Einen kurzen Aufenthalt in München nutzte Paulo Coelho, um Hubert Burda Media zu besuchen. Seit Langem besteht enger Kontakt zwischen dem Medienunternehmen und dem brasilianischen Bestseller-Autor. Er ist seit vielen Jahren Gast beim von Hubert Burda veranstalteten Focus-Nightcap in Davos. Dieses findet jedes Jahr im Rahmen des Weltwirtschaftsforums statt.
Hubert Burda im Manager Magazin
Dr. Hubert Burda reist regelmäßig nach New York, um sich über Trends im Mediengeschäft zu informieren. Zwischen seinen Terminen mit dem Internet- und TV-Mogul Barry Diller und dem Hearst-Chef George Green sprach der Verleger im Interview mit Manager Magazin-Redakteur Klaus Boldt über Print, Online und das Geldverdienen (Manager Magazin spezial “Die 300 reichsten Deutschen” – S. 98 ff.).
Hubert Burda…
…zur Zukunft seines Unternehmens: “Ich hoffe, dass es im Besitz der Familie bleibt. (…) Wir setzen mit Burda heute im Dialog- und Digitalbereich 230 Millionen Euro um. Diesen Umsatz müssen wir auf eine Milliarde treiben, und zwar alsbald.”
…zum Wandel der Medienlandschaft: “Ich betrachte es durchaus als Privileg, in dieser aufregenden Zeit Verleger zu sein und das Mediengeschäft vorantreiben zu können. Ich will nicht, dass man eines Tages über mich sagt: Der Burda hat’s verschlafen.”
…über wirklichen Reichtum: “Die Kinder, die Familie, die Freunde. Vielleicht auch die Bilder, die ich am Wochenende in meinem Atelier male, das außer mir niemand betreten darf. (…) Ich brauche kein Schiff. Ich brauche kein eigenes Flugzeug.”
…über Sorgen: “Ich habe in meinem Leben mehr Nächte mit durchschwitzten Schlafanzügen verbracht als ohne. (…) Das Besorgtsein gehört zu der Verantwortung, die man als Unternehmer trägt.”
…über Bodenständigkeit: “Ich beginne den Tag mit Joggen. Überhaupt versuche ich, so viel wie möglich zu Fuß zu gehen. Am liebsten in Offenburg. (…) Ich bin überzeugt von der Verfertigung des Denkens beim Gehen.”
“Größte Medienrevolution seit Gutenberg”
Hubert Burda sieht die Medienbranche und damit auch die Gesellschaft vor gewaltigen Umbrüchen. „Wir befinden uns in der größten Medienrevolution seit Gutenberg“, so der Verleger in seiner Rede “Veränderung der Medien – Chancen für die Zukunft?” am Freitag beim Zukunftskongress der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität.
Die Medienbranche müsse sich auf moderne Kommunikationsformen und neue Technologien einstellen, so Burda. Die zunehmende Digitalisierung und die wachsende Globalisierung seien für die Medien eine Herausforderung.
„Wenn sich die Medien verändern, dann verändert sich die Gesellschaft fundamental“, sagte Burda. Das Internet nehme in der Kommunikation einen immer größer werdenden Raum ein. Neue Formen der Darstellung und Mitwirkung veränderten das Lese- und Nutzerverhalten. Betroffen sei auch die Ausbildung: „Im globalen und digitalisierten Medienmarkt entstehen völlig neue Berufsbilder. Unternehmen und Universitäten müssen versuchen, die kreativen Köpfe für sich zu gewinnen.
Der Zukunftskongress fand anlässlich des 550. Geburtstags der Freiburger Universität statt. Am 21. September 1457 hatte der habsburgische Erzherzog Albrecht die Gründerurkunde ausgestellt. Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Peter Frankenberg überreicht Rektor Wolfgang Jäger zum Jubiläum eine gerahmte Erinnerung an die Gründungsurkunde.
