Nachruf auf Shimon Peres

Der realistische Optimist

Weltwirtschaftsgipfel Davos 1999
Helmut Markwort, Hubert Burda, Shimon Peres und Gerhard Schröder beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos (c) Wolf Heider-Sawall

Von den persönlichen Treffen mit Shimon Peres habe ich eine Botschaft nie vergessen: Wer realistisch sein will, darf nicht das Ziel vergessen, die Verhältnisse zu verbessern. Seine Vision war ein neuer Naher Osten, in dem sich die arabischen Staaten und Israel zu einer friedlichen, technisch innovativen und sozial ausgeglichenen Region entwickeln.

Der Friedensprozess Anfang der 90er Jahre und die vielen Enttäuschungen danach haben ihn nie davon abgebracht, sein Projekt festzuhalten. Das Wasserproblem im Nahen Osten lösen, durch technologische Erfindungen den sozialen Wandel in der Region herbeiführen, die Voraussetzungen für eine demokratische Gesellschaft in den besetzen Gebieten und Gaza schaffen: der Mann, der 1923 im weißrussischen Wischnewa geboren wurde, glaubte an den „Fortschritt“ wie ihn die Aufklärung predigte – in einer Region, deren Konflikte heute an die Religionskriege im Europa des 17. Jahrhunderts erinnern.

Wenn wir uns trafen, in Jerusalem, auf dem „World Economic Forum“ in Davos oder in München, genoss ich es sehr, wie er in den 90er Jahren mit seiner samtenen Stimme die Möglichkeiten für Frieden und Fortschritt im Nahen Osten eindrucksvoll ausmalte. Hier verwandelte sich Glaube in eine jeden Zweifel aufhebende Gewissheit. Peres, ein im europäischen Sinne Gebildeter und Literaturkenner, erkannte früh die Bedeutung von „high tech“, den Computerwissenschaften, ja der digitalen Revolution. Darum engagierte ich mich 1999 für das Projekt eines „Centers for Innovative Communication“ an der Ben Gurion Universität von Beer Sheva, einer Hochschulgründung, die Peres besonders am Herzen lag.

Mir war immer klar: Man darf die deutsch-jüdische Geschichte in ihrer Dramatik nicht verharmlosen, aber worauf es ankommt, ist der Einsatz für zukunftsträchtige Projekte, die Israel stabilisieren und vorantreiben. Im Jahr 2000 kam es zur Konferenz „Cool People in the Hot Desert“. Ich lernte meinen Freund Yossi Vardi kennen, einen digitalen Unternehmer, dem das Wohlwollen von Shimon Peres gehörte. Kontakte entstanden, die im Jahre 2005 zur Gründung des DLD führten, dem international wohl bekanntesten Forum für Debatten über die digitale Revolution. Ohne Peres keinen Yossi Vardi, keinen DLD, den Steffi Czerny und ich seit über zehn Jahren in Deutschland promovieren. Der Staat Israel wird ihm, neben all seinen Verdiensten, den Mut zur Innovation wohl am meisten verdanken.

Ich verneige mich vor seiner Leistung, ich trauere um einen Politiker von ungewöhnlichem Format.

Von Dr. Hubert Burda

106. Geburtstag von Aenne Burda

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Die Verlegerin an ihrem Schreibtisch

Schönheit und Anmut, harte Arbeit und der bedingungslose Glaube an die Machbarkeit: Aenne Burda, die Frau, die das Nachkriegsdeutschland einkleidete und dem Wirtschaftswunder ein Gesicht verlieh, wäre heute 106 Jahre alt geworden. Ihr Vermächtnis ist jetzt, über 65 Jahre nach der Erstausgabe von Burda Moden, allgegenwärtig und inspiriert noch immer junge Gründer zu neuen Innovationen.

