Petrarca-Preis in Marbach

Die Jury des Petrarca-Preis: Peter Handke, Peter Hamm, Hubert Burda, Michael Krüger und Alfred Kolleritsch © Hubert Burda Media

Der von Hubert Burda gestiftete Petrarca-Preis wird am 23. Juni in Marbach verliehen. Er geht für 2012 an den Sorben Kito Lorenc und den Serben Miodrag Pavlovic. Beide Preisträger setzen auf die Kraft der Sprache als Ausdruck der Kultur ihres Landes. Kito Lorenc, 1938 in Schleife geboren, hat sein ganzes Leben für den Erhalt der sorbischen Sprache und Kultur gekämpft – als Mitarbeiter am Institut für Sorbische Volksforschung in Bautzen, als Dramaturg am Sorbischen Theater und als sorbisch-deutscher Lyriker. Miodrag Pavlovic, 1928 in Novi Sad geboren, war zunächst Arzt und später Mitarbeiter eines Verlags in Belgrad. Heute lebt er in Süddeutschland. Sein lyrisches und erzählendes Werk ist in der Übersetzung von Peter Urban auch in Deutschland zugänglich.

Der mit 20.000 Euro dotierte Petrarca-Preis feiert die leise und dafür umso eindringlichere Literatur. Denn er wird jährlich an herausragende europäische Autoren verliehen, die nach Ansicht der Jury – Peter Handke, Peter Hamm, Alfred Kolleritsch und Michael Krüger – eine größere Anerkennung verdienen. Solche Autoren, die trotz ihrer Bedeutung für ihre heimatliche Literatur in Deutschland bisher nicht ihrem Rang gemäß wahrgenommen wurden.

Diesem Anspruch wird die Auszeichnung gerecht: Zu den Preisträgern gehörte zum Beispiel bereits 1981 der Schwede Tomas Tranströmer, der im vergangenen Jahr mit dem Literaturnobelpreis geehrt wurde. 2011 ging der Petrarca-Preis an John Burnside und Florjan Lipuš. Der Petrarca-Preis existierte nach ihrer Gründung 1975 bis 1995 und wird seit 2010 wieder verliehen. Von 1999 bis 2009 vergab die Jury den ebenfalls von Hubert Burda gestifteten Hermann-Lenz-Preis an deutschsprachige Autoren. Der Verleihung des Petrarca-Preises findet alljährlich an verschiedenen Orten statt und versteht sich auch als „Gipfeltreffen des Geistes” und als „Fest der Poesie”, da der Austausch zwischen den Autoren im Vordergrund steht.

Ausgezeichnetes Ehrenamt

Im Bild (v.l.n.r.): Mathias Deger (Preisträger), Ewald Seger (Jurymitglied, Vorsitzender Hubert-Burda-Stiftung), Verleger Dr. Hubert Burda, Norbert Großklaus (Pfarrer, Moderator, Jurymitglied), Dorothea Oldak (Preisträgerin) und Frank Scherer (Landrat Ortenaukreis, Jurymitglied) (c) Hubert Burda Media

Premiere für den Senator-Ehrenamtspreis: In Offenburg wurde erstmalig die Auszeichnung der Hubert-Burda-Stiftung an besonders verdiente Bürger verliehen. In der Fondation „Aenne und Franz Burda” überreichte Verleger Hubert Burda den Preis in Form einer Ehrenmedaille und einen Scheck der Stiftung über 1.000 Euro an Dorothea Oldak aus Lahr-Reichenbach und Mathias Deger aus Schutterwald. Eine Jury, bestehend aus den beiden Schirmherren Edith Schreiner, Offenburgs Oberbürgermeisterin, und Frank Scherer, Landrat des Ortenaukreises, sowie dem Vorsitzenden der Hubert-Burda-Stiftung Ewald Seger und dem evangelischen Pfarrer und Moderator Norbert Großklaus aus Offenburg, wählte die beiden Preisträger aus über 70 Vorschlägen aus.

