Der Iconic Turn

Hubert Burda präsentierte in Karlsruhe Thesen zum Iconic Turn

Hubert Burda hat in Zusammenarbeit mit namhaften Experten wie dem Philosophen Peter Sloterdijk und dem Medienwissenschaftler Bazon Brock ein weiteres Buch zum “Iconic Turn” herausgebracht. Am Dienstagabend präsentierte der Verleger „In Medias res – Zehn Kapitel zum Iconic Turn” an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

„Herr Burda Sie sind ein ‚embeded arthistorian’ der sich in unternehmerischen Kreisen bewegt”, führte Professor Wolfgang Ullrich den Verleger ein. „Ihr Buch ist die kondensierte Darstellung einer lebenslangen Beschäftigung”, ergänzte Kunsthistoriker Horst Bredekamp. Seit Jahren geht Burda der Frage nach, wie die Digitalisierung die Bedeutung von Bildern für die Gesellschaft verändert hat. „Iconic Turn” bedeutet in diesem Zusammenhang soviel wie eine Wende bei der Wahrnehmung von Bildern.

„Wo immer sich Kommunikation verändert, verändern sich die Fundamente der Gesellschaft”, schreibt Burda auch in seinem Buch. Durch Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks hatte eine Wende in der Kommunikation der Menschen stattgefunden, Bücher waren kein Statussymbol mehr, sondern der breiten Masse zugänglich.

Auch die Erfindung des Kupferstichs durch Martin Schongauer ließ einen Ruck durch die Welt gehen, so waren Gemälde nicht mehr nur an einen Platz gebunden, durch Replikationen konnte die ganze Welt daran Teil haben. Auch Innovationen wie die Fotographie und der Film veränderten die Kommunikation in der Welt maßgeblich. Das volle Ausmaß der Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, wird sich erst zeigen. „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs”, erklärte Hubert Burda bei der Buchpräsentation: „Man muss sich damit beschäftigen, wie neue Bilder entstehen.” Denn durch die Digitalisierung habe sich die Welt rasant verändert: Bilder werden schnell, gezielt und großräumig verbreitet. Die Geltung der visuellen Kommunikation nimmt merklich zu. Doch was sind Bilder eigentlich? Welche Funktion erfüllen sie in ihren jeweiligen Kontexten? Und wie hat sich die Wahrnehmung durch den „Iconic Turn” verändert?

Mit diesen und vielen weiteren Fragen befasst sich das jüngste Buch des Verlegers. Und diese Fragen wurden auch in Karlsruhe mit den Gastautoren Hans Belting, Horst Bredekamp, Bazon Brock, Friedrich Kittler und Peter Sloterdijk diskutiert. Hubert Burda hat das Buch seinem Sohn Felix gewidmet. „Er hat mich als Erster im Herbst 1990 auf die Bedeutung der digitalen Kommunikation und der elektronischen Wissenbibliotheken hingewiesen”, schreibt er in seiner Widmung. „Mit ihm habe ich, sei es in München, New York oder Seattle, in den 90er-Jahren begonnen, Gespräche über den Iconic Turn zu führen.” Felix Burda war nach seinem Tod 2001 auch die Vortragsreihe zum „Iconic Turn” von 2002 bis 2003 an Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München gewidmet.

Neue Wege im Netz

Hubert Burda forderte in Stuttgart grundlegende Web-Werbereformen

Werbeerlöse im Netz sind derzeit ein viel diskutiertes Thema. Zum 60-jährigen Jubiläum des Verbands der Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger (SZV) nahm Hubert Burda am Freitag Stellung. Den Gastvortrag hielt er in seiner Funktion als Präsident des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) auf der Jahresverbandstagung im Stuttgarter Porsche-Museum.

„Sie kennen mich als jemanden, der sehr früh von dieser digitalen Revolution gesprochen und sie als eine große Chance angesehen hat. Und nach wie vor konstatieren wir, dass die Aufmerksamkeit für journalistische Inhalte in den digitalen Medien immer größer wird. Was damit immer notwendiger wird, ist eine solide wirtschaftliche Basis für diese Angebote. Und hier stecken wir inmitten in einer Entwicklung, über die wir nicht froh sein können“, so Burda.