“Aktivitäten von ARD und ZDF im Internet müssen begrenzt werden”
Vor einer weiteren Expansion der Online-Aktivitäten von ARD und ZDF haben die Präsidenten des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Prof. Dr. Hubert Burda, und des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Helmut Heinen, heute in Berlin gewarnt. Schon die bestehenden Internetangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks drohten, die Vielfalt privatwirtschaftlich organisierter Medien in Deutschland nachhaltig zu beeinträchtigen, bekräftigten Heinen und Burda zum Auftakt der Internationalen Funkausstellung.
Die von den Sendern angekündigte Erweiterung unterlaufe die Vorgaben der EU-Kommission. BDZV und VDZ appellierten an den deutschen Gesetzgeber, die von der EU-Kommission festgestellten Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen und den “Bestand einer freien und vielfältigen Presse” zu sichern. Die Verlegerverbände forderten, den öffentlich-rechtlichen Auftrag neu zu definieren und eindeutig zu begrenzen sowie die für Online-Aktivitäten eingesetzten finanziellen Mittel zu deckeln.
Nachfolgend der Appell im Wortlaut
Die Funkhäuser werden mit Gebühren in Höhe von jährlich über sieben Milliarden Euro ver-sorgt und müssen ihre Angebote nicht im publizistischen und wirtschaftlichen Wettbewerb refinanzieren. Diese finanzielle Absicherung ist ohne klare und eindeutige Begrenzungen des öffentlich-rechtlichen Auftrags im Bereich digitaler Medien unter den weiteren vorherrschenden tatsächlichen und rundfunkrechtlichen Bedingungen in Deutschland mit dem europäischen Wettbewerbsrecht nicht vereinbar. Nach Auffassung der Europäischen Kommission kommt es ohne solche Schranken in den Bereichen Internet und mobile Dienste zu Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage.
Die Bundesregierung und die Bundesländer haben daher gegenüber der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission zahlreiche Maßnahmen zugesagt, die geeignet sein werden, einen fairen Wettbewerb in den Medienmärkten wiederherzustellen. Trotz dieser Zusagen Halten ARD und ZDF an der Expansion ihrer Angebote im Internet und auf mobilen Endgeräten fest. Sie beeinträchtigen damit die Entwicklung und wirtschaftliche Basis der freien Online-Presse – was sich in letzter Konsequenz nachteilig auf die Vielfalt der Presse auswirken wird.
BDZV und VDZ appellieren an den deutschen Gesetzgeber, die von der EU-Kommission festgestellten Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen, um den Bestand einer freien und vielfältigen Presse auch in einer digitalen Zukunft zu erhalten. Die Verlegerverbände halten dabei folgende medienpolitische Eckpfeiler für unabdingbar:
– “Telemedien” mit Text, Bild und Video von ARD und ZDF dürfen nur als programmbegleitende Randnutzung zu Fernseh- und Hörfunkprogrammen angeboten werden. Die Inhalte müssen zusätzlich einen “Public-Value”-Test bestehen, der sicherstellt, dass nur solche Angebote der Sender erfolgen, die neben den Diensten privater Anbieter im Internet zur Sicherung eines vielfältigen Angebotes notwendig sind.
– Werbung darf in öffentlich-rechtlichen Online-Medien weiterhin nicht stattfinden. Auch jede sonstige Kommerzialisierung im Sinne wirtschaftlich-relevanter Transaktionen muss unterbleiben.
– Selbst unter Einhaltung der bisherigen Budget-Grenze haben ARD und ZDF ausufernde und damit wettbewerbsverzerrende Webseiten aufgebaut. Es ist daher eine neue, nied-rigere Deckelung für dann reduzierte, wettbewerbskonforme Auftritte festzulegen.
“Die Erben” im TV
Hubert Burda hat aus dem väterlichen Erbe ein modernes Medienunternehmen geschaffen: Der FOCUS zählt zu den größten Erfolgen im Zeitschriftenbereich in den vergangenen 20 Jahren, Hubert Burda Media verlegt heute mehr als 250 Zeitschriften im In- und Ausland, besitzt zahlreiche Internet-, Radio- und TV-Beteiligungen und setzt im Bereich Direktmarketing Maßstäbe. Die Geschichte dieses Erfolgs hat Katrin Pitterling in der NDR-Reihe „Die Erben“ nachgezeichnet.