In einer Zeit, in der es noch kein Internet gab, spann Aenne Burda ein weltweites umfassendes Netzwerk und überwand dabei nicht nur kulturelle, sondern auch politische Barrieren. Einen Höhepunkt ihrer Karriere erreichte die „Königin der Kleider“ 1987, als Burda Moden als erste westliche Zeitschrift in der Sowjetunion veröffentlicht wurde. Der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher fand anerkennende Worte für diese Leistung: „Aenne Burda zog auf ihre Weise und mit ihren Möglichkeiten den Eisernen Vorhang ein Stück zur Seite.“

Mit ihren Schnittmustern brachte Aenne Burda den Glanz aus Paris und Hollywood in deutsche Wohnzimmer. Damit demokratisierte sie die Mode weltweit und machte sie für jeden erschwinglich. Dabei verstand es Aenne Burda, ihr erfolgreiches Konzept immer wieder an den Geist der Zeit anzupassen, das modische Erfolgsrezept lautete: „Die Mode soll nicht unerfüllbarer Wunschtraum bleiben, keine Illusionen vorzaubern, die niemals zu verwirklichen sind, sie soll getragen werden, um zu verschönern und unser Lebensgefühl zu heben.“

Aenne Burda wurde 1909 als Eisenbahnertochter geboren und heiratete 1931 Franz Burda. Mit ihm bekam sie die drei Söhne Franz, Frieder und den jetzigen Verleger Hubert Burda. Burda Style, wie Burda Moden heute heißt, erscheint in 17 Sprachen in mehr als 100 Ländern. 2005 starb die Gründerin des weltweit größten Modeimperiums mit 96 Jahren.

 

Hubert Burda feiert Geburtstag

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Hubert Burda bedankte sich bei seinen Gästen

300 Kerzen tauchten den barocken Kaisersaal der Münchener Residenz in ein warmes Lichtermeer. Zwischen bayerischen Wappen, biblischen Fresken und farbenfrohen Blumengestecken strich ein Quartett klassische Melodien, und auf der Bühne wurden ebenso herzliche wie kluge Worte gesprochen: Es war ein würdiger Rahmen, um Hubert Burda zu seinem 75. Geburtstag die Ehre zu erweisen. Dabei waren die 300 vom Vorstand geladenen Freunde, Geschäftspartner und Wegbegleiter des Verlegers ja beileibe nicht die ersten Gratulanten, sondern trotz aller Prominenz eher die Letzten. Denn die Feier am Donnerstagabend bildete den Abschluss ausdauernder Festivitäten in dieser Woche – jede für sich ein Höhepunkt.

Der Jubilar selbst zeigte sich auch beeindruckt von all den Würdigungen, die ihm in den vergangenen Tagen zuteil geworden sind, ja, er war fast schon ein wenig verlegen: Es sei ja so viel gesagt und geschrieben worden, wer und was er angeblich alles wäre, sinnierte er auf der Bühne – um dann seine Nachdenklichkeit plötzlich abzulegen und den Gästen zuzurufen: Richtig so! Schließlich habe er hart dafür gearbeitet. Viel Witz und schlaue Reden, lautes Lachen und intensive Gespräche, Gesang und Gitarrenmusik erfüllten die prachtvolle Atmosphäre an diesem Abend – connect the unexpected. Mal wieder. Plus ultra. Immer weiter.

Maria Furtwängler-Burda eröffnete den Abend und begrüßte die Gäste. Sie richtete eine rührende Liebeserklärung an ihren Gatten. Und auch die Kinder sorgten für herzerwärmende Momente. Sohn Jacob erinnerte an gemeinsame Heidegger-Debatten, Tochter Elisabeth sang ihr eigens für ihren Vater komponiertes Lied. Burda-CEO Paul Bernhard-Kallen beschrieb die prägenden Eigenschaften des sich stets wandelnden Unternehmers Hubert Burda. Und Bundesminister Schäuble hob den Weitblick des Verlegers hervor.

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Auch Maria Furtwängler-Burda begrüßte die Gäste

Zwischen diesen höchst persönlichen Beiträgen sang Star-Tenor Jonas Kaufmann für die Abendgesellschaft. Das Menü wurde von Weinen der Durbacher Winzer Heinrich Männle und Andreas Laible begleitet.