Verleger Dr. Hubert Burda: „Rund 23 Millionen Deutsche sind heute ehrenamtlich tätig, das heißt nahezu jeder Dritte. Das Ehrenamt ist für Städte und Gemeinden geradezu essentiell, um den Aufgaben und Herausforderungen im Sozialwesen zu begegnen. Auch in der Tradition meines Vaters, Senator Dr. Franz Burda, der nicht nur als Unternehmer sondern auch als Bürger seine soziale Verantwortung sehr ernst genommen hat, möchte ich in meiner Heimatstadt Offenburg für dieses so wichtige gesellschaftliche Thema einen Beitrag leisten.”

Gipfeltreffen mit DLD-Geist

Beim DLD FOCUS Nightcap in Davos: Philipp Rösler, Hubert Burda und Frank Appel © Hubert Burda Media

Der DLD FOCUS Nightcap war Hotspot am ersten Abend des Weltwirtschaftsforums in Davos. Rund 700 Gäste strömen am Mittwoch zu dem Vernetzungsevent im Hotel Belvédère – Topmanager und Politiker ebenso wie Internet-Pioniere, Gründer, Medien- und Kulturschaffende aus aller Welt. Es ist bunt, es ist Business, kurz: es ist DLD mitten in Davos. Die globale Elite zu Gast in einem kleinen Raum mit digitalem Lagerfeuer und Tegernseer Musi.

Der Nightcap, zu dem DLD, FOCUS und Hubert Burda Media in diesem Jahr eingeladen hatten, ist längst als traditioneller Abschluss des WEF-Auftakttages im schweizerischen Kurort Davos etabliert. Viele der geladenen Hochkaräter hatten sich davor bereits in München getroffen, denn der Nightcap knüpfte wie immer auch an die “Digital-Life-Design”-Conference an und brachte deren interdisziplinären Vernetzungsgeist nach Davos. „Wir freuen uns sehr, dass der Andrang und das Interesse am Nightcap so groß sind. Das zeigt auch wie attraktiv das Ereignis mittlerweile als Brücke zwischen DLD und Weltwirtschaftsforum geworden ist”, erklärten die DLD-Gründer Marcel Reichart und Stephanie Czerny.

Um die Transformation von Geschäftsmodellen, um neue Datenschutzregelungen, und die Grundsatzfrage „All you need is …data?” war es bei DLD 2012 gegangen. Mehr als 800 Teilnehmer aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Medien und Wirtschaft waren zu Gast, darunter US-Topvertreter des Silicon Valleys aber auch Delegationen aus Russland, Indien und der Türkei. Diese besondere Mischung fand sich beim DLD FOCUS Nightcap wieder. Auch thematisch passte das abendliche Highlight zum 42. Weltwirtschaftsforum: Das Gipfeltreffen, das noch bis zum 29. Januar dauert, steht 2012 unter dem Motto „Die große Transformation – neue Modelle gestalten.”

Unter den DLD FOCUS Nightcap-Gästen waren: Lufthansa-CEO Christoph Franz, Deutsche-Post-Chef Frank Appel, Siemens-Boss Peter Löscher und Allianz-CEO Paul Achleitner, die Vizepräsidentin der EU-Kommission Viviane Reding, Wirtschaftsminister Philipp Rösler und sein Bayerischer Kollege Martin Zeil, Eric Schmidt und Nikesh Arora von Google, der Aufsichtsratschef von Facebook Jim Breyer, Aenne-Burda-Preisträgerin Arianna Huffington, der indische Großindustrielle Lakshmi Mittal, Autor Paulo Coelho, Bertelsmann-Chefin Liz Mohn und Bild-Chefredakteur Kai Diekmann.

Erfolgreiche Integration fördern

Hubert Burda mit Liz Mohn und Aydin Dogan © Hubert Burda Media

Toleranz und Austausch zwischen Menschen mit einem unterschiedlichen nationalen, kulturellen und sozialen Hintergrund zu fördern – das ist Ziel der Deutschlandstiftung Integration. Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) hat sie 2008 gegründet und bei der Aufgabenstellung, die vielen unterschiedlichen Integrationsbemühungen zu vernetzen, einen Schwerpunkt auf die Rolle der Medien gelegt.