Für ihr Porträt mit dem Titel „Zwischen Rebellion und Pflicht“ über Hubert Burda hat die Autorin den Verleger mit ihrem Team intensiv begleitet und ihn in Augenblicken des Triumphs und der Trauer, bei der BAMBI-Nacht mit Bill Clinton oder der Trauerfeier für Aenne Burda, begleitet. Pitterling hat mit Familienangehörigen, Freunden und Weggefährten gesprochen und immer wieder gefragt, was Hubert Burda antreibt und ob es ihm gelingt, die Rolle des Erben auszufüllen.
Das Porträt „Hubert Burda – Zwischen Rebellion und Pflicht“ läuft am 20. August um 20.15 Uhr auf 3SAT.
Hochschulrat verabschiedet
Die Neu-Gliederung der Universität in Departements, die Planung des für 2012 geplanten Biomedizinischen Zentrums in Martinsried/Großhadern und die Umsetzung der Exzellenzinitiative waren wegweisende Entwicklungen, an denen der Hochschulrat der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) beratend mitgewirkt hat. Acht Jahre lang hat das Beratergremium aus Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft die Universität fit für die Zukunft gemacht.
„Ich denke, unsere Beratung hatte sichtbare Erfolge, besonders in den zukunftsträchtigen Forschungsbereichen wie Medizin“, resümierte Hubert Burda als Vorsitzender bei der Verabschiedung des Gremiums im Senatssaal der Universität. An der Festveranstaltung nahmen unter anderem Franz Herzog von Bayern, Goethe Instituts-Präsidentin Jutta Limbach, Münchner Rück-Chef Nikolaus von Bomhard und Wirtschaftsprofessor Herbert Henzler teil.
Uni-Rektor Bernd Huber dankte dem Gremium für die zahlreichen Anregungen und das gemeinsam Erreichte. “Der Hochschulrat entwickelte sich zu einem unabhängigen Aufsichts- und Kontrollgremium und zu einer wichtigen beratenden Institution, die maßgeblich zu neuen Sichtweisen beitrug. Es konnten zahlreiche Programme auf den Weg gebracht werden, die das Profil, die Leistungsfähigkeit und die Wahrnehmung der LMU in der Öffentlichkeit wegweisend beeinflussten.” Er betonte dabei besonders das Biomedizinische Zentrum und die Exzellenzinitiative. „Nun müssen wir sicherstellen, dass diese Qualität auch im eigenen Land bleibt und wir gute Leute halten“, ergänzte Bayerns Wirtschaftsminister Thomas Goppel.
Für Hubert Burda ist das Ziel aber noch nicht erreicht: Er sieht die LMU in Zukunft neben internationalen Größen wie Oxford, Harvard oder Princton: „Künftig muss ein Doktortitel von der LMU wie ein Adelstitel sein“, forderte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse die Kommunikation weiter verbessert und die digitale Revolution angegangen werden. Burda betonte außerdem die Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Hochschulen: Diese müsse künftig über die Forschung hinausgehen, der Austausch verstärkt werden.
Link-Tipp: Süddeutsche Zeitung: “Ein Doktortitel muss wie ein Adelstitel sein” – Hubert Burda im Interview
Angela Krauß am Tegernsee geehrt
Hubert Burda überreichte den mit 15.000 Euro dotierten Hermann-Lenz-Preis für deutschsprachige Literatur am Samstag im Barocksaal des Tegernseer Schlosses an die Schriftstellerin Angela Krauß. Der Preis sei ihr wichtig, „weil der Namensgeber eine Literatur geschrieben hat, die leise ist, sich lange entwickelt, lange über die Landschaft schaut, und lange den Menschen zuschaut“, bedankte sich die Autorin für die Auszeichnung. Die Laudatio hielt Juror Peter Hamm.