Normalerweise würden wir an dieser Stelle Gäste aufzählen, die Sie ganz bestimmt kennen – allerdings müssten Sie dann weit mehr als 100 Namen lesen, zum Beispiel die von Peter Sloterdijk und Peter Handke, von den Adelsfamilien aus Baden, Württemberg und Bayern, von Ferdinand Piëch und Kai Diekmann, von Jürgen Fitschen und Edmund Stoiber, von Veronica Ferres und Franz Beckenbauer.

Notizen aus bewegten Zeiten

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Hubert Burda bei der Vorstellung seines neuen Buches “Notizen zur Digitalen Revolution”

Medienunternehmen mussten sich in den vergangenen 25 Jahren, getrieben durch neue Technologien, völlig neu erfinden. Als einer der Pioniere dieser Entwicklung blickt Verleger Dr. Hubert Burda in seinem neuen Buch „Notizen zur Digitalen Revolution 1990-2015″ auf mehr als zwei Jahrzehnte digitaler Transformation zurück. Das sehr persönliche Werk hat er am Dienstag in München vorgestellt.

„Wir erleben gerade eine digitale Revolution, die alle Lebensbereiche erfasst. Das Stichwort hier heißt ‚Infosphäre’ – unsere neue Informationsumgebung, in der Menschen, Algorithmen und Geräte miteinander interagieren und kommunizieren”, so der Verleger anlässlich der Vorstellung seines Buches. Darin präsentiert er handschriftliche Notizen und Aufzeichnungen der vergangenen 25 Jahre und macht seine Gedanken einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Früh hat er die Möglichkeiten des Internets erkannt und bereits Anfang der Neunzigerjahre sein Unternehmen konsequent auf den digitalen Wandel ausgerichtet. Er war schon damals überzeugt: „Die New Economy ist keine Eintagsfliege. Wer das glaubt, der wird Schiffbruch erleiden.” Er habe sich 1991 nicht vorstellen können, dass es tatsächlich noch so lange dauern würde, bis die digitale Transformation alle Lebensbereiche so durchdringen würde, wie es im Jahr 2014 der Fall ist, so Hubert Burda. Detailliert schildert der Verleger auch seine Begegnungen mit digitalen Vordenkern wie Jeff Bezos, Sergej Brin und Bill Gates, er beschreibt zudem die Entwicklungsgeschichte von Hubert Burda Media und die des 1993 gegründeten Nachrichtenmagazins Focus.

Über Auszüge aus seinen Tagebüchern und Redemanuskripten lässt er Revue passieren, wie seine Beobachtungen der neuen Megatrends in Medien und Technologie die Branche, sein Unternehmen und ihn persönlich geprägt und verändert haben. Er berichtet von Skepsis und Widerspruch, die ihm begegneten, als er große Herausforderungen für Branchen wie Banken und Versicherungen durch digitale Disruptoren voraussagte. Flankiert werden die Notizen von Beiträgen von seiner ersten Ehefrau Christa Maar, von seinem Sohn Jacob Burda und von Stephanie Czerny, die vor zehn Jahren für Burda die Digitalkonferenz DLD ins Leben gerufen hat. Sie gewähren aus ihren eigenen Perspektiven einen Einblick, wie die digitale Revolution das Leben und Arbeiten in Hubert Burdas Umfeld beeinflusst hat.

In seinen Privaträumen begrüßte Hubert Burda am Dienstag rund 60 Gäste zur Präsentation des Buches, unter ihnen der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber und die Verleger Michael Krüger und Dirk Ippen.

Notizen zur Digitalen Revolution 1990-2015 von Hubert Burda ist im Petrarca Verlag erschienen und ab sofort zum Preis von 19,80 € (Hardcover) bzw. 9,80 € (Broschiert) erhältlich. BurdaNews hat zudem ein E-Book erstellt, das zum Preis von 9,80 € über die kostenlose „Kindle Viewer App” am Desktop-Rechner und auf Tablets (Android und iOS) sowie auf den „Kindle”-Lesegeräten „Fire” und „Paperwhite” verfügbar ist.