Der langjährige VDZ-Präsident hatte den viel zitierten Ausdruck von „Lousy Pennies“, die die Verlage im Netz für ihre journalistischen Inhalte bekommen, geprägt. „Haben wir etwas falsch gemacht? Ich glaube ja“, sagte er nun mit Blick auf die Klickkultur im Netz. Suchmaschinengigant Google habe einen Paradigmenwechsel in der Werbung bewirkt, dem Verlage nun unterworfen seien. Das könne so nicht bleiben.

Werbung im Web werde anders honoriert als in den klassischen Medien. Im Unterschied zu Zeitschriften, wo der – schwerer messbare – Marken- und Imageaufbau, den die Werbung beim Konsument bewirkt, entscheidend für den Wert einer Anzeige ist, sind im Netz dessen Klicks maßgebend. Mit der Währung „Cost per Click“ (CPC) bemisst sich der Wert der Werbung vor allem daran, wie oft ein Banner angeklickt wurde, gegebenenfalls auch, ob es zu einer Kaufaktion kam. Die direkte Aktion werde damit entscheidend, erklärte der Verleger, für den die Mechanismen der Bannerwerbung mehr denen des Direktmarketings als jenen der klassischen Werbung gleichen. „Wir haben uns nicht zuletzt durch Googles Marktdominanz auf einen Paradigmenwechsel eingelassen. Ich möchte diese Entwicklung als CPC-Drama bezeichnen.“

Ziel für Verlage im Netz müsse es nun sein, neue Werbeformen und Währungen für das Netz zu entwickeln, die den eigenen, klassischen Werbemechanismen entsprächen. „Damit können wir unser Leistungsspektrum in Richtung Markenaufbau im Netz verbessern. Daran arbeiten wir und andere tun das auch“, betonte Burda. Auf konkrete Auswege für Verlage und neue Geschäftsmodelle ging er nicht näher ein – die Verleger wollen dies zum Hauptthema bei den VDZ-Zeitschriftentagen im November machen.

Aktuelle Geschichte

Graf Alexander Fugger-Babenhausen, Hubert Burda und Fürst Hubertus Fugger-Babenhausen

„Navigare necesse est”: Seefahren ist notwendig – oder von Hubert Burda sinngemäß übersetzt mit „Du musst immer aufbrechen”. Diesen Wahlspruch hat er zwar ursprünglich von Sigmund Freud, dennoch verbindet Burda ihn mit einer anderen Persönlichkeit: Jakob Fugger. Welche Aktualität dessen Wirken im digitalen Zeitalter hat und inwiefern der Augsburger Kaufmann Hubert Burda ein (wahl-)verwandter Geist geworden ist, erklärte der Träger der Jakob-Fugger-Medaille am Dienstag im Bayerischen Landtag. Rund 400 Gäste aus Wirtschaft, Medien, Politik und Kultur waren gekommen, um die Rede zu hören.

Eingeladen hatte Landtagspräsidentin Barbara Stamm im Rahmen der Reihe „Der Landtag im Gespräch mit …”. „Wir brauchen einen Impulsgeber, der wie Sie Entwicklungen nicht nur rechtzeitig, sondern in ihrem Entstehen erkennt und daraus Konsequenzen für die Zukunft zieht”, erklärte die Politikerin in ihrer Begrüßungsrede.

Als Mensch, der ein Gespür für neue Entwicklungen hatte, und in Zeiten des Umbruchs immer weitergegangen ist, sieht Hubert Burda auch Jakob Fugger. „Die Zeit um 1500 war eine Schwellenzeit”, so der Verleger. Johannes Gutenberg revolutionierte mit seinen beweglichen Lettern den Buchdruck und Christoph Kolumbus entdeckte Amerika. „Zwei epochale Entwicklungen, der Beginn der Neuzeit”, sagt Burda. Heute sei genau so eine Schwellenzeit, die epochale Veränderung dabei das Internet.

Der 1559 in Augsburg geborene Fugger bekam sein erstes Rüstzeug in Venedig. Dort erlernte er eine völlig neue Form des Rechnungswesens: die doppelte Buchführung, anhand derer sich komplizierte Rechnungsvorgänge darstellen ließen. Der vielfältige Handel von Waren und ihre Distribution waren die Grundlagen des Fuggerschen Erfolgs. Das Haus erwarb sich schnell den Ruf von Zuverlässigkeit und Kreditwürdigkeit für Bankgeschäfte – und wurde unter anderm zum Finanzier Maximilians von Habsburg.