Die 1950 in Chemnitz geborene Krauß studierte an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung in Berlin. Von 1976 bis 1979 besuchte sie das Literaturinstitut “J.R. Becher” in Leipzig. Seit Anfang der Achtziger Jahre veröffentlichte sie Prosawerke – darunter „Kleine Landschaft“ (1991), „Die Überfliegerin“ (2002), „Weggeküsst“ (2002) und „Wie weiter“ (2006). An der Universität Paderborn war sie Gastdozentin für Poetik. Sie ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur.
Heute lebt Krauß als freie Schriftstellerin in Leipzig. Für ihre Arbeiten wurde sie bereits mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Lessing-Förderpreis ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie den Berliner Literaturpreis, die Bobrowski-Medaille sowie den Literaturpreis „Kammweg“. Juroren des Hermann-Lenz-Preises sind Carl Hanser-Verleger Michael Krüger, Autor und Kritiker Peter Hamm, Schriftsteller Peter Handke sowie „Manuskripte“-Herausgeber und Autor Alfred Kolleritsch.
Die diesjährigen Stipendiaten der Hermann-Lenz-Stiftung sind Simone Hirth, Lyrikerin, Verfasserin von Kurzprosa und Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift „Minima“, Katharina Tanner, Verfasserin von Lyrik, Prosa und Drehbüchern, sowie Angelika Reitzer. Sie schreibt Erzählungen, Theaterstücke und Drehbücher. Jeder Stipendiat erhält 6.000 Euro.
Der mit je 5.000 Euro dotierte Hubert-Burda-Preis für junge osteuropäische Lyrik geht an den 1973 in Mazedonien geborenen Nikola Madzirov, dessen vielfach ausgezeichneten Gedichte bereits in 17 Sprachen übersetzt wurden, die 1969 in der Westukraine geborene Halina Petrosanjak und den 1962 in Wolka Krowicka geborenen Eugenuisz Tkaczyszyn-Dycki.
Mediale Tangenten
Beitrag von Hubert Burda zur Peter-Sloterdijk-Festschrift zum 60. Geburtstag
Wenn heute – wie manche behaupten – die Wirklichkeit durch die Medien erzeugt wird, kann man sich vorstellen, dass es zu der Arbeit eines Philosophen gehört, über diesen Zusammenhang nachzudenken. So ist es auch bei Peter Sloterdijk. Sein Werk erlaubt wie wenige, Vergleiche zwischen dem Umbruch der Zeit der nautischen Entdeckungen und der heutigen digitalen Revolution zu ziehen. Beide haben unsere Weltsicht und die politischen und wirtschaftlichen Machtkonstellationen grundlegend verändert.
Beispielhaft für diese Interdependenzen sind die Fugger, die mit dem Montanhandel des 16. Jhdt. reich geworden waren und auch in Schiffe und Medien investierten. Jacob Fugger hatte das beste Nachrichtenwesen seiner Zeit, war besser vernetzt als z. B. die Medicis in Florenz. Über alles wurde nach Augsburg berichtet: Gerichtspro- zesse, Unwetter, neue Passstraßen, Eintreffen der Schiffe, Freibeuter und Piraten. Auch sämtliche Neuigkeiten über die handelnden Personen waren für die Zentrale informativ, z.B. ob die englische Königin vor ihrer Hochzeit das Beilager schon gehalten hatte, also alles, was man heute „educated gossip“ nennt, und ohne den viele Geschäfte in dieser Welt scheitern. Es war die Zeit der Glücksnaturen, die mit der neuen Welt zu Ruhm und Reichtum gelangten.