Weitere Bilder zum Download finden Sie auf Flickr.

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Eine Frage der Wahrnehmung

Hubert Burda diskutierte mit Hans Belting (Felix Burdas Doktorvater), Wolfgang Ullrich (Professor für Kunstwissenschaft und Medienphilosophie) und Peter Weibel (Kunst- und Medientheoretiker und Leiter des ZKM) über die Macht der Bilder

Hubert Burda trägt seit dem Tod von Felix Burda 2001 mit großem Engagement auch das kunsthistorische Vermächtnis seines Sohnes weiter. Technologien der Illusion – vom Fresco zur Video Art: Unter diesem Motto diskutierte Hubert Burda gestern Abend auf einem Symposium im Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe wissenschaftliche Thesen seines Sohnes Felix zum „iconic turn”. Felix Burdas Dissertation „Andrea Pozzo und die Videokunst” wurde erstmals 2001 auf Deutsch publiziert. 2006 folgte eine französische Ausgabe und jüngst Ende 2013 wurde eine amerikanische Version veröffentlicht.

Kunstgeschichte ist eine Geschichte der Wahrnehmung. Nicht das Medium der Kunst ist entscheidend, sondern deren Wahrnehmung durch ihren Betrachter. Diese These verdeutlicht die Dissertation von Felix Burda, der die barocke Illusionskunst von Andrea Pozzo in Zusammenhang mit der modernen Videoinstallationskunst von Bill Viola und Bruce Naumann setzt, damit die Grenzen zwischen Kunstepochen aufbrechen und alte Denkbarrieren überwinden wollte.

Mit großem Erfolg initiierte Hubert Burda anlässlich der Dissertation seines Sohnes u.a. eine Vorlesungsreihe an der LMU München. Und auch in eigenen Publikationen, wie „In medias res” thematisierte Hubert Burda den „iconic turn”, der den gewaltigen Einfluss von Bildern, Fotografien, multimedialem Content und dem bildreichen Internet auf die heutige Gesellschaft beschreibt. Dabei wird der Bogen von der Erfindung des Kupferstichs bis hin zur Digitalisierung und den dadurch fundamentalen Umwälzungen in der Gesellschaft und ihrer Kommunikation gespannt. Einen solchen Bogen gebe es auch vom passionierten Kunsthistoriker Hubert Burda zum Medienunternehmer Hubert Burda. „Meine Zukunft als Verleger sind die Bilder – denken Sie an Instagram, Pinterest, Youtube – und die Grundlage, um die Moderne zu verstehen ist die Bildentwicklung.” Kunstgeschichte sei somit das Modernste, was man studieren könne, in dem dafür renommierten Karlsruhe auf jeden Fall. „Felix und ich, wir waren beide engagierte Kunsthistoriker, denn es ist spannend die Weltgeschichte in Bildern zu verstehen.”

Die Thesen von Felix Burda, der die Veröffentlichung seiner Arbeit aufgrund seines zu frühen Todes selbst nicht mehr miterlebt hat, werden heute unter dem Schlagwort des „iconic turn” sehr lebendig diskutiert. So gingen Hubert Burda, Hans Belting (Felix Burdas Doktorvater), Wolfgang Ullrich (Professor für Kunstwissenschaft und Medienphilosophie) und Peter Weibel (Kunst- und Medientheoretiker und Leiter des ZKM) bei der gestrigen Veranstaltung in Karlsruhe der Frage nach der Macht der Bilder auf den Grund. Unter welchen Umständen können Bilder menschliches Bewusstsein prägen und verändern? Wie viel Eigenmacht können sie entfalten und wann werden sie vielleicht auch überschätzt? Felix Burda habe die Epochen der Kunst nicht als abgeschlossen betrachtet, sondern die Kontinuität in der Entwicklung der Bildgeschichte anhand der Parallelen zwischen barocker Illusionskunst und der virtual reality moderner Videokunst offengelegt, so Wolfgang Ullrich. Felix Burdas Buch nehme eine hervorragende Position ein und sei außerordentlich vielversprechend, so Peter Weibel. Es beweise, dass die Medienkunst von heute die eigentliche Fortschreibung der Bildgeschichte ist.