Die einmalige Integrations-Funktion der Medien hob Hubert Burda, VDZ-Präsident und Vorsitzender des Beirats, beim Neujahrsempfang der Stiftung am Mittwoch in Berlin noch einmal besonders hervor. Medien transportierten und gestalteten Meinungen, Informationen und Initiativen für die öffentliche Wahrnehmung. Sie könnten dazu beitragen, Integrationsdefizite sichtbar zu machen und darüber aufzuklären, betonte Burda. „Medien können Vorurteile abbauen, Solidarität begründen und Empathie erzeugen. Für all diese Aufgaben steht gerade ihnen der Hebel ihrer eigenen Branche zur Verfügung.”

Hochkarätige Gäste dieser Medienwelt, aus Kultur, Wirtschaft, Sport und Politik, waren beim Neujahrsempfang zusammengekommen – darunter die Familie Dogan und Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Wir müssen mit positivem Beispiel nach vorne gehen”, erklärte der Verleger bei seiner Begrüßungsrede. Jeder spüre die Tragweite dieses historischen Moments, und was es bedeutete, wenn Integration nicht gelänge. „In einem Jahr wollen wir über den heutigen Tag sagen: ,There was a spirit of Change’.” In den vergangenen drei Jahren habe die Stiftung bereits erfolgreiche Kampagnen anschieben können. Nun gelte es, die Arbeit in drei Bereichen, in denen erfolgreiche Integration stattfindet, weiterzutreiben: Wirtschaft, Sport sowie Schule und Erziehung.

„Wer Handel treibt, hält Frieden”, erklärte Burda mit Bezug auf ein Zitat des israelischen Politikers und Friedensnobelpreisträgers Schimon Peres. Es gäbe viele deutsche Unternehmen, die zum großen Teil Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln hätten – damit sei die Wirtschaft Integrationsvorbild für die Gesellschaft. Beim Sport zähle die Leistung, nicht die Herkunft, erklärte der VDZ-Präsident zum zweiten Bereich. „Es gibt wenige Bundesliga-Vereine, die einen so hohen Ausländeranteil haben und so erfolgreich sind.” Die Welt habe sich durch Globalisierung und Digitalisierung verändert. Nun müssten in Deutschland die Schulsysteme nachziehen, das neue Weltbild erkennen und ihre Ausbildung multimedial anpassen, sagte Burda zum dritten Feld. An dieser Stelle hob er auch den Stiftungsfokus der Förderung der gemeinsamen Sprache hervor: Sie sei der Schlüssel für die gesellschaftliche Teilhabe, für eine erfolgreiche Ausbildung und für den Einstieg in den Arbeitsmarkt.

Angela Merkel bedankte sich im Anschluss für das Engagement. „Wir stehen hier heute zusammen und sagen: ,Gute Ideen sind willkommen’.” Es sei wichtig, Menschen Mut zu machen, die deutsche Sprache zu lernen, um teilhaben zu können. „Integration ist keine Einbahnstraße!”, betonte die Kanzlerin.

Über Tomas Tranströmer

Der einstige Petrarca-Preisträger Tomas Tranströmer erhält dieses Jahr den Literaturnobelpreis. Verleger Hubert Burda schreibt über den schwedischen Lyriker:

„Die Nachricht aus Stockholm hat mich ungemein gefreut: Tomas Tranströmer erhält den diesjährigen Literaturnobelpreis. Ein stiller, tiefsinniger Lyriker, einer der ganz großen der Gegenwartspoesie, den 1990 ein Schlaganfall traf, dessen Sprechzentrum dadurch erheblich beeinträchtigt wurde, wird die wichtigste Auszeichnung im internationalen Literaturleben zugesprochen – das ist ein großer Tag für ihn, seine Frau Monika, seine Freunde.