Bald kam zu dem Schiffs- und Medienwissen das Versicherungswesen hinzu, das diese Risiken kalkulierbar machte und damit die erste „pragmatisch implantierte Immuntechnologie der Moderne“ war. Doch auch diese Innovation rettete den immensen Reichtum der Familie nicht. Vielleicht war der Anlass, der zur Insolvenz führte, weniger der schier unersättliche Geldbedarf der Habsburger, welche nie zurückbezahlten, sondern die neuzeitliche Erfahrung, dass der Boden der Zukunft der Schiffsboden wäre und dass in der Veränderung des Denkens vom Terranen zum Maritimen ein anderer Geist gebraucht wurde. Denn fast gleichzeitig mit Jakob Fugger bringt im Jahr 1492, „Martin Behaim von einem Volontariat in Lissabon zurückkehrend den ersten Erdglobus nach Nürnberg mit, um seinen Landsleuten klar zu machen, welches in Zukunft die Bretter sind, die die Welt bedeuten – die Planken der hochseetauglichen Schiffe. Die Seefahrt ist jetzt das Schicksal, nur der hochsee-taugliche Geist kann mit den Forderungen der neuen Zeit Schritt halten. Nun heißt es, auf die Schiffe, ihr Philosophen, und auf die Meere, ihr Gläubigen!“ (Noch heute bietet das wieder erstarkte Bankhaus Fugger in seinem Portfolio Schiffs- und Medienbeteiligungen an, auch wenn man gerne darauf verweist, dass es sich hier um risikoreiche Geschäfte handelt).
Wer also sind die heutigen Globalisierungsagenten in diesem veränderten Weltinnenraum der Sphären, Blasen und Schäume? Sloterdijk selbst zieht die begriffliche Tangente: „Der Ozean ist das erste Internet, der Schiffsbau ist seine Zeit in Gedanken gefasst.“ Unser heutiges Internet verändert die Medien (und damit unsere Wirklichkeit) in einer so fundamentalen Weise, dass wir uns selbst noch keinen genauen Begriff davon machen können. Auf jeden Fall muß man von einer digitalen Revolution sprechen, die noch Grundstürzender sein wird als die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg. Und was früher die Alchemie war, mit der man die Funde aus dem Boden nicht nur bestimmen, sondern weiter verarbeiten konnte, das Kupfer, das Blei, das Silber, das ist heute der Algorithmus. Der wohl Erfolgreichste wurde an der Wende des Jahrtausends publiziert. Es ist der PageRank. Dieser legte die Grundlage für die Suchmaschine Google, deren Gründer Sergey Brin und Larry Page damit zu einem Vermögen kamen, was das der Fugger weit in den Schatten stellt. Zurzeit liegt die Marktkapitalisierung bei 150 Milliarden Dollar, entstanden in kaum zehn Jahren, so viel wie die zwei größten Medienkonzerne der Welt zusammen aufbieten.
Wenn man bewusst eine Verbindung zieht von Fugger zu Sergey Brin, so liegt der Gründer von Microsoft, Bill Gates, dem Hause Medici nahe. Und nicht nur deshalb, weil er den Codex Leicester aus Leonardo da Vincis Studien erworben und ausgestellt hat. Auch die globalen Häuser des Internethandels wie Ebay oder Amazon sind ökonomisch und machtpolitisch vergleichbar den Stadtstaaten wie Siena oder Pisa, die Handelszentren ihrer Zeit waren.
Die Gutenberg-Revolution ermöglichte es, mit beweglichen Lettern Texte viel schneller und günstiger zu verbreiten als zuvor. Mit der weiteren Medienentwicklung, angefangen von der Fotografie, dann dem Film der Gebrüder Lumière und der Fernsehröhre von Brauns, werden auch die Bilder beweglich. Durch diesen Iconic Turn wird die Welt wird zum Bild – ganz in dem Sinne, dass der Beginn der Neuzeit die Eroberung der Welt als Bild sei.