Geschichten eines Lebens

Geschichten aus dem Leben Franz Burdas: Die Biografie von Ute Dahmen

Unter dem Titel „Senator Dr. Franz Burda – Geschichten eines Lebens” erscheint heute – am 25. Todestag von Franz Burda – eine Biografie über sein Leben und Werk im Petrarca Verlag. Die Offenburger Journalistin und Autorin Ute Dahmen erzählt die Lebensgeschichte Franz Burdas, dem Drucker, Verleger und Unternehmer, Kunst-, Musik- und Naturliebhaber, treuen Freund und Förderer in vielerlei Hinsicht: „Die Biographie Franz Burdas, des Senators, wie ihn alle nannten, ist die eines Selfmademan, mit der klassischen Erfolgsgeschichte eines Unternehmers, der aus der kleinen Drei-Mann-Druckerei seines Vaters das große Druck- und Verlagshaus geschaffen hat”, so die Autorin.

Das Buch (erscheint im Petrarca-Verlag) wird heute bei einem Festakt zu Ehren des verstorbenen Unternehmers in Offenburg im Beisein zahlreicher Freunde und Weggefährten vorgestellt. Zu den Ehrengästen zählen auch Extrembergsteiger Reinhold Messner, Moderator Frank Elstner sowie Startrompeter Walter Scholz.

Über den Iconic Turn

GAFFTA-Schirmherr Peter Hirshberg und Hubert Burda in San Francisco

Wie wandelt sich Kultur durch die Digitalisierung von Bildern? Darüber sprach Verleger und Kunsthistoriker Hubert Burda am Mittwoch in San Francisco und stellte sein Buch „The Digital Wunderkammer” (deutscher Titel: „In Medias Res”) vor. Burda war zu Gast bei der „Gray Area Foundation for the Arts” (GAFFTA). Die Organisation hat das Ziel, „die besten „kreativen Programmierer, Datenkünstler, Designer und Macher zusammenbringen, um Experimente zu erschaffen, die ein soziales Bewusstsein durch die digitale Kultur aufbauen.” GAFFTA-Schirmherr ist der Digitalmanager Peter Hirshberg, mit dem Burda im Anschluss über den “Iconic Turn” diskutierte. Zunächst ging es in seinem Vortrag aber um fundamentale Veränderungen unserer Kommunikation und Wahrnehmung.

So ist die Grundthese von “The Digital Wunderkammer”, dass die Digitalisierung die Welt rasant verändert hat – vergleichbar mit der fundamentalen Umbruchphase der Gutenberg-Zeit. Nicht nur Informationen, sondern auch Bilder werden schnell, gezielt und großräumig verbreitet. Und das Internet bietet scheinbar unendliche Möglichkeit zum globalen Speichern und Vernetzen von Wissen und dessen Repräsentation: Es wird zu einer neuen, digitalen Wunderkammer. Aber nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Art und Weise wie wir Bilder wahrnehmen hat sich, so die Prämisse des Buchs, verändert: Die Geltung der visuellen Kommunikation nimmt merklich zu. „Wo immer sich Kommunikation verändert, verändern sich die Fundamente der Gesellschaft”, schreibt Burda in seinem Buch.

Im Anschluss an seine Präsentation diskutierte Burda mit GAFFTA-Schirmherr Peter Hirshberg über den Einfluss digitaler Technologien auf unsere Gesellschaft und die kulturellen Veränderungen, die dies mit sich bringen wird.

Was die Welt nach vorne bringt

Interface zwischen Medien und Kunst: Darum geht es auch im Iconic-Turn-Buch “In Medias Res”

Was können wir von der Renaissance und Andy Warhol über den Medienwandel lernen? Darüber hat Verleger und Kunsthistoriker Hubert Burda am Rande der diesjährigen DLD-Konferenz mit Alexander Kluge gesprochen. Die Begegnung hat die “Welt” heute zusammengefasst, sie wird am Wochenende außerdem in Sat.1 zu sehen sein.