Die wesentlichste Veränderung brachte laut Burda aber die Erschließung der Seewege. Auch hier reagierte der weitsichtige Kaufmann schnell, schuf neue Faktoreien an Knotenpunkten wie Antwerpen und erschloss über den maritimen Weg zusätzlich den Handel mit dem neu entdeckten Amerika. „Jakob Fugger managte zu seiner Zeit den größten multinationalen Konzern, ein weltweites Handelsimperium vergleichbar etwa mit Nestle oder Siemens”, so Burda.

Neue Handelswege, sprich in der heutigen Onlinewelt Geschäftsmodelle entdecken, schwierigen Zeiten mit Offenheit und Innovativität begegnen – das ist für den Medienunternehmer Burda etwas, was man sich von Jakob Fugger abschauen kann. Die traditionellen Gutenberg-Medien entsprächen den alten terrestrischen Handelswegen, die neuen Medien würden maritim verbreitet. „Wir leben in einer völlig neuen Realität”, so Burda. Ein Umdenken sei gefordert.

Das Credo „Content ist King”, der Glaube der Verleger daran, ein Monopol auf Inhalte zu haben, sei in der maritimen Internetwelt hinfällig. Dagegen mache Google mit der Verbreitung von Inhalten und Informationen über Algorithmen statt über Redakteure Milliarden. Auch soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter mit rein nutzergenerierten Inhalten forderten eine neue Sichtweise. „Sie bekommen Nachrichten heute überall her”, erklärte Burda und spielte damit auf die Schwierigkeit an, im Netz Geld zu machen. Neue Wege in der digitalen Vermarktung zu gehen, sei daher wesentliche Aufgabe.

Als Beispiele für maritime Marken bei Burda nannte er digitale Beteiligungen wie Xing, Glam oder Holidaycheck und Onlinehändler wie Cyberport oder Computeruniverse, sowie die Tomorrow Focus AG – Nummer zwei in der Vermarktung. Der Digitalumsatz bei Burda wachse stetig und mache mittlerweile mehr als ein Viertel des Umsatzes aus. Es brauche allerdings die richtigen Menschen und den richtigen Innovationsgeist, um an den amerikanischen Vorsprung anzuschließen. „Navigare necesse est” – mit diesen Worten schloss Hubert Burda ganz im Sinne Jakob Fuggers – und lud die Gäste danach in die Schackstraße ein, um sich weiter auszutauschen.

Staats-Internet: Nein danke!

Unbegrenzte Online-Expansion? ARD und ZDF haben nun den Freifahrtschein

Die Rundfunkräte haben die gebührenfinanzierten Online-Angebote von ARD und ZDF durch den sogenannten „Dreistufentest” gewunken und ihnen damit die Möglichkeit eröffnet, das Internet neben Radio und Fernsehen als dritten Verbreitungsweg praktisch unbegrenzt zu nutzen. In einem Gastbeitrag in der “Bild am Sontag” vom 25. Juli kommentiert Hubert Burda diese Ergebnisse:

ARD und ZDF sind gute Fernsehsender. Leider tun sie immer mehr Dinge, die nicht ihr Auftrag sind. Etliche Millionen Gebührengelder investieren sie ins Internet

Das hat diese Woche Michael Hanfeld von der „FAZ” beschrieben und dabei die hemmungslose Ausbreitung von ARD und ZDF im Internet kritisiert. Ihm ist es zu verdanken, dass es zwischen den Zeitungen und Zeitschriften und den öffentlich-rechtlichen Sendern richtig geknallt hat.

Was war passiert? Mit einem beispiellosen Durchwinken des sogenannten „Dreistufentests” haben nun ARD und ZDF die Möglichkeit, das Internet neben Radio und Fernsehen als dritten Verbreitungsweg praktisch unbegrenzt zu nutzen.

An sich ist gegen Wettbewerb nichts einzuwenden, und die auf der ganzen Welt bewunderte Medienlandschaft in Deutschland bestand in einem feinen Miteinander von Zeitungen und Zeitschriften auf der einen sowie ARD und ZDF auf der anderen Seite. Der Unterschied: Die Verlage finanzieren ihre Online-Aktivitäten aus ihren Gewinnen. ARD und ZDF dagegen aus unseren Gebühren. Da sie aber ihre Inhalte neben die Angebote der anderer Medienhäuser ins Netz stellen, können diese ihre Angebote immer schwerer refinanzieren. Eine weitere Trumpfkarte: Die Sender können im Laufe ihrer Sendungen ständig auf ihre Internetangebote verweisen und damit deren Reichweite deutlich erhöhen. Zum Beispiel im Rahmen der WM.