Dieser Iconic Turn hat durch das Internet noch viel weiterreichende Folgen. Denn Bild- und Videoportale ermöglichen heute, dass von jedem Ort Bilder und Videoportale ins Netz gestellt und durch Schlagworte (tags) verortet werden können. 400 Millionen Bilder zählt die Plattform Flickr.com, 100 Millionen Videos das Portal YouTube. Die Gründer Katerina Fake bzw. Chad Hurley gleichen den einstigen Entdeckern neuer Territorien, den Magellans und da Gamas. Zu ihnen gehört auch Andreas von Bechtolsheim, einer der Mitbegründer von Sun Microsystems und einer der ersten Investoren bei Google, der nun an einem Apparat arbeitet, der 30.000 Videos in DVD-Qualität zu speichern vermag. Er wird nicht nur Spielfilme, sondern auch Fernsehprogramme von mehreren Jahren speichern und einem raschen Zugriff bereitstellen. Oder der Schwede Niklas Zennström, der mit seiner Plattform namens Joost auf der diesjährigen DLD-Konferenz einen Einblick gab, wie Internetfernsehen aussehen kann. Er hatte bereits mit seinen Internetschöpfungen Skype und Kazaa in ähnlicher Weise für die Telefon- und Musikindustrie ein neues Modell eingeführt, dessen Erfolg auf der Vernetzung von Nutzern und ihren Computern beruht.
An dieser Stelle müssen wir an Walter Benjamins Einsicht erinnern: wann immer die Medien sich grundsätzlich ändern, ändert sich auch die Gesellschaft. Die soziologische Organisationsform zu Beginn des neuen Jahrhunderts sind die Communities. Die neuen Gemeinschaften definieren sich nicht mehr nur lokal, sondern über Internet und gemeinsame Interessen auch international. Ich erinnere mich an Diskussionen in Marburg Anfang der sechziger Jahre, die sich darum drehten, den Begriff der Gemeinschaft – wie ihn noch Tönnies gebraucht hatte – durch den Begriff von Gesellschaft zu ersetzen. Man sah den Begriff der Gemein-schaft als soziologische Form durch die Volksgemeinschaft Hitlers diskreditiert. Heute bilden sich auf den digitalen Plattformen mediale Communities – Gemeinschaften, die sich durch ihre Mediennutzung bilden. Ihre virtuellen Versammlungssphären nennen sich ICQ oder MySpace. Für Medienkonzerne wie AOL oder News Corp. spielen sie eine wichtige Rolle in ihrer Zukunftsplanung. Das Prinzip ist immer ähnlich: Teilnehmer stellen ihre Daten, ihre Vorlieben für Musik, Sport oder Mode aufs Netz und bilden damit ihre digitale Identität ab. Über 100 Millionen Menschen vernetzen und präsentieren sich so über MySpace.
Geht damit das Zeitalter der Massenmedien im klassischen Sinne zu Ende? Dem hat Sloterdijk in seinem Buch „Die Verachtung der Massen“ eine spannende Interpretation gegeben: „Weil heute die Masse über das Stadium ihrer Versammlungsfähigkeit hinaus ist, hat das Programm-Prinzip das Führer-Prinzip ersetzen müssen. Folglich genügt es, den Unterschied zwischen einem Führer und einem Programm zu erklären, um offen zu legen, was die klassisch-moderne versammelte schwarze Masse von der post-modernen mediatisierten, aufgesplitterten bunten Masse unterscheidet. Es geht hier um den Unterschied zwischen Entladung und Unterhaltung. Dieser ist es, der auch die Differenz zwischen dem faschistoiden und dem massendemokratischen Modus der Affekt-Regie von kommunikationsintensiven Großgesellschaften mitbestimmt.“
Das Zeitalter der Massenmedien ist intensiv mit der Knappheit der Sendefrequenzen verbunden. In Deutschland waren es mit dem Beginn des privaten Fernsehens unter dem Regierungsantritt von Helmut Kohl 1982 die Landesmedienanstalten, die in einem sehr komplizierten Prozess mit der RTL-Gruppe (später Bertelsmann) und der Pro 7 SAT 1-Gruppe (später Kirch), den Markt der Massenmedien regelten. Die Knappheit der Fernsehfrequenzen ergab sich durch die Ausschließlichkeit ihrer terrestrischen Distribution und definierte das Modell: ein Sender, viele Empfänger. Das Internetfernsehen ermöglicht dagegen jedem, seine Videos auf bekannte Videoplattformen wie Sevenload zu stellen. Die Schnittfläche für das bewegte Bild bildet dann der TV-Schirm nicht mehr alleine, sondern der PC oder bald das Handy – mit allen Vorteilen der Interaktivität.