Mich stimmt die Auszeichnung noch aus einem anderen Grund besonders glücklich. Tomas Tranströmer erhielt 1981 den Petrarca-Preis, die von mir seit 1975 gestiftete Auszeichnung für Poesie. Und jetzt dreißig Jahre später geht der Nobelpreis an ihn. Für die Preisträger, die Juroren, die Freunde und den Stifter des Petrarcapreises ist das ein ganz unverhofftes Glück. Es wirkt wie eine nachträgliche Anerkennung für die literarische Arbeit eines Preises, der seit Jahrzehnten die Aufmerksamkeit für die europäische Poesie steigern möchte.

Urs Widmer, Hubert Burda, Tomas Tranströmer, Bazon Brock, Lars Gustafsson, Michael Krüger und Peter Handke – der 80jährige Tranströmer gehört zu den ganz treuen Petrarca-Freunden, der auch nach 1981 nichts freudiger tat, als an unseren Preisverleihungen teilzunehmen. Er liebte die italienischen und französischen Orte, die wir im Gedenken an den Autor der Frührenaissance aufsuchten. Er genoss es, sich mit Peter Handke zwischen antiken Ruinen zu bewegen oder auf einer Wiese mit Michael Krüger zu liegen, dem Anblick einer Palladio-Villa ganz hingegeben. Dem Schweden war die mediterrane Landschaft eine Sehnsuchtswelt. Sein schwedischer Freund, der große Romancier, Lars Gustafsson sagte in seiner Laudatio 1981: Seine „Dichtung will uns mit teilweise geheimnisvollen Techniken die ganze Zeit tröstend sagen, dass die Wirklichkeit mit ihren Qualen, ihren Beziehungen und ihren Unterdrückern nicht die ganze Wirklichkeit sein kann.

Die Dichterfeste im Namen Petrarcas konnten laut und fröhlich sein. Aber als dann Tomas Tranströmer an irgendeinem vergessenen Piano – spätabends im Hotel – einige Weisen von Mozart spielte, strahlte er eine Gelassenheit aus, die uns, seine Freunde, tief bewegte. Wir wussten immer, dass er einer der ganz Großen der Literatur ist.”

Geschichten eines Lebens

Geschichten aus dem Leben Franz Burdas: Die Biografie von Ute Dahmen

Unter dem Titel „Senator Dr. Franz Burda – Geschichten eines Lebens” erscheint heute – am 25. Todestag von Franz Burda – eine Biografie über sein Leben und Werk im Petrarca Verlag. Die Offenburger Journalistin und Autorin Ute Dahmen erzählt die Lebensgeschichte Franz Burdas, dem Drucker, Verleger und Unternehmer, Kunst-, Musik- und Naturliebhaber, treuen Freund und Förderer in vielerlei Hinsicht: „Die Biographie Franz Burdas, des Senators, wie ihn alle nannten, ist die eines Selfmademan, mit der klassischen Erfolgsgeschichte eines Unternehmers, der aus der kleinen Drei-Mann-Druckerei seines Vaters das große Druck- und Verlagshaus geschaffen hat”, so die Autorin.

Das Buch (erscheint im Petrarca-Verlag) wird heute bei einem Festakt zu Ehren des verstorbenen Unternehmers in Offenburg im Beisein zahlreicher Freunde und Weggefährten vorgestellt. Zu den Ehrengästen zählen auch Extrembergsteiger Reinhold Messner, Moderator Frank Elstner sowie Startrompeter Walter Scholz.

Über den Iconic Turn

GAFFTA-Schirmherr Peter Hirshberg und Hubert Burda in San Francisco

Wie wandelt sich Kultur durch die Digitalisierung von Bildern? Darüber sprach Verleger und Kunsthistoriker Hubert Burda am Mittwoch in San Francisco und stellte sein Buch „The Digital Wunderkammer” (deutscher Titel: „In Medias Res”) vor. Burda war zu Gast bei der „Gray Area Foundation for the Arts” (GAFFTA). Die Organisation hat das Ziel, „die besten „kreativen Programmierer, Datenkünstler, Designer und Macher zusammenbringen, um Experimente zu erschaffen, die ein soziales Bewusstsein durch die digitale Kultur aufbauen.” GAFFTA-Schirmherr ist der Digitalmanager Peter Hirshberg, mit dem Burda im Anschluss über den “Iconic Turn” diskutierte. Zunächst ging es in seinem Vortrag aber um fundamentale Veränderungen unserer Kommunikation und Wahrnehmung.