Die Damen und Herren Intendanten gehören ja zu den nettesten Kollegen dieses Medienarchipels Deutschland. Aber ich frage mich manchmal, ob sie wirklich erkennen, dass sie damit das ganze System der freien Presse bedrohen?

Besonderes Geschenk

Die Grundschule Fessenbach heißt nun Hubert-Burda-Schule

Hubert Burda ist Offenburger – ganz genau Fessenbacher. In dem kleinen Ortsteil hat der Verleger seinen ersten Wohnsitz, hier hat er ein Schlössle und seit gestern gibt es auch eine nach ihm benannte Grundschule. Damit steht der Unternehmer in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Friedrich Schiller, Konrad Adenauer oder Anne Frank, die ebenfalls ansässigen Schulen ihre Namen geben.

Bei fast frühlingshaften Temperaturen erlebten rund 150 Gäste, darunter Lehrer, Schüler und deren Eltern, die Taufe der Fessenbacher Schule, in der rund 90 Kinder unterrichtet werden. Die Idee, Hubert Burda die Grundschule zu widmen, hatte Rektor UIrich Fischer anlässlich des 70. Geburtstags des Verlegers. Unterstützer des Projekts fand er in Ortsvorsteher Paul Litterst und Oberbürgermeisterin Edith Schreiner.

„Ich freue mich, dass der neue Name der Schule mit dem weltweit erfolgreichen, aber auch in Fessenbach verwurzelten Unternehmer einen optimalen lokalen Bezug findet”, erklärte der Schulleiter. Ortsvorsteher Litterst bedankte sich bei Hubert Burda für das offene Ohr, das dieser immer habe, und dass er immer die Verbindung zu seinem Heimatort gepflegt hat. „Die Widmung der Schule soll dafür ein ‚bleibendes Geschenk der Dankbarkeit’ von Fessenbach an Hubert Burda sein”, erklärte Litterst.

Gemeinsam enthüllten Ortsvorsteher und Verleger die Namenstafel „Hubert-Burda-Schule” vor dem Schuleingang. „Ich danke Euch sehr für die große Ehre und ich verspreche, dass ich immer ein Auge darauf habe, dass diese Schule wächst und gedeiht'”, betonte Burda in seiner Dankesrede. Und ging darauf ein, dass er jeden Winkel in Fessenbach kenne und wie viel er mit der Gegend verbindet. „Es ist ein begnadet schöner Ort”, so der Badener.

Oberbürgermeisterin Schreiner beglückwünschte die Schule zu der Namenswahl und freute sich, dass die Kinder den Namensgeber ihrer Schule persönlich kennenlernen konnten. „Sie vermitteln, wie man lernt und neugierig ist und wie man sich den neuen Medien öffnet und sich fit für unser neues Wissensjahrhundert macht”, wandte sich Schreiner an Hubert Burda.

Von den Schülern gab es als Dankeschön einen Chorauftritt und eine Tanzvorführung. Und gut, dass in der Ortenau jedes Kind von klein an das „Badner Lied” beherrscht – das wurde am Ende des offiziellen Teils gemeinsam von allen Gästen und der Burda-Werkskapelle angestimmt, bevor Luftballons mit dem Aufdruck „Hubert-Burda-Schule” in den Himmel über Fessenbach stiegen.

Zu Gast im Schloss

Begrüßung in Bellevue: Das Bundespräsidentenpaar empfing Hubert Burda und Maria Furtwängler

Es war ein verspätetes Geschenk zu Hubert Burdas 70. Geburtstag: ein exklusives Mittagessen im kleinen Rahmen bei Bundespräsident Horst Köhler im Berliner Schloss Bellevue. Die Gästeliste durfte der Jubilar persönlich zusammenstellen – und entschied sich für eine illustre Runde aus rund 20 Freunden und Weggefährten. Darunter Max-Planck-Präsident Peter Gruss, Philosoph Peter Sloterdijk oder Unternehmer Arend Oetker.