Zwei Entwicklungen bestimmen unsere mediale Gegenwart – davon ist Burda überzeugt: Der Anbruch des digitalen Zeitalters und der “Iconic Turn”, die stetig wachsende Bedeutung von Bildern. Mit Gutenbergs Erfindung der Buchdruckerkunst beginnt die Entwicklung der Neuzeit. Heute erleben wir das digitale Zeitalter, einen nicht weniger rasanten Umbruch: den Beginn einer neuen Schwellenzeit. Das Zeichen für Menschen, die sich der beschleunigten Zeit anpassen, ist der Delphin. Zugleich brauchen wir Anker, erklärt Burda – und schlägt hier die Brücke zur Kunst.

In seiner neuesten Publikation „In Medias Res” entwickelt Hubert Burda einen Grundriss für den Umgang mit den neuen Öffentlichkeiten des 21. Jahrhunderts. Gerade die Brüche zwischen Tradition und neuen Entwicklungen sieht er dabei als eine Chance für produktive Antworten. In den zehn Kapiteln zum Iconic Turn begleiten ihn Friedrich Kittler, Horst Bredekamp, Peter Sloterdijk, Bazon Brock und der Kunsthistoriker Hans Belting.

Was bringt den Weltgeist nach vorne? Die Begegnung zwischen Alexander Kluge und Hubert Burda hat die „Welt” am 9. März veröffentlicht. Im Fernsehen wird eine Aufzeichnung im Rahmen des Sat.1- Formats „News & Stories” am 13. März ausgestrahlt.

Das Buch „In Medias Res” ist auf Deutsch und Englisch erhältlich. „The Digital Wunderkammer” hatte Hubert Burda exklusiv auf dem DLD vorgestellt. Hubert Burda: „In medias res. Zehn Kapitel zum Iconic Turn”. Wilhelm Fink, 202 Seiten, 29.80 Euro. „The Digital Wunderkammer” erscheint im Fink Verlag unter der ISBN-Nummer 978-3-7705-5193-4.

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“In Medias Res” in der englischen Übersetzung: “The Digital Wunderkammer” betrachtet den digitalen Wandel

Wie hat sich die Welt und ihre Wahrnehmung durch die Digitalisierung verändert? Welche Rolle spielt die visuelle Kommunikation? Bereits im vergangenen Jahr hat Verleger Hubert Burda in Zusammenarbeit mit namhaften Experten ein weiteres Buch zum Thema „Iconic Turn” herausgebracht: „In Medias Res”. Unter dem Titel „The Digital Wunderkammer” kommt es nun auch auf Englisch in den Handel – und feiert bei DLD 2011 Premiere: Dort wird Hubert Burda es zusammen mit dem Computerwissenschaflter David Gelernter erstmals präsentieren.

Grundthese von „Digital Wunderkammer”: Durch die Digitalisierung hat sich die Welt rasant verändert. Nicht nur Informationen, sondern auch Bilder werden schnell, gezielt und großräumig verbreitet. Das Internet bietet scheinbar unendliche Möglichkeit zum globalen Speichern und Vernetzen von Wissen und dessen Repräsentation, und wird zu einer neuen, digitalen Wunderkammer. Aber nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Art und Weise wie wir Bilder wahrnehmen hat sich verändert. Gerade die Medienmacher, also Journalisten, Fotografen, Grafiker, Verleger aber auch Software-Programmierer sind maßgeblich an der Art und Weise beteiligt wie die Menschen ihre Umwelt wahrnehmen. Die Geltung der visuellen Kommunikation nimmt merklich zu.