So ist die Grundthese von “The Digital Wunderkammer”, dass die Digitalisierung die Welt rasant verändert hat – vergleichbar mit der fundamentalen Umbruchphase der Gutenberg-Zeit. Nicht nur Informationen, sondern auch Bilder werden schnell, gezielt und großräumig verbreitet. Und das Internet bietet scheinbar unendliche Möglichkeit zum globalen Speichern und Vernetzen von Wissen und dessen Repräsentation: Es wird zu einer neuen, digitalen Wunderkammer. Aber nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Art und Weise wie wir Bilder wahrnehmen hat sich, so die Prämisse des Buchs, verändert: Die Geltung der visuellen Kommunikation nimmt merklich zu. „Wo immer sich Kommunikation verändert, verändern sich die Fundamente der Gesellschaft”, schreibt Burda in seinem Buch.

Im Anschluss an seine Präsentation diskutierte Burda mit GAFFTA-Schirmherr Peter Hirshberg über den Einfluss digitaler Technologien auf unsere Gesellschaft und die kulturellen Veränderungen, die dies mit sich bringen wird.

Im Zeichen des Miteinanders

Im Schloss Bellevue: Salomon Korn, Michael Naumann, Hubert Burda und Christian Wulff (c) Bundespresseamt

Zu Ehren des Aktionskomitees der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg hat Bundespräsident Christian Wulff Hubert eine Komitee-Delegation – darunter: Salomon Korn und Hubert Burda – am Donnerstag zum privaten Abendessen ins Schloss Bellevue eingeladen. Ein Termin in kleiner Runde, der am Herzen lag: Schließlich nimmt die Hochschule auf besondere Weise eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahr. „Die Heidelberger Hochschule als Zentrum für Jüdische Studien auszubauen und im Geist des deutschen Judentums, seines Kosmopolitismus’, Studenten verschiedener Religionen, Nationen und Erdteile in Kultur und Geschichte des Judentums auszubilden, ist eine Herausforderung, die des Engagements vieler bedarf, welche die besondere Bedeutung dieser Chance begreifen”, erklärte Hubert Burda im Schloss Bellevue. Er betonte: „Um ein Miteinander zu fördern, muss erst ein gegenseitiges Verständnis gefunden werden.”

Sorge dafür zu tragen, dass die Hochschule Vorbild für ein solches kulturelles Miteinander werden kann, ist Ziel des Aktionskomitees. Zusammen mit Salomon Korn hatte Hubert Burda es 2008 zur ideellen und finanziellen Unterstützung des Hochschul-Neubaus gegründet. Die Mitglieder des Aktionskomitees – Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Medien und Sport – treffen sich seitdem in loser Folge unter dem Vorsitz Salomon Korns, um den intellektuellen Austausch auch über die offizielle Einweihung des Neubaus hinaus zu pflegen.

Insgesamt 2,15 Millionen Euro sammelten das Komitee und seine Mitglieder für den Neubau und die Ausstattung der Hochschule. Hubert Burda Media hat den Bau unter anderem mit der Virtuellen Bibliothek zur deutsch-jüdischen Geistesgeschichte unterstützt und mit Buchpatenschaften Mittel für das Projekt gesammelt. Mit großem Erfolg: Angefangen hatte die vom Zentralrat der Juden getragene Einrichtung mit 16 Studenten – jetzt ist Platz für 250. Derzeit sind 150 Studierende aus 14 Ländern eingeschrieben. Acht Lehrstühle befassen sich mit Bibel und Exegese, mit Kunst, rabbinischer Literatur, Philosophie und Geistesgeschichte. In der Hochschule werden Religionslehrer, Sozialarbeiter, Rabbiner und Kantoren ausgebildet. Eine neue Initiative der Hochschule ist das Aktionsprogramm „ Begegnen – Verstehen – Mitgestalten”, das Menschen in Begegnungsmodulen zusammenbringen soll.