Diese Innovationen laufen rasend schnell ab und erinnern eben an jene Zeit der Ent-deckungen „[…] in welche[r] zahllose Namen von Seehelden und Findern fremder Weltteile eingetragen sind, von der Magellanstraße im patagonischen Süden bis zur Hudson Bay im Norden Kanadas, von Tasmanien in der Südsee bis zum sibirischen Kap Tscheljuskin, von den Stanley-Fällen des Kongo bis zur Ross-Barriere in der Antarktis. Parallel zu der Künstlergeschichte, die in derselben Zeit Konturen annahm, hat sich die Entdeckergeschichte auf den Karten eine eigene Ruhmeshalle geschaffen. Ein Großteil der späteren Aktionen waren bereits Kandidatenturniere um den Verklärungsstatus in der kartierten Geschichte. Lange bevor die Kunst und die Kunstgeschichte das Konzept der Avantgarde für sich fruchtbar machten, waren die Vorhuten der Erd-Erfassung an allen Fronten künftigen Karten-Ruhms unterwegs. Oft brachen sie aus den europäischen Häfen auf als diejenigen, die im Fall des Erfolges als erste an diesem oder jenem Punkt gewesen sein würden.“
Es scheint, als wäre mit den Aporien der Avantgarde in der modernen Kunst eine neue digitale Elite auf den Plan gerufen worden, die alle Kennzeichen dieser neuen Avantgarde hat. Sie definiert sich aus der Weltsicht des Silicon Valley. Und ihre Protagonisten heißen Bill Gates, Sergey Brin und Niklas Zennström. Also noch einmal: Endet damit das Zeitalter der klassisch-modernen Massenmedien? Vieles deutet darauf hin. Ein erstaunlicher Prozess ist in Bewegung gekommen. Um die zukünftigen Muster zu erkennen, braucht man ein so gutes Informationssystem, wie es die Fugger einmal hatten. Man braucht einen guten historischen Überblick der früheren Mediengeschichte und ratsam ist auch eine gute Vernetzung zu dieser neuen digitalen Avantgarde und deren Wissen. Aber vor allem sollte man die Freundschaft und Nähe zu Denkern wie Peter Sloterdijk genießen, die diesem Wandel den philosophischen Rahmen geben oder ihn in Frage stellen.
Dr. Hubert Burda beim ADAC
Unter dem Motto „Media in Transition“ hielt Dr. Hubert Burda am 12. Mai in Freiburg die Festrede auf der ADAC-Hauptversammlung. 220 Delegierte aus 18 Regionalclubs nahmen an der Veranstaltung im Konzerthaus der Universitätsstadt teil. Nach der Begrüßung durch ADAC-Präsident Peter Meyer und Grußworten von Ministerpräsident Günter Oettinger und Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon ging der Verleger in seiner Festrede auf die rasante Veränderung der Medienlandschaft ein.
Nach der Veranstaltung nutzte Dr. Hubert Burda einen Spaziergang zusammen mit Ministerpräsident und Oberbürgermeister durch die Breisgau-Stadt für ein Gespräch über die Metropolregion am Oberrhein.
Dr. Hubert Burda über „Media in Transition“
Die rasante Veränderung der Medienlandschaft und ihre Auswirkung auf die Kommunikation in einer globalisierten Welt standen im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Hubert Burda am Mittwochabend in Heidelberg.
Der Verleger sprach im Rahmen der Vortragsreihe „Heidelberger Hochschulreden“ in der Aula der Alten Universität. Die Reihe wird von der Hochschule für Jüdische Studien der Ruprecht-Karls-Universität organisiert.