Horst und Eva Köhler empfingen Hubert Burda und Gattin Maria Furtwängler zur Mittagszeit auf dem geschichtsträchtigen Amtssitz an der Spree. „Ich glaube, ich kann das auch im Namen der Anwesenden sagen, wie sehr wir uns freuen, Ihre Gäste zu sein und wünschen uns ein spannendes und interessantes Mittagessen”, bedankte sich der Verleger für die Einladung in die Bundeshauptstadt.

Die folgenden zwei Stunden im Schinkelsaal des Schlosses standen ganz im Zeichen der Vorlesungsreihe „Iconic Turn”, die Hubert Burda von 2000 bis 2004 an der Ludwig Maximilians Universität in München initiiert hatte. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie sich die Gesellschaft durch eine zunehmende Macht der Bilder verändert. Viele der geladenen Gäste waren Referenten der Vorlesungsreihe.

Während des Essens entbrannte ein reger Austausch über Medien, die digitale Revolution und die Frage, wie sich die Gesellschaft durch eine zunehmende Macht der Bilder verändert. „Es gibt keinen Bereich, der mittlerweile nicht davon betroffen ist: Denken Sie nur an die Veränderung bei den gedruckten Medien”, gab Hubert Burda zu bedenken. Sloterdijk verwies darauf, dass dies eine Diskussion sei, die – in sich verändernder Form – seit mehreren hundert Jahren geführt wird und vermutlich nie enden wird.

Wolfram Weimer, der im Herbst die Chefradaktion von FOCUS übernimmt und sich derzeit im Hauptstadt-Büro als Entwicklungschef mit seinen Aufgaben vertraut macht, sah in der Veranstaltung Parallelen zu Versammlungen von Gelehrten im antiken Griechenland: „Es war eine geistreiche Runde lebhafter Vordenker. Hubert Burda hat aus Schloss Bellevue eine philosophische Agora werden lassen.”

In einer entspannten und freundschaftlichen Atmosphäre plauderten und diskutierten die Gäste. „Es hat einfach die Chemie gestimmt”, resümierte Stephan Sattler aus dem Stab von Hubert Burda.

Wieder in Petrarcas Namen

Die Jurymitglieder Michael Krüger, Peter Hamm und Peter Handke bei der Buchbesprechung

Ein Fest der Poesie wird es auch in diesem Juni wieder sein – aber mit Rückbesinnung auf seine Wurzeln. Denn nach zehn Jahren Hermann-Lenz-Preis haben sich Stifter Hubert Burda und die Jury – Peter Hamm, Peter Handke, Alfred Kolleritsch und Michael Krüger- entschlossen, den Preis in diesem Jahr erstmals wieder im Namen des italienischen Dichters Petrarca zu vergeben.

Der Petrarca-Preis wurde von 1975 bis 1995 an Lyriker wie Zbigniew Herbert, Jan Skácel, Tomas Tranströmer und Philippe Jaccottet vergeben. An diese Tradition soll die Auszeichnung für europäische Literatur anknüpfen und an internationale Autoren vergeben werden.

Petrarca-Preisträger: Pierre Michon und Erri de LucaDie erste Verleihung des “neuen” Petrarca-Preises findet am 12. Juni auf Schloss Salem statt. Preisträger der jeweils mit 10.000 Euro dotierten Würdigung sind der Franzose Pierre Michon und der Italiener Erri de Luca.

Wie schon in den Jahren zuvor wird es weiterhin einen Preis für einen jungen osteuropäischen Lyriker geben. Er geht in diesem Jahr an den Slowenen Lucija Stupica. Noch eine Konstante: Auf Schloss Salem werden auch die Stipendiaten der Hermann-und-Hanne-Lenz-Stiftung ausgezeichnet. Die Verleihung findet im Rahmen eines mehrtägigen Poetentreffs statt, zu dem ein Kreis illustrer Gäste eingeladen ist.

Ein Tag voller Überraschungen

Hubert Burda und Offenburgs Oberbürgermeisterin Edith Schreiner

9. Februar, kurz nach elf im Münchner Burda-Fotostudio – und es war kein Platz mehr zu bekommen. Von einer Leinwand gratulierten Udo Jürgens, Paulo Coelho, Josef Ackermann oder Yossi Vardi per Videobotschaft – und mittendrin stand ein überraschter Hubert Burda, den zu seinem 70. Geburtstag ein Potpourri von Überraschungen erwartete.