Ein rasantes Leben

Hubert Burda gratuliert Paul Pietsch zum Hundertsten

Paul Pietsch ist erfolgreicher ehemaliger deutscher Automobilrennfahrer und Verleger aus Leidenschaft. Vor 65 Jahren gründete er gemeinsam mit den Motorsportlern Ernst Troeltsch und Josef Hummel die Motorsport GmbH in Freiburg, die die Autozeitschrift “Das Auto” auf den Markt brachte. Zu seinem 100. Geburtstag kamen nun prominente Weggefährten und Freunde im Neuen Schloss in Stuttgart zusammen. Verleger Hubert Burda gratulierte Pietsch persönlich in seiner Eigenschaft als Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ).

„Ihr Leben ist wie kaum ein anderes mit zwei großen Leistungen der Deutschen verbunden: Mit der Entstehung der Medien am Oberrhein, wo Sie herstammen und der Gründung Ihres Verlages in Stuttgart. Der Ort, von dem man sagt, dass hier die Wiege des Automobils steht”, so Hubert Burda. Er betonte, dass kaum ein anderer die historischen Dimensionen der Entwicklung der Medien und die Entwicklung des Autos in einer Person widerspiegele wie Paul Pietsch. „Ein großes Leben voller großer, kühner Taten und bei allem sind Sie bescheiden geblieben”, so Burda über den Jubilar. „Wer kann auf eine Biografie von einer derartigen historischen Bedeutung zurückblicken wie Sie?”

Mit dem Titel “Auto, Motor und Sport” bekam das Nachkriegsmagazin „Das Auto” einen neuen Namen. Noch immer ist es das publizistische Flagschiff des Verlags, der heute vielfältige Special-Interest-Zeitschriften zu den Themen Motorräder, Lastwagen, Flugzeuge, Camping oder Caravaning herausbringt. Weltweit sind es mehr als 140 Titel in 22 Ländern.

Hubert Burda erinnerte in seiner Rede an die Anfänge des Stuttgarter Medienunternehmens 1946. Einer Zeit, in der sich auch sein Vater Franz Burda um eine Genehmigung bei den französischen Behörden für die Zeitschrift „Das Ufer” – die heutige BUNTE – bemühte. Noch gut kann er sich an das Schriftstück „Droit d’imprimé” erinnern kann, das der Senator damals erhalten hatte. Bis 1952 widmete sich Pietsch neben dem Verlagsgeschäft weiter dem Motorsport, gab seine aktive Karriere jedoch nach einem Rennunfall auf. Zudem wurde der Verlag stetig erfolgreicher und größer. 1976 zog sich der Verleger aus dem aktiven Tagesgeschäft des Unternehmens zurück.

Unter den rund 250 Geburtstagsgästen im Neuen Schloss waren auch Hartmut Ostrowski, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG, VW-Chef Martin Winterkorn, ADAC-Präsident Peter Meyer und Audi-Vorstand Rupert Stadler. Darüber hinaus nahmen langjährige und verdiente Mitarbeiter der Motor Presse Stuttgart an dem Festakt teil, der mit einem Mittagessen im Marmorsaal des Schlosses endete. Tief gerührt drückte Paul Pietsch seine Dankbarkeit gegenüber Gratulanten und Gästen aus.

Gipfeltreffen des Geistes

Europäische Kultur unterstützen: Hubert Burda übergab den Petrarca-Preis 2011

Vergangenen Samstag wurden die Petrarca-Preisträger des Jahres 2011 ausgezeichnet. Im prächtigen Rokokosaal des Klosters Benediktbeuern nahmen die Schriftsteller John Burnside und Florjan Lipuš die Ehrung aus der Hand von Verleger Hubert Burda entgegen. Die Autoren teilen sich den mit 20.000 Euro dotierten Preis. „Wir wollen die nationale und regionale Kultur in Europa unterstützen”, sagte Stifter Hubert Burda zu Beginn der festlichen Preisverleihung.