Doch was sind Bilder eigentlich? Welche Funktion erfüllen sie in ihren jeweiligen Kontexten? Und wie hat sich die Wahrnehmung durch den „Iconic Turn” verändert? Hans Belting, Horst Bredekamp, Bazon Brock, Friedrich Kittler und Peter Sloterdijk beschäftigen sich in ihren Beiträgen mit der Beantwortung dieser Fragen und tragen somit zum Verständnis dieses komplexen Themas bei.

Die Ideen und Erkenntnisse zum „Iconic Turn” werden auch Hubert Burda und David Gelernter auf der Innovationskonferenz DLD diskutieren. Sie findet vom 23. bis 25. Januar im Hypovereinsbankforum in München statt.

„The Digital Wunderkammer” erscheint im Fink Verlag unter der ISN-Nummer 978-3-7705-5193-4 und ist ab Ende Januar im Handel erhältlich.Weitere Informationen zu DLD finden Sie unter www.dld-conference.com.

Der Iconic Turn

Hubert Burda präsentierte in Karlsruhe Thesen zum Iconic Turn

Hubert Burda hat in Zusammenarbeit mit namhaften Experten wie dem Philosophen Peter Sloterdijk und dem Medienwissenschaftler Bazon Brock ein weiteres Buch zum “Iconic Turn” herausgebracht. Am Dienstagabend präsentierte der Verleger „In Medias res – Zehn Kapitel zum Iconic Turn” an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

„Herr Burda Sie sind ein ‚embeded arthistorian’ der sich in unternehmerischen Kreisen bewegt”, führte Professor Wolfgang Ullrich den Verleger ein. „Ihr Buch ist die kondensierte Darstellung einer lebenslangen Beschäftigung”, ergänzte Kunsthistoriker Horst Bredekamp. Seit Jahren geht Burda der Frage nach, wie die Digitalisierung die Bedeutung von Bildern für die Gesellschaft verändert hat. „Iconic Turn” bedeutet in diesem Zusammenhang soviel wie eine Wende bei der Wahrnehmung von Bildern.

„Wo immer sich Kommunikation verändert, verändern sich die Fundamente der Gesellschaft”, schreibt Burda auch in seinem Buch. Durch Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks hatte eine Wende in der Kommunikation der Menschen stattgefunden, Bücher waren kein Statussymbol mehr, sondern der breiten Masse zugänglich.

Auch die Erfindung des Kupferstichs durch Martin Schongauer ließ einen Ruck durch die Welt gehen, so waren Gemälde nicht mehr nur an einen Platz gebunden, durch Replikationen konnte die ganze Welt daran Teil haben. Auch Innovationen wie die Fotographie und der Film veränderten die Kommunikation in der Welt maßgeblich. Das volle Ausmaß der Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, wird sich erst zeigen. „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs”, erklärte Hubert Burda bei der Buchpräsentation: „Man muss sich damit beschäftigen, wie neue Bilder entstehen.” Denn durch die Digitalisierung habe sich die Welt rasant verändert: Bilder werden schnell, gezielt und großräumig verbreitet. Die Geltung der visuellen Kommunikation nimmt merklich zu. Doch was sind Bilder eigentlich? Welche Funktion erfüllen sie in ihren jeweiligen Kontexten? Und wie hat sich die Wahrnehmung durch den „Iconic Turn” verändert?

Mit diesen und vielen weiteren Fragen befasst sich das jüngste Buch des Verlegers. Und diese Fragen wurden auch in Karlsruhe mit den Gastautoren Hans Belting, Horst Bredekamp, Bazon Brock, Friedrich Kittler und Peter Sloterdijk diskutiert. Hubert Burda hat das Buch seinem Sohn Felix gewidmet. „Er hat mich als Erster im Herbst 1990 auf die Bedeutung der digitalen Kommunikation und der elektronischen Wissenbibliotheken hingewiesen”, schreibt er in seiner Widmung. „Mit ihm habe ich, sei es in München, New York oder Seattle, in den 90er-Jahren begonnen, Gespräche über den Iconic Turn zu führen.” Felix Burda war nach seinem Tod 2001 auch die Vortragsreihe zum „Iconic Turn” von 2002 bis 2003 an Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München gewidmet.