von Gesellschaft zu ersetzen. Man sah den Begriff der Gemein-schaft als soziologische Form durch die Volksgemeinschaft Hitlers diskreditiert. Heute bilden sich auf den digitalen Plattformen mediale Communities – Gemeinschaften, die sich durch ihre Mediennutzung bilden. Ihre virtuellen Versammlungssphären nennen sich ICQ oder MySpace. Für Medienkonzerne wie AOL oder News Corp. spielen sie eine wichtige Rolle in ihrer Zukunftsplanung. Das Prinzip ist immer ähnlich: Teilnehmer stellen ihre Daten, ihre Vorlieben für Musik, Sport oder Mode aufs Netz und bilden damit ihre digitale Identität ab. Über 100 Millionen Menschen vernetzen und präsentieren sich so über MySpace.

Geht damit das Zeitalter der Massenmedien im klassischen Sinne zu Ende? Dem hat Sloterdijk in seinem Buch „Die Verachtung der Massen“ eine spannende Interpretation gegeben: „Weil heute die Masse über das Stadium ihrer Versammlungsfähigkeit hinaus ist, hat das Programm-Prinzip das Führer-Prinzip ersetzen müssen. Folglich genügt es, den Unterschied zwischen einem Führer und einem Programm zu erklären, um offen zu legen, was die klassisch-moderne versammelte schwarze Masse von der post-modernen mediatisierten, aufgesplitterten bunten Masse unterscheidet. Es geht hier um den Unterschied zwischen Entladung und Unterhaltung. Dieser ist es, der auch die Differenz zwischen dem faschistoiden und dem massendemokratischen Modus der Affekt-Regie von kommunikationsintensiven Großgesellschaften mitbestimmt.“

Das Zeitalter der Massenmedien ist intensiv mit der Knappheit der Sendefrequenzen verbunden. In Deutschland waren es mit dem Beginn des privaten Fernsehens unter dem Regierungsantritt von Helmut Kohl 1982 die Landesmedienanstalten, die in einem sehr komplizierten Prozess mit der RTL-Gruppe (später Bertelsmann) und der Pro 7 SAT 1-Gruppe (später Kirch), den Markt der Massenmedien regelten. Die Knappheit der Fernsehfrequenzen ergab sich durch die Ausschließlichkeit ihrer terrestrischen Distribution und definierte das Modell: ein Sender, viele Empfänger. Das Internetfernsehen ermöglicht dagegen jedem, seine Videos auf bekannte Videoplattformen wie Sevenload zu stellen. Die Schnittfläche für das bewegte Bild bildet dann der TV-Schirm nicht mehr alleine, sondern der PC oder bald das Handy – mit allen Vorteilen der Interaktivität.

Diese Innovationen laufen rasend schnell ab und erinnern eben an jene Zeit der Ent-deckungen „[…] in welche[r] zahllose Namen von Seehelden und Findern fremder Weltteile eingetragen sind, von der Magellanstraße im patagonischen Süden bis zur Hudson Bay im Norden Kanadas, von Tasmanien in der Südsee bis zum sibirischen Kap Tscheljuskin, von den Stanley-Fällen des Kongo bis zur Ross-Barriere in der Antarktis. Parallel zu der Künstlergeschichte, die in derselben Zeit Konturen annahm, hat sich die Entdeckergeschichte auf den Karten eine eigene Ruhmeshalle geschaffen. Ein Großteil der späteren Aktionen waren bereits Kandidatenturniere um den Verklärungsstatus in der kartierten Geschichte. Lange bevor die Kunst und die Kunstgeschichte das Konzept der Avantgarde für sich fruchtbar machten, waren die Vorhuten der Erd-Erfassung an allen Fronten künftigen Karten-Ruhms unterwegs. Oft brachen sie aus den europäischen Häfen auf als diejenigen, die im Fall des Erfolges als erste an diesem oder jenem Punkt gewesen sein würden.“

Es scheint, als wäre mit den Aporien der Avantgarde in der modernen Kunst eine neue digitale Elite auf den Plan gerufen worden, die alle Kennzeichen dieser neuen Avantgarde hat. Sie definiert sich aus der Weltsicht des Silicon Valley. Und ihre Protagonisten heißen Bill Gates, Sergey Brin und Niklas Zennström. Also noch einmal: Endet damit das Zeitalter der klassisch-modernen Massenmedien? Vieles deutet darauf hin. Ein erstaunlicher Prozess ist in Bewegung gekommen. Um die zukünftigen Muster zu erkennen, braucht man ein so gutes Informationssystem, wie es die Fugger einmal hatten. Man braucht einen guten historischen Überblick der früheren Mediengeschichte und ratsam ist auch eine gute Vernetzung zu dieser neuen digitalen Avantgarde und deren Wissen. Aber vor allem sollte man die Freundschaft und Nähe zu Denkern wie Peter Sloterdijk genießen, die diesem Wandel den philosophischen Rahmen geben oder ihn in Frage stellen.

Lesung: Der Rahmen zum Ich

Dr. Hubert Burda und Ernst Pöppel

Wer bin ich? Und wer ist mein Gehirn? Aspekte aus seinem neuen Buch „Der Rahmen – Ein Blick des Gehirns auf unser Ich“ präsentierte Ernst Pöppel auf Einladung von Hubert Burda themengerecht in einer Berliner Rahmenhandlung. Bei Knoell & Lemke in Charlottenburg erzählte der renommierte Hirnforscher im Kreis von Künstlern, Autoren, Journalisten und Hochschulvertretern, wie oft noch unerforschte neuronale Prozesse das Selbstbild steuern.

In Pöppels neuem Werk geht es darum, wie unsere Persönlichkeit aus der Kraft des Gehirns entsteht. Er erzählt von Erfahrungen wie Erinnern und Vergessen, Zorn und Freude, Assoziationen, Gewohnheiten und Irrtümer – und deren neuronalen Grundlagen. Welche Bedeutung diese Verknüpfungen und die Erforschung neuronaler Prozesse haben, diskutierte der Wissenschaftler im Anschluss an die Buchvorstellung mit Hubert Burda und den rund 120 Gästen.

Konzert in Gedenken an Aenne und Dr. Franz Burda

Das Ortenau-Orchester in der Reithalle

Am Sonntagabend, den 15. Oktober, fand in der Reithalle im Offenburger Kulturforum ein Herbstkonzert in Gedenken an Senator Dr. Franz Burda und Aenne Burda statt. Das Ortenau-Orchester spielte unter der Leitung von Walter-Michael Vollhardt Werke von Brahms, Grieg, Sibelius und Schumann. Am Klavier beeindruckte Solistin Julia Kammerlander. Unter den Gästen waren zahlreiche Weggefährten und ehemalige Mitarbeiter.