Das absolute Highlight waren die singenden Chefredakteurinnen. Sechs Blondinen und eine Brünette standen auf der Bühne, swingten zu „Mamma Mia” oder „Qué séra, séra” – und hatten die Herzen der Zuhörer spätestens erobert, als sie passend zum Milka-Slogan „Hubert Burda, der zarteste Verleger, seit es Magazine gibt” ins Mikro hauchten. Ganz klar, dass da der ganze Saal lautstark nach einer Zugabe verlangte.

FOCUS-Chef Helmut Markwort führte durch die „stark musikalisch durchsetzte Überraschungssoirée” und stand wenig später mit Frack, Zylinder und weißem Schal samt seiner vier Vorstandskollegen selbst auf der Bühne, um die etwas andere Version von „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten” zu präsentieren. Dafür ernteten die Herren ebenfalls tosenden Applaus.

Die Kinder des Hauskindergartens „Burda Bande” hatten zwischendurch einen Überraschungsgast auf die Bühne geführt – und Entertainer Thomas Gottschalk überlegte auf seine bekannt flapsige Art, dass wahrscheinlich „die Vorliebe des Jubilars für blond” zu seinem Engagement geführt habe. Für Lachtränen nicht nur beim Geburtstagskind sorgte außerdem Kabarettist Wolfgang Krebs der als Horst Seehofer aka Günther Beckstein aka Edmund Stoiber auftrat.

Nach der Mittagspause ging es für Hubert Burda direkt weiter nach Offenburg, wo er von der Betriebskapelle und einem „Happy Birthday”-Ständchen aller Mitarbeiter empfangen wurde. Medien Park-Chef Reinhold G. Hubert überreichte einen „Picture Man” und Offenburgs Oberbürgermeisterin Edith Schreiner hatte ein ganz besonderes Geschenk im Gepäck: Direkt vor dem Medien Park befindet sich ab sofort nicht mehr der Kestendamm, sondern der Hubert-Burda-Platz.

So kurz vor dem „Schmotzigen Dunschdig” durfte in Baden natürlich auch ein Vorgeschmack auf die schwäbisch-alemannische Fastnacht nicht fehlen: Von den Zünften der Althistorischen Narrenzunft und der Hexenzunft gab’s gesungene Geburtstagsüberraschungen – und da mussten auch Geschäftsführer und Vorstand mit einstimmen.

Happy Birthday!

Hubert Burda im Porträt – als Bildmosaik aus vielen spannenden Jahren

Es war der 9. Februar 1940, als Aenne und Franz Burdas dritter Sohn in Heidelberg das Licht der Welt erblickt. Heute, 70 Jahre später, ist Hubert Burda Eigentümer eines der größten deutschen Medienhäuser, Reichweitenführer im Zeitschriftenmarkt – und längst alt genug für den wohlverdienten Ruhestand. Wer damit ernsthaft rechnet, kennt aber den Verleger nicht.

Nach seinem Studium der Kunstgeschichte in München und der erfolgreichen Promotion übergibt Vater Franz seinem Sohn 1966 den Schlüssel für das Verlagshaus in der Arnulfstraße – und zehn Jahre später auch die Verantwortung für eines der wichtigsten Blätter, die BUNTE. Ein gutes Jahrzehnt war Hubert Burda hier Chefredakteur und erinnert sich an eine nicht immer einfache Zeit mit dem Vater: „Wenn ihm etwas an unserem Heft nicht gefiel, hat er schon mal die Druckmaschinen angehalten – und dann haben wir doch weitergedruckt.”

Nach dem Tod von Franz Burda und der Realteilung unter den drei Brüdern hat Hubert Burda 1986 das Verlagsgeschäft mit damals 15 Titeln sowie die Druckereien in Offenburg und Frankreich übernommen. In den folgenden Jahren baute er den Printbereich aus und trieb die Internationalisierung voran – so dass sein nach ihm benanntes Unternehmen heute mehr als 260 Zeitschriften weltweit verlegt.