Erklärtes Ziel sei es, europaweit nach Schriftstellern Ausschau zu halten, die ihrer jeweiligen Kultur eine einzigartige Stimme geben. Der Petrarca-Preis gilt als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen Deutschlands. Einmal im Jahr lädt Hubert Burda zu einem Fest der Literatur ein, das zugleich ein Gipfeltreffen des Geistes ist.

Schon die Zusammensetzung der Jury zeigt den hohen Anspruch dieser intellektuellen Institution. Mit Peter Handke, Michael Krüger, Peter Hamm und Alfred Kolleritsch hat Burda vier hochkarätige Protagonisten der Literaturszene an seiner Seite, die sich weder an Trends noch am Marktwert von Autoren orientieren. Was den Petrarca-Preis unverwechselbar macht, ist das Bekenntnis zum eigenständigen Werk im Kontext regionaler Zugehörigkeit. Die diesjährigen Preisträger, John Burnside und Florjan Lipuš, sind beispielhaft dafür.

Florjan Lipuš gehört der slowenischen Minderheit Kärntens an, einer vergessenen und von der österreichischen Politik unterdrückten Volksgruppe. „Seine Geschichten sind die eines Verschollenen”, sagte Laudator Peter Handke in Anspielung auf Kafkas Romanfragment „Amerika”. Zugleich halte Lipuš eine verschollene Sprache lebendig, die zum machtvollen Dokument von Bitterkeit und Protest werde: „Seine Epik ist ein gegliederter Aufschrei. Die Sprache knirscht mit den Zähnen, und gleichzeitig singt sie.” Besonders stellte Handke die erzählerische Haltung des Preisträgers heraus: „Eine Mischung aus Noblesse und Frechheit, die wir sonst nur aus mittelalterlichen Epen kennen. Heutzutage gibt es solche Literatur nirgends.”

Lipuš arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Lehrer. Für ihn fiel die Verleihung des Petrarca-Preises mit einem anderen wichtigen Ereignis zusammen: „In Kärnten hat die slowenische Sprache in diesen Tagen eine Ehrung erfahren: Die Ortsschilder sind seit kurzem zweisprachig. Es sind bejahende Symbole für das Jetzt und Hier eines Volkes.”

Wie für Lipuš ist auch für den schottischen Schriftsteller John Burnside das Thema Herkunft und Verlust zentral. Er war ein kleiner Junge, als die Familie Schottland verließ und noch England zog. Als Erwachsener kehrte er zurück. Heute hat er eine Professur für Kreatives Schreiben an der St. Andrews University inne. In seinen Gedichten beschwört Burnside seine schottische Heimat herauf, entwirft sinnliche Szenarien von Häfen und Fischerdörfern. „Er ist ein sprachbesessener Melancholiker mit Lust aufs Dasein”, charakterisierte Laudator Jan Wagner den Autor. „Zusammen mit der visuellen Pracht seiner Sprache hat das etwas geradezu Barockes.” In Metaphern und Vergleichen feiere Burnside die Sinnlichkeit des Sichtbaren, mit Formulierungen wie „the buttermilk of dawn”. In Deutschland wurde Burnside unter anderem mit dem Roman „Lügen über meinen Vater” bekannt. Eindringlich schildert er darin eine Kindheit, die von Armut und vom alkoholabhängigen Vater überschattet wird.

Der Petrarca-Preisjury um Hubert Burda ist es einmal mehr gelungen, ein Zeichen zu setzen in der Verwechselbarkeit formatierter Buchproduktion. Zweifellos wird die Ehrung dazu beitragen, Burnside und Lipuš in Deutschland bekannter zu machen. Für die Leser bieten sie die Chance ungewöhnlicher Entdeckungen: zwei Autoren, die sich dem globalisierten Mainstream des Literaturbusiness entziehen.