Von der Branche wurde der Offenburger lange belächelt und als „Schwarzwald-Springerle” abgetan – bis ihm 1993 mit Helmut Markwort und dem FOCUS der große Wurf und die Konkurrenz zum „Spiegel” gelang. Zeitgleich hat Hubert Burda sein Unternehmen aus der textlich geprägten Guttenberg- in die digitale Google-Welt geführt. Seit Anfang der 90er Jahre trieb er die Digitalisierung voran – hat damit aber nicht immer Erfolg gehabt. Mit seinem Datendienst „Europa Online” beispielsweise war er der Zeit voraus und musste ihn einstellen.

Trotz solcher Rückschläge hält Hubert Burda aber an der Strategie fest und baut seit Ende der 90er Jahre gemeinsam mit Paul-Bernhard Kallen das Beteiligungsgeschäft auf – mittlerweile macht der Digitalbereich 25 Prozent des Konzernumsatzes aus.

An eine profitable Zukunft von Print glaubt der Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) trotzdem und vergleicht die digitale Revolution mit dem Übergang von den terrestrischen zu den maritimen Handelswegen um das Jahr 1500. Auch damals seien die alten Wege nicht verschwunden, sondern die erfolgreichen Handelsleute hätten parallel auf die neuen Routen gesetzt.

Pünktlich zum 70. Geburtstag hat der für seine Arbeit vielfach ausgezeichnete und gesellschaftlich engagierte Hubert Burda den Generationswechsel eingeleitet und den Vorstandsvorsitz an Paul-Bernhard Kallen übergeben. Im Ruhestand sieht er sich aber noch lange nicht: Die verlegerische und unternehmerische Richtlinienkompetenz liegt weiter bei ihm. Heute ist aber erstmal Zeit zum Feiern.

Die Zukunft im Netz

Blick in die Zukunft: DLD zog 800 Gäste nach München

Wie sieht nach der Krise die Zukunft in Wirtschaft und Gesellschaft aus? Die Digitalkonferenz DLD eröffnete vom 24. bis 26. Januar für rund 800 Gäste in München neue Perspektiven.

DLD ist international bekannt dafür, nicht bloß eine weitere Web-Konferenz zu sein. Zwei Dinge machen sie besonders: Die Bandbreite der Themen und der freundschaftliche, kommunikative Charakter. Das heißt: Auch hinter den Kulissen passiert viel, werden neue Kontakte geknüpft oder entstehen ganze Geschäftsideen.

Diese Mischung war Grund für Hubert Burda, bereits zum sechsten Mal Vordenker aus der ganzen Welt nach Deutschland einzuladen. Und bei dem Austausch ging es nicht nur um Digitales, sondern auch um Kunst, Kultur und soziale Verantwortung. Kein geringerer als Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus zeigte beispielsweise, wie man dank der neuen Technologien mit ganz wenig Großes schaffen kann.

Dass Neues auch Altes verdrängen kann, darum ging es ebenso: „Unruhestifter” wie die Gründer von des Telefondienstes Skype, der Online-Enzyklopädie Wikipedia oder dem Browser-Hersteller Mozilla haben gezeigt, wie ganze Industriezweige umgekrempelt werden können. Andere Bereiche werden folgen – und vielleicht ist die nächste große Idee schon gestern in einer kleinen Garage in China angeschoben worden. Die heranwachsende Supermacht sieht Trendforscher John Naisbitt derzeit vom Westen völlig unterbewertet.

Es ging beim DLD in München aber auch um Inhalte im Netz – gerade für Medienhäuser wie Burda ein wichtiges Thema. Mit ihnen lässt sich online kaum Geld verdienen und auch die Werbung wirft gerade mal „lousy pennies” ab, wie es Hubert Burda im vergangenen Jahr formulierte und nochmals wiederholte. Aber werden die mittlerweile fast unzählbaren Inhalte im Netz in Zukunft überhaupt noch von Menschen erstellt? FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher kritisierte: „Heute entscheiden Algorithmen, welche Informationen wichtig sind.”

Und da fehlt die Transparenz, genauso wie bei der Auswertung von Suchergebnissen oder der Bezahlung von Online-Werbung. Burda-Vorstandschef Paul-Bernhard Kallen forderte deshalb Suchmaschinengigant Google zu mehr Offenheit auf. Vize und Chefjustiziar David Drummond möchte seine Geschäftspartner nicht vergraulen und signalisierte zumindest Diskussionsbereitschaft. Viele spannende Anknüpfungspunkte also für eine siebte Ausgabe der Innovationskonferenz im kommenden Jahr.